Rasender Reporter? Nie dürfte diese Bezeichnung besser gepasst haben als im aktuellen Fall von Matthias Killing. Der von den TV-Übertragungen der DTM und Formel E bei ProSieben bekannte TV-Moderator geht jetzt selbst unter die Rennfahrer! Killing absolviert am kommenden Wochenende auf dem Nürburgring einen Gaststart im BMW M2 Cup, der im Rahmen der DTM gastiert.

Beim dritten Rennwochenende der Serie, die sich vor allem an ambitionierte Nachwuchspiloten richtet, ist Killing neben dem früheren MotoGP-Fahrer Alex Hofmann einer von zwei VIP-Gaststartern im Starterfeld der 17 Piloten. Während Hofmann bereits Autorennen bestritten hat, steht Killing vor dem mit Spannung wie Anspannung erwarteten Renndebüt im 365 PS starken BMW M2 CS Racing.

Foto: LAT Images
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"Ich bin sehr nervös und aufgeregt", sagt Killing, als ihn Motorsport-Magazin.com am Donnerstagvormittag kurz nach einer Simulator-Session mit Fahrercoach Carsten Seifert am Hörer erwischt. "Das ist komplettes Neuland. Ich möchte unbedingt diese Erfahrung machen, auch, um in Zukunft anders mitreden zu können. Es wird eine gute Erfahrung, ein Rennwochenende aus Sicht des Fahrers zu erleben."

Auf seine Renn-Premiere hat sich der 42-Jährige geradezu akribisch vorbereitet. Neben einer Simulator-Session und dem Studium von Onboard-Aufnahmen, um sich mit der 3,629 Kilometer langen Kurzanbindung des Nürburgrings vertraut zu machen, musste der langjährige Moderator des Sat.1-Frühstücksfernsehens erst einmal die obligatorische Rennlizenz erwerben.

Foto: Gruppe C GmbH
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Beim Lehrgang auf dem Lausitzring stand Killing kein Geringerer als der frühere Formel-1- und DTM-Fahrer Christian Danner zur Seite. Beide kennen sich seit mehr als 15 Jahren und arbeiten derzeit bei den ProSieben-Übertragungen zur Formel E zusammen. "Christian war bei meinen Renn-Plänen ein wichtiger Anker", sagt Killing. "Er hat mir sehr auf dem Weg zu meiner Lizenz geholfen und war dabei der erste Ideengeber."

Ein Autorennen ist Killing ("Nur Straßenauto und ein bisschen Kart") noch nie gefahren, den BMW M2 CS Racing kennt er aber bereits. In der vergangenen Saison duellierte sich Killing medienwirksam mit Reporter-Kollege Eddie Mielke, auf den die Idee mit dem Renn-Gaststart überhaupt erst zurückführt. "Ich bin Eddie wahnsinnig dankbar. Ohne seine Idee wäre das alles niemals entstanden." Auf anfängliche Verbal-Scharmützel der beiden in den sozialen Medien folgte ein erstes Shootout in Spielberg und beim Saisonfinale auf dem Norisring sogar ein Show-Rennen!

Foto: LAT Images
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Killing setzte sich im wilden Zweier-Duell unter strenger Beobachtung einiger amüsierter DTM-Fahrer deutlich gegen den etwas älteren Mielke durch und überraschte tatsächlich mit einem ordentlichen Speed. Auf dem Nürburgring kann sich Mielke zumindest am Mikrofon revanchieren, wenn er die Rennen des BMW M2 Cup für den ran-Livestream kommentiert - befürchtet zumindest Killing: "Nach der Norisring-Niederlage wird er mich vermutlich am Mikro freundschaftlich zerstören! Ich bin froh, dass ich seinen Kommentar während der Rennen nicht hören werde..."

Am Donnerstagnachmittag beim Track-Walk auf dem Nürburgring holte sich Killing noch den einen oder anderen Tipp vom zweifachen DTM-Champion Marco Wittmann und von Fabian Kreim, dem aktuellen Meisterschaftsführenden des BMW M2 Cup. Ein Schelm, wer behaupten würde, dass sich die beiden im weiteren Verlauf des Rennwochenendes nie mehr derart nahe kommen werden...

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Killing nimmt die Herausforderung mit der nötigen Demut an. Schon beim Lizenzgang bekam er zu spüren, dass sich ein paar Zehntelsekunden leichter kommentieren als tatsächlich auf der Rennstrecke herausfahren lassen...

Wo sieht sich Killing in den beiden 30-minütigen Rennen (Samstag und Sonntag jeweils um 11:20 bzw. 11:25 Uhr im Livestream auf der ran-Webseite und auf dem YouTube-Kanal von BMW Motorsport)? "Hinten", hält er sich mit allzu ambitionierten Zielen gegen die deutlich erfahrene Konkurrenz zurück. "Alles andere wäre komplett vermessen. Ich verbuche schon die Erfahrung als einen Erfolg."

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Der Konkurrenz das Feld komplett kampflos überlassen will Killing aber auch nicht. Ein wertvoller, an ihn herangetragener Tipp: "Attacke beim Start! Nie mehr sonst im Rennen bekommst du so viele mögliche Platzgewinne auf dem Silbertablett serviert. Ansonsten will ich mich raushalten, Spaß haben und vor allem heile ankommen. Nichts wäre schlimmer, als wenn der 'TV-Onkel' ankommt und alle abräumt."

Mit einer möglichen Profi-Karriere nach all den Jahren im Fernsehen hat Killing inzwischen ohnehin abgeschlossen: "Dazu habe ich keine Ambitionen mehr. Für einen 42-Jährigen sei ich gut in Form, wird mir zwar gesagt. Aber der Renn-Zug ist abgefahren." Doch wer weiß schon, ob der Motorsport-Tausendsassa nach den Rennen auf dem Nürburgring nicht doch noch Blut leckt...