Der Traum vieler Fans einer Rückkehr der DTM auf die Nordschleife des Nürburgrings ist offenbar erst einmal in weite Ferne gerückt. Immer wieder gab es Spekulationen und Gedankenspiele über ein Comeback der deutschen Traditionsserie auf die berühmteste Rennstrecke der Welt - vor allem unter dem neuen GT3-Reglement, schließlich fahren auch beim 24h-Rennen und in der NLS-Langstreckenserie die GT3-Fahrzeuge in der 'Grünen Hölle'.

Aktuell sieht es aber nicht nach einem Nordschleifen-Revival für die DTM aus. "Momentan nicht sehr realistisch", sagte DTM-Boss Gerhard Berger zu ProSieben. "Wir kommen in den Verhandlungen nicht richtig vorwärts. Es wäre ein Traum und etwas, das ich mir für die DTM wünschen würde, auch für die Fahrer. Allerdings braucht man auch die Rennstrecke dazu, die die Möglichkeiten bietet. Und da sind wir nicht so richtig vorwärts gekommen."

Vor knapp 30 Jahren fuhr die DTM zuletzt auf der Nordschleife, Foto: Daimler AG
Vor knapp 30 Jahren fuhr die DTM zuletzt auf der Nordschleife, Foto: Daimler AG

Berger: "So große Rennstrecken sorgt für Riesen-Aufwand"

Es sind die üblichen und seit Jahren diskutierten Themen, die einen Start auf der Nürburgring-Nordschleife erschweren: hohe Kosten für die TV-Übertragung und Sicherheitsvorkehrungen, dazu kaum Platz im eng gestrickten Rennkalender der Nordschleife mit Industrie- und Touristenfahrten und nicht zuletzt die Frage, ob Fans ein Rennen mit nur wenigen Runden entlang der Strecke überhaupt anschauen würden.

Berger, der immer wieder mit DTM-Rennen auf der Nordschleife geliebäugelt hatte und um den medienwirksamen Wert der Eifel-Strecke weiß: "Eine so große Rennstrecke sorgt für einen Riesen-Aufwand, was Kameras, Übertragung und Sicherheitsvorkehrungen anbelangt. Da sind die Themen Zeit und Kosten bis jetzt noch nicht so auf den Tisch gekommen, wo man gesagt hat: So könnte es gehen."

Die Zukunft der DTM auf dem Nürburgring sieht der Österreicher eher auf dem Grand-Prix-Kurs, möglicherweise wieder auf dem längeren GP-Streckenlayout. In diesem Jahr kommt nur die 3,629 Kilometer lange Kurzanbindung zum Einsatz. Das soll Fans vor Ort die Möglichkeit bieten, die Autos häufiger vorbeifahren zu sehen. Allgemein ist die aus Formel-1-Zeiten bekannte Streckenvariante allerdings beliebter.

Foto: Gruppe C Photography
Foto: Gruppe C Photography

DTM-Rennkalender 2023 könnte in vier Wochen stehen

Immerhin dürfte der Nürburgring im Gegensatz zur F1 weiter einen festen Platz im DTM-Rennkalender haben. Die Planungen für die Saison 2023 laufen auf Hochtouren, laut Berger könnte der Kalender in vier Wochen feststehen. "Wir drehen uns im Kern immer um die gleichen Strecken, weil wir sagen, dass 50 Prozent der Rennen in Deutschland stattfinden sollen, um den deutschen Fans ganz nahe zu bleiben", so der frühere Formel-1-Pilot. "Da kennen wir unsere Strecken. Und im nahen Ausland sind es die üblichen Verdächtigen mit Holland, Belgien und Italien."

Das Interesse an der GT3-DTM scheint derweil ungebrochen zu sein - offenbar so sehr, dass die Serienverantwortlichen um Plattform-Chef Martin Tomczyk über eine Begrenzung des Starterfeldes nachdenken müssen! Auf bestimmten Rennstrecken gibt es maximale Starteranzahlen, die nicht überschritten werden dürfen. In der diesjährigen DTM-Saison gehen bereits knapp 30 Autos von Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Lamborghini und Ferrari an den Start.

Berger: "Wir haben wahnsinnig viele Anfragen. Wir werden uns auch damit beschäftigen müssen, ein Limit einzuführen für Fahrzeuge, die am Start stehen können. Ich gehe davon aus, dass wir maximal 28 bis 30 Autos zulassen werden. Aber die Anmeldungen gehen jetzt schon los. Wir haben ein super Interesse, das zeigt, dass die Meisterschaft mehr und mehr an Bedeutung findet."

Als die DTM auf der Nordschleife fuhr

Vor knapp 30 Jahren trug die DTM zum letzten Mal ein Rennen auf der legendären Nordschleife aus. Am 10. Juni 1993 sahen 120.000 Fans entlang der Strecke, wie der spätere italienische DTM-Champion Nicola Larini im Alfa Romeo 155 V6 TI als Nordschleifen-Neuling völlig überraschend beide Rennen auf dem 25,3 Kilometer langen Eifelkurs gewann. Es war der letzte von insgesamt zehn Läufen (fünf Auftritten) der Tourenwagenserie auf der legendären Nordschleife seit 1988.

Bei den zehn Rennen auf der Nordschleife betrug die Renndistanz jeweils vier Runden (101,400 km). Der Erfolgreichste war 'Ring-König' Klaus Ludwig mit zwei Pole Positions und zwei Siegen. Dabei schlug der Ringfuchs 1992 bei einem seiner "besten DTM-Rennen" überhaupt den Pole-Setter Johnny Cecotto. In zwei der knappsten Zieleinläufe der DTM-Geschichte mit etlichen Führungswechseln musste sich der Venezolaner im ersten Lauf schließlich um nur 18 und im zweiten Rennen um lediglich 37 Hundertstelsekunden geschlagen geben.

Mit dem Doppelsieg im Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evo2 übernahm Klaus Ludwig damals die Tabellenführung und sicherte sich später auch seinen zweiten DTM-Titel. Ein möglicher weiterer Erfolg wurde 1989 durch einen unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt verhindert. Pole-Mann Ludwig musste wegen einer Nierenkolik schweren Herzens auf den Start bei einem seiner Lieblingsrennen verzichten.