Mit einer Verspätung von geschlagenen vier Stunden hat Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) das Samstagsrennen der DTM auf dem Nürburgring gewonnen - vor seinem Bruder Kelvin (Abt-Audi)! Der erste Doppelsieg der beiden nahe Kempten lebenden Südafrikaner, die in der DTM für unterschiedliche Marken antreten.

Nachdem sich der Rennstart wegen starken Nebels über der Eifel lange verzögerte und das Qualifying am Morgen ersatzlos gestrichen werden musste, konnte das erste Rennen nach der achtwöchigen Sommerpause doch noch über die Bühne gehen. Im 55-minütigen Rennen nach dem späten Start um 17:15 Uhr (statt 13:30) komplettierten hinter Sheldon und Kelvin van der Linde dessen Abt-Audi-Teamkollege Ricardo Feller das Podium im wohl spannendsten Rennen der bisherigen Saison.

Ferrari-Lamborghini-Kollision beim Kampf um den Sieg

Eine rennentscheidende Szene ereignete sich zehn Minuten vor Schluss, als ein Angriff von Mirko Bortolotti (GRT-Lamborghini) gegen Spitzenreiter Felipe Fraga (AF-Corse-Ferrari) völlig schief ging. Fraga, der das Rennen nach einem Blitzstart von P6 über weite Strecken angeführt hatte, wurde nach einem Kontakt hinten rechts am Heck vom Lamborghini-Fahrer getroffen. Fraga drehte sich mit seinem AF-Corse-Ferrari und fiel bis ans Ende des Feldes zurück. Bortolotti rasselte unterdessen ins Kiesbett und fiel von Platz zwei vorzeitig aus.

Von der Kollision der beiden italienischen Sportwagen profitierten die beiden Brüder Sheldon und Kelvin van der Linde: Doppel-Führung der beiden Südafrikaner in Diensten von Schubert-BMW bzw. Abt-Audi. "Ich bin den Tränen nahe", wurde Sheldon nach dem Sieg vor seinem älteren Bruder noch am Teamfunk emotional.

Bruder Kelvin war ähnlich aus dem Häuschen: "Der geilste Tag ever! Nichts kann das toppen! Ich bin so happy. Das werden wir heute vernünftig feiern. Wir haben sowieso Gewicht drin für morgen... Es dauert ewig, bis so etwas passiert."

Sheldon hatte das Rennen vom zweiten Startpatz hinter Pole-Setter Bortolotti aufgenommen, weil wegen des abgesagten Qualifyings der Stand in der DTM-Fahrer-Meisterschaft ausschlaggebend für die Startaufstellung war. Bruder Kelvin kämpfte sich in einem höchst abwechslungsreichen Rennen vom 13. Startplatz durchs halbe Starterfeld der 28 Autos.

Der amtierende DTM-Meister Maximilian Götz (Winward-Mercedes) - als 16. gestartet, überquerte die Ziellinie als Vierter. Lucas Auer (Winward-Mercedes), Philipp Eng (Schubert-BMW), Nick Cassidy (AF-Corse-Ferrari) und Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW) komplettierten die Top-8.

Porsche-Debakel - Vanthoor kollidiert mit Rast

Ein Debakel erlebte Porsche beim Samstagsrennen - alle drei 911 GT3 R sahen nicht die Ziellinie. Norisring-Sieger Thomas Preining (Bernhard-Porsche) fiel in aussichtsreicher Position frühzeitig aus. Im Lager von SSR-Performance lief es ähnlich: Dennis Olsen musste nach einer Kollision vorzeitig die Segel streichen.

SSR-Teamkollege Laurens Vanthoor fiel nach einer Kollision mit Rene Rast in der zweiten Rennhälfte aus. Der Belgier Vanthoor kassierte eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für den Vorfall mit dem dreifachen DTM-Champion. Rast fiel durch den Kontakt von vierten bis auf den 13. Platz zurück und beendete das Rennen nach 55 Minuten und einer Runde nach einer Aufholjagd als Neunter. Mikael Grenier (GruppeM-Mercedes) komplettierte als Zehnter die Punkteränge.

