Das 2. Freie Training der DTM auf dem Nürburgring war mit einer Ausnahme eine klare Angelegenheit: Sechs Mercedes-Fahrer fuhren in die Top-8 der Zeitenliste. Ausgerechnet DTM-Debütant und Gaststarter Porsche durchbrach die Stern-Phalanx und fuhr in Form von Michael Ammermüller (SSR Performance) auf den zweiten Platz.

Der 911er-Spezialist hatte am Ende der 45-minütigen Session 0,154 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Luca Stolz, der mit Toksport WRT ebenfalls seine Premiere in der DTM gibt. Der Mercedes-erfahrene Stolz benötigte 1:27.201 Minuten für seine schnellste Runde auf der 3,629 Kilometer langen Kurzanbindung des Nürburgrings.

Hätte Spitzenreiter Stolz alle seine Sektorenbestzeiten zusammengebracht, wäre sogar eine Rundenzeit von 1:27.004 Minuten herausgesprungen. Ein Großteil des Feldes bewegte sich unterdessen bei den theoretischen Bestzeiten im mittleren 27er-Bereich. Ammermüllers theoretisch schnellste Runde: 1:27.228 Minuten anstelle seiner tatsächlichen 1:27.355.

Porsche in der DTM am Leistungs-Limit

Das 1. Freie Training hatte Ammermüller mit frischen Reifen auf dem vierten Platz beendet. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist der Porsche 911 GT3 R mit seinem Sechszylinder-Boxermotor an der absoluten Leistungsobergrenze eingestuft, wobei die DTM auch auf Nachfrage weiterhin nicht die konkreten Einstufungen der Balance of Performance veröffentlicht.

"Positiv und gut", sei der Neunelfer eingestuft worden, lautete das Fazit eines Konkurrenten, nachdem die DTM zu Beginn der Woche bei einem Hersteller-Meeting die angepasste BoP präsentiert hatte.

Nach dem ersten Training am Mittag sagte Ammermüller: "Das Auto fühlt sich ziemlich gut an. Wir kennen es sehr gut, nur die Reifen machen einen großen Unterschied. Aktuell sind wir noch nicht schnell genug, aber wir haben ja noch ein paar Runden. Ich fühle mich sehr wohl in der DTM und würde gern noch ein paar Rennen mehr fahren. Schauen wir mal, wie es am Wochenende läuft, dann sprechen wir noch mal."

"Wir müssen schauen, wie die BoP passt", hatte SSR-Teamchef Wolfgang Hatz unter der Woche gesagt. "Beim Topspeed werden wir wahrscheinlich nicht die Schnellsten sein, sondern recht langsam. Wir haben einen Saugmotor, das ist mit der Höhe und den Temperaturen ein Nachteil für Porsche." Am Freitag kletterten die Temperaturen kaum über 16 Grad, für den Samstag sind Sonnenschein und 23 Grad über der Eifel vorhergesagt.

Mercedes auf den vorderen Plätzen

Hinter Stolz und Ammermüller folgte ein Mercedes-Duo auf den Plätzen drei und vier: Lausitz-Sieger Maximilian Götz (HRT-Mercedes) und Lucas Auer (Winward-Mercedes). Zwischen den sechstplatzierten Mercedes-AMG GT3 von Philip Ellis (Winward-Mercedes) drängelte sich Christian Klien, der in Zolder sein DTM-Debüt gab und bei weiteren Rennwochenenden mit dem McLaren 720 S GT3 von JP Motorsport an den Start gehen möchte.

Daniel Juncadella (GruppeM-Mercedes) und DTM-Rookie Arjun Maini (GetSpeed-Mercedes) komplettierten die Top-8, womit sechs der neun Mercedes-Fahrzeuge im Starterfeld zu den schnellsten Acht zählten. Hinter Liam Lawson (AF Corse Ferrari) folgte mit Vincent Abril (HRT-Mercedes) ein weiterer Benz auf dem zehnten Rang.

Bestplatzierter BMW-Pilot war Sheldon van der Linde (ROWE-BMW) auf P11, gefolgt von Youngster Esteban Muth (T3-Lamborghini) auf P11. Der Meisterschaftsführende Kelvin van der Linde nach P13 mit seinem Abt-Audi: "Ich habe gemischte Gefühle heute", sagte van der Linde. "Wir sind mit gebrauchten Reifen gefahren und wissen nicht, was die Konkurrenz macht. Auf jeden Fall fühlt sich das Auto gut an. Wir haben Fortschritte seit dem 1. Training gemacht, das gefällt mir."

21 der 23 Piloten waren weniger als eine Sekunde voneinander getrennt. Das Schlusslicht bildeten die beiden Abt-Audi-Piloten Mike Rockenfeller und Markus Winkelhock, der die wegen der 24 Stunden von Le Mans verhinderte Sophia Flörsch auf dem Nürburgring ersetzt.

Der 41-jährige Winkelhock steht bei seinem Comeback vor dem 50. DTM-Rennen seiner Karriere. "Ich bin sehr glücklich, nach elf Jahren wieder in der DTM zu fahren. Ich weiß nicht, ob ich als alter Mann oder als Rookie zurückkehre. Die Top-10 wären ein gutes Ergebnis, aber in diesem Wettbewerb wird es hart. Ich gebe Gas und hoffe auf ein schönes Wochenende, vor allem mit den Äbten, für die ich 2007 mein erstes DTM-Rennen gefahren bin."

Trainings-Halbzeit: DTM-Gaststarter vorne

Zur Halbzeit des Trainings lagen Autos von drei unterschiedlichen Marken an der Spitze: Mercedes, Porsche und Ferrari. Am Steuer der drei GT3-Boliden saßen die beiden Gaststarter Luca Stolz und Michael Ammermüller sowie der ehemalige Formel-1-Pilot Alex Albon.

Spitzreiter Stolz im Mercedes-AMG und Esmee Hawkey im T3-Lamborghini auf P15 trennte weniger als eine Sekunde. Vier Mercedes lagen zusammen mit Marco Wittmann im BMW sowie Audi-Pilot Mike Rockenfeller auf den letzten sechs Plätzen der Zeitentabelle. Für den einzigen leichten Aufreger sorgte Audi-Gastfahrer Christopher Haase mit einem leichten Ausritt über die Wiese auf dem Weg in die letzte Kurve.