Diese Aufgabe übernahm der Chef höchstpersönlich: Torsten Schubert übernahm am Mittwoch dieser Woche einen der ersten ausgelieferten BMW M4 GT3 in der BMW-Welt in München in Empfang. Der Teamchef von Schubert Motorsport ließ es sich nicht nehmen, auf den ersten Metern am Werksgelände mit dem neuen Top-Kundensportler selbst am Steuer zu sitzen.

Der erste Einsatz für Schubert Motorsport mit dem M4 GT3 wartet in Bälde: Das Team mit Sitz in Oschersleben geht zu Beginn des neuen Jahres beim 24-Stunden-Rennen in Dubai (13.-15. Januar 2022) an den Start. Für Schubert Motorsport, das erstmals 2012 zu den werksunterstützten Kundenteams von BMW zählte, beginnt mit dem M4 ein neues Kapitel.

Der ausgiebig entwickelte GT3-Bolide löst ab 2022 den BMW M6 GT3 ab, der seit 2016 in unterschiedlichen Rennserien wie dem ADAC GT Masters und zuletzt in der DTM mit den Teams Walkenhorst Motorsport und ROWE Racing antrat. Schubert erzielte in der abgelaufenen Saison des GT Masters mit dem M6 drei Podestplätze, 2020 gelang ein Sieg auf dem Red Bull Ring in Österreich.

Torsten Schubert am Steuer bei der Auslieferung des BMW M4 GT3, Foto: RINK Media
Torsten Schubert am Steuer bei der Auslieferung des BMW M4 GT3, Foto: RINK Media

BMW M4 GT3: Homologation am 01. Januar 2022

Der BMW M4 ist rechtzeitig einsatzbereit für seine neuen Herausforderungen. Nach mehreren Testrennen unter anderem auf der Nürburgring-Nordschleife sowie zuletzt beim 24h-Rennen in Sebring fuhr das meist mit Werksfahrern besetzte Auto außerhalb der Wertung. Die finale Homologation durch die FIA ist am 01. Januar 2022 abgeschlossen, wie eine BMW-Sprecherin gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte. Nur wenige administrative Angelegenheiten stünden noch aus.

Neben Schubert Motorsport konnte auch das Team Samantha Tan Racing seine BMW M4 GT3 am Mittwoch in München in Empfang nehmen. Namensgeberin und Rennfahrerin in Personalunion, Samantha Tan aus Kanada, holte gleich zwei Exemplare des Rennwagens ab, der bis zu 580 PS (je nach Einstufung) leistet. ST Racing setzt die beiden Boliden ebenfalls in Dubai im Rahmen der 24H Series ein. Ende Januar 2022 bei den 24 Stunden von Daytona im US-Bundesstaat Florida treten dann die langjährigen BMW-Teams RLL und Turner mit dem M4 GT3 an.

Samantha Tan bei der Auslieferung in der BMW-Welt in München, Foto: RINK Media
Samantha Tan bei der Auslieferung in der BMW-Welt in München, Foto: RINK Media

BMW M4 GT3: Erfolgreich wie optisch aggressiv?

Ob der BMW M4 ähnlich erfolgreich sein wird wie er aggressiv anmutet? Die schon in der Straßenvariante heiß diskutierte Riesen-Niere bildet das optische Prunkstück an der Front und wurde sogar eins-zu-eins in den Abmaßen übernommen. Darüber hinaus geht der künftige Top-Sportler mehr in die Breite als man es auf Bildern vermuten könnte. Überraschend: Der BMW M4 ist in seinen Dimensionen ähnlich ausladend wie sein GT3-Vorgänger!

Der Radstand ist mit 2.917 mm sogar 16 mm größer als beim M6, ebenso die Fahrzeuglänge: 5.020 mm misst der BMW M4 GT3 und damit 0,045 mm mehr als das Auslaufmodell. In Breite und Fahrzeughöhe (variabel verstellbar) nehmen sich die beiden Rennwagen unterdessen nicht viel. War das nicht stets der große Kritikpunkt am BMW M6 GT3, der sich neben engen Arbeitsfenstern und hohem Reifenverschleiß wegen seiner vermeintlichen Dickschiffigkeit schwer mit engen Kurvenfahrten tat?

So simpel ist es nicht in Sachen Motorsport-Fahrzeuggeometrie, wie uns Jens Klingmann erklärte, der tiefgehend in die Fahrzeugentwicklung beider GT3-Autos eingebunden war. "Der etwas längere Radstand ist kein Problem", sagt der BMW-Werksfahrer. "Im Gegenteil, der M4 ist sehr agil. Das liegt daran, dass die Vorderachse ein größeres und breiteres Einsatzfenster hat, um tief in Kurven einbremsen zu können."

Foto: RINK Media
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Testfahrten selbst im Schnee!

BMW hat mit dem M4 seit dem Rollout im Juli 2020 tausende Testkilometer abgespult. Wie wichtig das Projekt im Hause M ist, zeigt allein diese Anekdote: Ende vergangenen Jahres wurde das Testauto selbst bei schwierigsten Witterungsbedingungen samt Schneefall auf dem Lausitzring über die Piste gehetzt. Enorm straffer Zeitplan oder vielleicht doch ein Test für ein mögliches 24-Stunden-Schnee-Rennen auf dem Nürburgring?

Ob auf der Nordschleife, in der DTM oder dem GT Masters: Der Reihensechszylinder-Twinturbo-Motor mit knapp 3 Litern Hubraum - im Vergleich zum Straßenauto rund 20 cm tiefer verbaut - soll für jegliche Einstufungen der Balance of Performance gewappnet sein.

"590 PS, 700 Newtonmeter - das ist der stärkste Reihensechszylinder-Motor, den BMW seit den Tagen eines BMW M1 Gruppe 5 in einem Rennfahrzeug verbaut hat", rechnet Ulrich Schulz, Leiter Konstruktion Antrieb BMW-Motorsport, vor. Die Zeiten des 4,4-Liter-Motors mit V8-Power aus dem M6 GT3 sind bald Vergangenheit, und überhaupt wurde kein einziges Bauteil übernommen.

Foto: RINK Media
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M4-Getriebe stammt aus dem BMW M8 GTE

Nur beim Getriebe vertraut BMW auf bewährte Rennsportkomponenten. Das von Xtrac entwickelte 6-Gang-Getriebe stammt aus dem inzwischen in den Ruhestand verabschiedeten BMW M8 GTE und wurde hinsichtlich Laufzeiterhöhung, Kosteneffizienz und Performance für den Einsatz im M4 GT3 weiterentwickelt.

Auch das dürften Kundenteams gern hören, die das Auto zum Nettopreis von 415.000 Euro für den Renneinsatz ab 2022 erstehen können. BMW legt in der Kommunikation großen Wert auf "deutlich geringere Laufzeitkosten und längere Wartungsintervalle für Motor und Getriebe", die beim komplizierten M6 oftmals ein Kritikpunkt seitens privater Teams waren. Nicht umsonst betonen die Münchner bei so ziemlich jeder Gelegenheit, dass für den Start oder Wechsel zahlreicher Einstellungen kein Laptop nötig sei.