Van der Linde erobert Meisterschafts-Führung zurück

Sheldon van der Linde übernimmt mit seinem dritten Saisonsieg nach dem Doppel-Erfolg am Lausitzring wieder die Führung in der Meisterschaft. Mit 105 Punkten führt der Schubert-BMW-Pilot vor Bortolotti, der nach seinem Crash mit Fraga leer ausging und mit 89 Zählern auf den zweiten Platz zurückfiel. Gesamt-Dritter bleibt Rene Rast mit nun 82 Zählern nach den beiden Punkten, die er für den achten Platz nach einem aus seiner Sicht turbulenten Rennen mitnahm. Lucas Auer (70 Punkte), Ricardo Feller (63) und Nico Müller (62) folgen auf den Plätzen vier bis sechs.

DTM Nürburgring: Zweites Rennen am Sonntag

Am Sonntag wartet ein weiteres Rennen am Nürburgring auf die DTM. Zumindest laut aktuellem Zeitplan soll der Start wie gewohnt um 13:30 Uhr (im Live-Ticker auf Motorsport-Magazin.com) erfolgen.

DTM Nürburgring: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Weil das Qualifying am Samstagmorgen wegen des Nebels ersatzlos gestrichen werden musste, war laut Reglement der Stand in der Fahrer-Meisterschaft ausschlaggeben für die Startaufstellung. Mirko Bortolotti startete damit automatisch von der Pole Position, gefolgt von Sheldon van der Linde, Rene Rast und Nico Müller. Lucas Auer, Felipe Fraga, Ricardo Feller und Marco Wittmann komplettierten die ersten vier Startreihen.

Das Wetter: Mit einer vierstündigen Verspätung konnte die DTM am Samstagnachmittag das Rennen doch noch aufnehmen. Nach starkem Nebel seit den Morgenstunden klarte es erst viel später auf. Um 16:44 Uhr teilte die Rennleitung mit, dass das eigentlich für 13:30 Uhr geplante Rennen um 17:15 Uhr doch noch in Angriff genommen werden konnte. Bei 14 Grad Außentemperatur (Strecke: 18 Grad) ging das Rennen noch bei hellen Bedingungen über die Bühne. Trotz weniger nassen Stellen auf der Strecke setzten alle Fahrer beim Rennstart auf Slick-Reifen.

Der Start: Was für ein wahnsinniger Start von Felipe Fraga! Der AF-Corse-Pilot stürmte vom sechsten Platz nach vorne und übernahm noch in der ersten Runde die Führung von Pole-Setter Mirko Bortolotti. Rene Rast fiel vom dritten bis auf den achten Platz zurück, auch Audi-Markenkollege Nico Müller verlor drei Positionen. Lucas Auer und Sheldon van der Linde jagten das Führungsduo Fraga/Bortolotti durch die ersten beiden Runden.

Aus den Top-10 heraus drehte sich Luca Stolz nach einer Berührung mit einem anderen Mercedes von der Strecke und fiel bis ans Ende des Feldes zurück. Ein guter Start gelang unterdessen Thomas Preining von P10 bis auf den fünften Rang. Ebenso Maximilian Götz, der von P16 früh bis in die Top-10 nach vorne gestürmt war.

Die erste Rennhälfte: In Runde 2 zog sich Nico Müller im Duell mit Rene Rast einen Reifenschaden zu und musste die Boxengasse ansteuern. Dort traf der Rosberg-Pilot auf Dennis Olsen, der mit seinem SSR-Porsche nach einem Kontakt ebenfalls mit Rast zuvor wild durch die Wiese gerasselt war. Gut sechs Minuten nach dem Rennstart nahm der Regen über der GP-Strecke etwas stärker zu. Mit Dev Gore (5-Sekunden-Zeitstrafe) fiel auch der zweite Rosberg-Audi-Fahrer nach einer Berührung mit David Schumacher im Feld frühzeitig weit zurück.

