Laurens Vanthoor zählt seit Jahren zu den anerkanntesten Fahrern im GT-Motorsport. Nur in der DTM will es nicht so recht klappen. Bei seinem Seriendebüt belegt der Belgier mit dem Porsche-Kundenteam SSR Performance nur den 16. Platz in der Meisterschaft mit 30 Punkten - zu wenig für die Ansprüche des ambitionierten Porsche-Werksfahrers, der am kommenden Wochenende sein Heimspiel in Spa-Francorchamps (09.-11. September 2022) bestreitet.

"Das ist eine der härtesten Saisons seit langer Zeit", räumte Vanthoor im Vorfeld ein. "Ich weiß, dass man mit einem neuen Hersteller, einem neuen Team und einer neuen Team-Fahrer-Paarung nicht einfach daherkommt und allen zeigt, wie es geht. Das ist unmöglich und ich hatte auch nicht erwartet, zu gewinnen. Aber es ist viel komplizierter als das. Dafür gibt es mehrere Gründe. Es ist aber besser, wenn die intern bleiben."

Alle 911er auf dem DTM-Podium - nur Vanthoor nicht

Was Vanthoor am meisten fuchsen dürfte: Das Potenzial für Siege und Podestplätze in der DTM ist mit dem Porsche 911 GT3 R vorhanden. Die ersten Rennwochenenden gestalteten sich noch schwierig für den neuen GT3-Wagen mit seinem Boxermotor. Auf dem Norisring hat Werksfahrer-Kollege Thomas Preining aus dem Team von Timo Bernhard dem 911er aber bereits einen historischen ersten DTM-Sieg beschert.

Und auch Vanthoors SSR-Teamkollege, Dennis Olsen, kann bereits Erfolge vorweisen. Der Norweger ist Gesamt-Neunter, hat zwei Podien und fast doppelt so viele Punkte (59) erobert. Zuletzt stand Olsen beim vergangenen Rennwochenende am Nürburgring auf dem Treppchen. Vanthoors bislang bestes Resultat ist ein vierter Platz auf dem Norisring. In fünf von zehn Rennen fuhr er in die Punkteränge, nur ein Mal schaffte er es in die Top-8 der Startaufstellung.

P4 für Laurens Vanthoor auf dem Norisring, Foto: DTM
P4 für Laurens Vanthoor auf dem Norisring, Foto: DTM

Vanthoor: "Bin nicht der schlechteste Fahrer der Welt"

"Wir haben gute Ingenieure, ein gutes Team und das Auto kann performen", sagte Vanthoor. "Ich denke nicht, dass ich der schlechteste Fahrer der Welt bin. Und es wäre schön, das irgendwann auch mal zu zeigen."

Für Vanthoor könnte die DTM ein einmaliges Abenteuer bleiben. Der 31-Jährige zählt zum bereits nominierten Porsche-Aufgebot für das neue LMDh-Projekt ab 2023. Vanthoor ist sowohl mit der WEC als auch mit der US-amerikanischen IMSA-Serie bestens vertraut. Ein Doppelprogramm aus LMDh und DTM ist eher unwahrscheinlich. Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach sagte erst vor wenigen Wochen zu Motorsport-Magazin.com, dass alle Werksfahrer ein klares Fokus-Projekt absolvieren sollen.

"Damit es kein komplettes Desaster wird"

Vanthoors jüngste Aussagen lassen auf einen bevorstehenden DTM-Abschied hindeuten: "Ich will das DTM-Kapitel mit mindestens einem Sieg oder Podest schließen. Damit es kein komplettes Desaster ist. Das ist mein Ziel."

Um den Wert eines guten Abschneidens in der DTM, mit mehr als 30 Jahren Geschichte eine der bekanntesten Rennserien, weiß Vanthoor: "Ich habe viel Zeit in Deutschland verbracht, das ist eine große Meisterschaft, ich bin damit aufgewachsen. Bis zu diesem Jahr verlief mein Weg eher in Richtung der Langstrecke, auch in den kommenden Jahren. In Sachen Glaubwürdigkeit ist die DTM für Fahrer ganz weit vorne. Natürlich ist es ein Team-Sport, aber der Speed eines Fahrers kommt mehr zum Vorschein im Vergleich zu Langstrecken-Rennen."

Laurens Vanthoor in der DTM-Saison 2022

RennenStartaufstellungRennen
Portimao I268
Portimao II117
Lausitzring I217
Lausitzring II179
Imola I1513
Imola II17Ausfall
Norisring I154
Norisring II2516
Nürburgring I15Ausfall
Nürburgring II811

Vanthoor 2022: Bruder-Crash am Nürburgring, Porsche-Crash in Daytona

Vanthoor erlebte auch abseits der DTM keine einfache Saison 2022. Vor allem sein Crash beim 24h-Rennen Nürburgring ausgerechnet mit dem jüngeren Bruder Dries sorgte für Schlagzeilen. Während Laurens nach der Highspeed-Kollision mit seinem Manthey-Porsche vorzeitig ausfiel, konnte Dries das Rennen fortsetzen und später mit Phoenix-Audi gewinnen.

Für Aufsehen hatte Laurens Vanthoor schon zu Beginn des Jahres gesorgt. Beim 24-Stunden-Rennen in Daytona kollidierte er nach einem rundenlangen und spektakulären Sieg-Duell mit Porsche-Werksfahrer-Kollege Mathieu Jaminet - Platz drei anstelle des sicheren Doppelsieges beim US-Klassiker in Florida.

Damit muss Vanthoor weiter auf einen 24h-Daytona-Triumph warten in seiner bereits beeindruckenden Vita mit Siegen bei den 24h Nürburgring (2015), beim FIA GT World Cup in Macau und den 24 Stunden von Dubai (beide 2016), in der GTE-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans 2018 sowie beim 24h-Rennen in Spa-Francorchamps 2020.