Das alljährliche Rennkalender-Puzzeln der DTM ist im vollen Gange. Wurden die Termine für die nächste Saison in der Vergangenheit meist beim finalen Rennwochenende im Oktober kommuniziert, ist man bei der Dachorganisation ITR inzwischen etwas früher dran. Im September könnte der DTM-Kalender 2023 veröffentlicht werden.

Letztes Jahr überraschten die Verantwortlichen mit der Bekanntgabe am Rande des Spielberg-Events Anfang September - so früh wie noch nie unter der Regie von DTM-Chef Gerhard Berger. Bildet das Rennwochenende in Österreich (23.-25. September) auch diesmal wieder den Rahmen für die Präsentation? Vor den Rennen auf dem Red Bull Ring wartet noch das sechste DTM-Event im belgischen Spa-Francorchamps bereits übernächsten Wochenende (09.- 11. September).

DTM-Rennkalender 2023: Zurück zu den Wurzeln

Was der neue Plattform-Verantwortliche der DTM-Organisation, Ex-DTM-Champion Martin Tomczyk, auf dem Nürburgring ankündigte, dürfte die eingefleischten Fans der Traditionsserie freuen. "Wir gehen davon aus, dass wir den Kalender im September veröffentlichen können", ließ sich der 40-Jährige entlocken. "Der Ansatz war, 'back to the roots' (Zurück zu den Wurzeln) zu gehen, weil wir die Fan-Nähe wollen und die Hauptorte dafür sind Deutschland und Umgebung."

Schon vorher hatte DTM-Boss Gerhard Berger verraten, dass 50 Prozent der Rennen im DTM-Kalender 2023 auf Rennstrecken in Deutschland ausgetragen werden sollen. Also so wie im aktuellen Rennkalender mit den Veranstaltungen auf dem Lausitzring, am Norisring, auf dem Nürburgring sowie in Hockenheim, denen Auslands-Events in Portimao, Imola, Spa-Francorchamps und Spielberg entgegenstehen.

Volles Haus bei der DTM auf dem Nürnberger Norisring, Foto: DTM
Volles Haus bei der DTM auf dem Nürnberger Norisring, Foto: DTM

DTM-Termine 2023: 50 Prozent der Rennen in Deutschland

Während die Rennen auf deutschem Boden dieses Jahr durchaus gut besucht waren, hielt sich das Zuschauer-Interesse in Portimao und Imola arg in Grenzen. Nur wenige tausende zahlende Fans fanden den Weg an die Grand-Prix-Strecken. Traditionell tut sich die DTM schwer im Süden Europas. Das mangelnde Interesse war auch für Berger und trotz der Markenpräsenz von Ferrari und Lamborghini keine größere Überraschung gewesen.

Besser lief es seit jeher in den grenznahen Ländern Belgien und den Niederlanden. Berger am Nürburgring: "Wir drehen uns im Kern immer um die gleichen Strecken, weil wir sagen, dass 50 Prozent der Rennen in Deutschland stattfinden sollen, um den deutschen Fans ganz nahe zu bleiben. Da kennen wir unsere Strecken. Und im nahen Ausland sind es die üblichen Verdächtigen mit Holland, Belgien und Italien."

Traditionsreiche Strecke, kaum Interesse: DTM in Imola, Foto: DTM
Traditionsreiche Strecke, kaum Interesse: DTM in Imola, Foto: DTM

Zwei DTM-Events im gleichen Nachbarland?

Interessant dabei: Tomczyk wollte auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com nicht ausschließen, dass die DTM 2023 mehr als ein Rennwochenende im gleichen Nachbarland austragen könnte: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir auch in einem anderen Land zwei Rennen austragen." Die Möglichkeiten liegen auf der Hand: in Belgien kommen Spa-Francorchamps und der DTM-Traditionskurs Zolder in Frage. In den Niederlanden wären es Zandvoort und Assen, wo die Serie ebenfalls mehrfach zu Gast war. Und in Italien dürften wieder Imola und Monza ein Thema sein. Auch auf den vor allem bei Fahrern beliebten und anspruchsvollen Rennstrecken in Misano und Mugello hat es schon Gastspiele der DTM gegeben.