In Runde 6 setzte sich Sheldon van der Linde gegen Lucas Auer durch und übernahm den dritten Platz. Unterdessen musste Schumacher mit seinem lädierten Winward-Mercedes die Boxengasse ansteuern und das Rennen vorzeitig aufgeben. In Runde 8 überrumpelte Porsche-Profi Preining seinen Vordermann Auer und zog in Turn 1 vorbei auf den vierten Platz. Dabei rutschte auch Götz am Österreicher Mercedes-Markenkollegen vorbei.

Auer, Mikael Grenier und Rolf Ineichen absolvierten in Runde 9 als erste Fahrer frühzeitig ihre Pflicht-Boxenstopps. Einen Umlauf später folgten Philipp Eng und BMW-Markenkollege Theo Oeverhaus für einen Reifenwechsel, danach waren Ricardo Feller und Arjun Maini an der Reihe. Marco Wittmann und Maro Engel ließen aus dem Mittelfeld in Runde 12 einen frischen Satz der Michelin-Slicks aufziehen. Wittmann hatte nach der Boxenausfahrt mit seinen noch kalten Reifen keine Chance und verlor schnell vier Positionen.

In Runde 16 musste Preining seinen Bernhard-Porsche auf P4 liegend mit einem Problem vorzeitig an der Box abstellen. Götz übernahm kampflos die vierte Position, gefolgt von Rast, Vanthoor und Kelvin van der Linde. Sheldon van der Linde legte von P3 im 18. Umlauf seinen Pflicht-Boxenstopp ein, Vanthoor folgte eine Runde später mit seinem SSR-Porsche.

Der weitere Rennverlauf: 25 Minuten vor dem Rennende, in Runde 20, bogen Fraga (P2) und Götz (P3) zum Pflicht-Reifenwechsel in die Boxengasse ab. Bortolotti übernahm die Führung und reagierte eine Runde später seinerseits mit einem Reifenwechsel. Auch Rast entschied sich für den Pflicht-Stopp. Fraga eroberte während Bortolottis Outlap die Führung von Bortolotti zurück. Rast ordnete sich zwischen Sheldon van der Linde und Götz zunächst auf dem virtuellen vierten Platz ein.

Dann krachte es! Vanthoor erwischte Rast auf der Innenseite am Heck und drehte dessen Abt-Audi auf der Strecke. Dahinter konnte Götz im letzten Moment ausweichen. Vanthoor musste mit seinem beschädigten SSR-Porsche an die Box - damit alle drei 911er vorzeitig ausgefallen. Rast setzte die Fahrt auf Platz 13 fort.

Mit Nick Cassidy und Maxi Buhk absolvierten in Runde 26 die letzten Fahrer im Feld ihre Pflicht-Boxenstopps, damit war das Feld 15 Minuten vor dem Rennende bereinigt. Fraga führte mit wenigen Zehnteln vor Bortolotti, dahinter folgten Sheldon van der Linde, Feller, Kelvin van der Linde, Götz, Auer, Eng, Rast und Cassidy auf den Plätzen drei bis zehn.

10 Minuten vor Schluss kollidierte Bortolotti mit Spitzenreiter Fraga! Beim Angriff erwischte der GRT-Pilot seinen Ferrari-Kontrahenten rechts hinten am Heck und drehte den Ferrari von der Strecke. Fraga fiel bis ans Ende des Feldes zurück, Bortolotti rasselte ins Kiesbett und musste vorzeitig aufgeben. Davon profitierte Sheldon van der Linde, der mit drei Sekunden Vorsprung vor Bruder Kelvin die Führung übernahm. Dahinter folgten Feller, Götz und Auer auf den weiteren Plätzen.

Zwei Minuten vor Schluss kam es zum harten Dreifach-Duell in den Punkterängen zwischen Eng, Rast und Cassidy - mit dem besten Ausgang für den BMW-Fahrer, der die 36. Runde vor seinen beiden Kontrahenten als Sechster beendete.