Beim DTM-Event in Assen bekamen die Zuschauer vor Ort und vor dem Fernseher spektakuläres Racing zu sehen. Abseits der Rennstrecke gab es aber einiges an Gesprächsbedarf. Vor allem wurde über die DTM-Rekordzahl von über 300 (!) Vergehen, die untersucht wurden, kontrovers diskutiert.

Die DTM-Dachorganisation ITR hat darauf reagiert und der Rennleitung die Gelegenheit gegeben, ihre Sicht der Dinge darstellen. Renndirektor Niels Wittich vom sportlichen Ausrichter Automobilclub von Deutschland (AvD) bezieht Stellung zu den wichtigsten Fragen. Seine Antworten sind durchaus interessant…

Grid-Chaos aufgrund von Track Limits

Motorsport-Magazin.com: Das Ergebnis des Qualifyings wurde kurz vor dem Start des Samstagrennens noch einmal durcheinandergewirbelt und wegen etlicher nicht korrekter Strafen auf den Kopf gestellt. Was war der Grund dafür?
Niels Wittich: Wir hatten im Qualifying 1 zahlreiche Track-Limits-Verletzungen, die zur Streichung der jeweiligen Rundenzeit geführt hatten. Kurz nach dem Ende der Session haben wir festgestellt, dass es dabei einige Unregelmäßigkeiten gegeben hatte, und entschieden, alle Fälle nachträglich noch ein weiteres Mal zu überprüfen, was einige Zeit in Anspruch genommen hat. Am Ende ist es dazu gekommen, dass einige der ursprünglichen Streichungen zurückgenommen wurden und dadurch das neue Ergebnis entstanden ist. So konnten wir eine faire und korrekte Startaufstellung gewährleisten.

Zur Erklärung: An den für Track Limits kritischen Kurven sind Sachrichter der Strecke platziert, die in Sekundenbruchteilen erkennen müssen, ob der Fahrer noch innerhalb der Vorgaben war.

Hätte es nicht Strafen beim Start des Samstagsrennens geben müssen?
Wittich: Nein, aus Reglement-Sicht nicht. Wir hatten uns die Startsequenz noch mehrfach angeschaut.

Zur Erklärung: Die Führenden waren angehalten, das Feld so lange wie nötig zusammenzuhalten, damit auch die Fahrer im hinteren Teil des Feldes eine faire Chance haben. Ab der Startlinie wäre freies Fahren möglich gewesen, was erst mit Verzögerung geschah, was wiederum die Berührungen begünstigte.

Anmerkung der Redaktion: Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com gab es im Fahrer-Briefing von der Rennleitung die Ansage, langsam in den Startkorridor zu fahren. Pole-Setter Liam Lawson (AF-Corse-Ferrari) hatte seinen Pitspeed-Limiter auf 70 km/h eingestellt, der neben ihm auf Startplatz zwei stehende Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW) hat ihn nicht genutzt. Lawson hatte dann aber Probleme damit, was auch die Daten zeigen, und kam deshalb so lange nicht vom Fleck! Und: Wittmann hätte – wie wir in einem Artikel schon berichtet hatten – ab dem Überfahren der Ziellinie einfach beschleunigen, an Lawson vorbeiziehen und die Führung übernehmen können! Er hat sich nur zu sehr darauf fokussiert, was der langsame Lawson neben ihm gemacht hat ...

Strafen für Auer, van der Linde und Rockenfeller

Was führte zu den Strafen für Lucas Auer, Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller am Samstag?
Wittich: Bei allen drei Fahrern lag ein Verstoß gegen die Boxenstopp-Regularien vor, die wir zu Beginn der Saison auch mit Unterstützung der Teams gemeinsam entwickelt hatten. Bei allen drei Stopps waren die Reifen nicht wie vorgesehen sicher mit zwei Händen von einem Mechaniker in die Box zurückgebracht worden.

Zur Erklärung: Im Reglement ist das Vorgehen bei Boxenstopps sehr detailliert festgehalten, um größtmögliche Sicherheit zu garantieren. Werden Reifen nur mit einer Hand getragen, handelt es sich deshalb um einen Regelverstoß.