In den Medien immer wieder spekuliert wurde auch ein zweites Rennen in Österreich. Neben dem Red Bull Ring des Berger-Vertrauten und Konzernbesitzers Didi Mateschitz würde sich der Salzburgring anbieten. Auf der Rennstrecke unweit der deutsch-österreichischen Grenze trug die DTM zu früheren Zeiten bereits denkwürdige Rennen aus.

Der Hochgeschwindigkeitskurs im sogenannten ‚Nesselgraben‘ zwischen Koppl und Plainfeld ist nämlich wegen der großen Unfallgefahr umstritten. Motorsport-Magazin.com war am 28.08.1988 live dabei, als bei glühender Hitze vier DTM-Rennen gestartet, aber kein einziges beendet wurde. Wegen mehrerer Massencrashs, die für den größten Schrottplatz in der DTM-Geschichte und Gesamtschäden in Millionenhöhe sorgten, kamen nicht einmal ein Drittel der insgesamt 31 Starter ins Ziel! Deshalb wurde damals von den Herstellern BMW, Ford und Mercedes die Reißleine gezogen.

Der Rosenheimer Tomczyk: "Wir haben uns auch den Salzburgring angesehen. Ich mag die Strecke und für Fans wäre das auch ein tolles Event. Ich kann aber noch nichts mit Sicherheit sagen. Wir sind mit Vielen in Gesprächen und befinden uns in der Finalisierung."

50 Prozent von wie viel?

Dabei stellt sich unweigerlich die Frage: Wie viel sind eigentlich "50 Prozent in Deutschland"? Ist die Rede von vier Events und damit acht Rennen wie in der diesjährigen Saison, oder könnten es sogar noch mehr werden? Lausitzring, Norisring, Nürburgring und Hockenheim dürften fix gesetzt sein. Ein Fragezeichen steht hinter der Motorsport Arena Oschersleben, wo die Verantwortlichen zumindest an einer DTM-Rückkehr interessiert sind, wie Motorsport-Magazin.com ausführlich berichtet hatte:

Auch Doppel-Rennen auf einer deutschen Rennstrecke wie früher auf dem Hockenheimring oder 2020 während der Pandemie auf dem Nürburgring können aktuell nicht ausgeschlossen werden. Sollte es tatsächlich kommendes Jahr fünf Events in Deutschland geben, müssten es laut der aktuellen Aussagen auch fünf im europäischen Ausland sein. Einen DTM-Rennkalender mit zehn Veranstaltungen gab es zuletzt 2018, dem Jahr des Mercedes-Werksausstieges.

Nordschleife? Berger: "Nicht sehr realistisch"

In den Planungen der DTM-Verantwortlichen spielt eine Rückkehr auf die legendäre Nordschleife des Nürburgrings hingegen aktuell offenbar keine Rolle. "Momentan nicht sehr realistisch", sagte Berger zu ProSieben. "Wir kommen in den Verhandlungen nicht richtig vorwärts. Es wäre ein Traum und etwas, das ich mir für die DTM wünschen würde, auch für die Fahrer. Allerdings braucht man auch die Rennstrecke dazu, die die Möglichkeiten bietet. Und da sind wir nicht so richtig vorwärts gekommen."

Es sind die üblichen und seit Jahren diskutierten Themen, die einen Start auf der Nürburgring-Nordschleife erschweren: hohe Kosten für die TV-Übertragung und Sicherheitsvorkehrungen, dazu kaum Platz im eng gestrickten Rennkalender der Nordschleife mit Industrie- und Touristenfahrten und nicht zuletzt die Frage, ob Fans an zwei Rennen mit nur vier Runden entlang der rund 25 Kilometer langen Strecke überhaupt ein Interesse hätten.

Tomczyk ergänzte: "Bei der Nordschleife ist die Sicherheit das geringste Problem, beim 24h-Rennen wird ja mit den gleichen Autos gefahren. Es geht eher um die TV-Übertragung und wie oft die Fans die Autos auf der Strecke sehen können. Wir haben Gespräche geführt und das ist auch nicht ganz vom Tisch. Wir schauen uns alles an, aber am Ende müssen wir abschätzen, was für die Fans und Teams Sinn macht und was nicht."