Das Motorsport-Jahr 2021 wird aus deutscher Sicht nicht nur wegen der anhaltenden Corona-Pandemie zu einer echten Herausforderung. Nach dem Wechsel der DTM zu einem GT3-Reglement in Folge der Herstellerausstiege von Audi und BMW, kommt es zu einer Konkurrenzsituation mit dem ADAC GT Masters, das seit 2007 ebenfalls auf GT3-Rennwagen setzt.

Eine Kooperation zwischen der DTM-Dachorganisation ITR und dem ADAC wäre naheliegend, liegt aufgrund zahlreicher Machtkämpfe hinter den Kulissen aber in weiter Ferne. Bisherige Vermittlungsversuche zwischen beiden Parteien sind gescheitert, eine Übereinkunft nicht in Sicht.

"Es ist extrem schade, dass sich diese zwei Institutionen nicht einigen können, etwas Gemeinsames zu machen", klagte auch die deutsche Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck. Der zurückgetretene DMSB-Präsident anlässlich seines 70. Geburtstages am 01. Januar 2021 zu Motorsport-Magazin.com: "Es ist schade, dass da keine Kooperation besteht. Für mich ist das bedauerlich und beide leiden darunter. Aber dafür gibt's Gründe, das müssen wir akzeptieren."

Stuck im Interview: Tolle Karriere, die ich auch überlebt habe: (50:44 Min.)

Stuck: Sieben geile Veranstaltungen perfekt

Dabei wiederholte Strietzel Stuck seinen Wunsch nach weiteren gemeinsamen Veranstaltungen ähnlich der erfolgreichen Motorsport-Festivals 2016 und 2017 auf dem Lausitzring: "Für die Fans wäre es perfekt, auf sieben geile statt auf 15 Motorsport-Veranstaltungen zu gehen."

Den Wechsel der DTM von Hersteller-Prototypen zu privat eingesetzten GT3-Fahrzeugen sah Stuck weniger kritisch als andere Experten in Motorsport-Deutschland. "Das ADAC GT Masters ist praktisch Langstrecken-Sport, weil zwei Fahrer auf einem Auto sitzen", meinte der DTM-Meister von 1990. "Eine GT3-Sprintserie gibt es bisher nicht. Wenn Gerhard es gelingt, ein gutes Programm zu finden, warum nicht?"

Stuck: Das war der falsche Ansatz

Bereits im November 2019 - rund um das Showrennen zwischen DTM und Super GT im japanischen Fuji, wohlgemerkt - äußerte Stuck Zweifel an diesem Projekt und brachte erstmals eine GT3-DTM ins Spiel. Die späteren Ausstiege von R-Motorsport mit Aston Martin, Audi und in der Folge BMW sollten ihm Recht geben. Von diesem Hersteller-Beben habe Stuck damals nichts gewusst, bekräftigt er heute.

"Das war der falsche Ansatz", war Stuck weiter überzeugt. "Mir war klar, dass es große Probleme geben würde, wenn ein Hersteller zurückzieht. Genauso ist es gekommen. Vielleicht hätte man sich früher auf das GT-Thema verlegen müssen. Gerhard mochte die Balance of Performance lange Zeit nicht, das ist nachvollziehbar. Aber wenn man damit in der Lage ist, diese coolen Autos gegeneinander fahren zu lassen, ist das doch toll. Vielleicht ist man zu spät auf diesen Trichter gekommen."

DTM und Super GT: Internationaler Plan gescheitert, Foto: Audi Communications Motorsport
DTM und Super GT: Internationaler Plan gescheitert, Foto: Audi Communications Motorsport

DTM mit Red Bull und Albon - Starterfeld weiter unklar

Unterdessen bleibt die Aufstellung der GT3-DTM nebulös. Offizielle Angaben bezüglich des Starterfeldes gibt es bislang nicht. Stattdessen haben die Teams GruppeM Racing, 2 Seas Motorsport, Team Rocket RJN mit Jenson Button, Abt Sportsline und Rosberg ihre Teilnahme an der GT3-DTM bestätigt. Vergangene Woche gelang Berger ein Österreich-Coup: Red Bull kehrt zurück und hat mit dem ehemaligen Formel-1-Piloten Alex Albon gleich einen prominenten Fahrer im Gepäck.

"Alex Albon ist ein junger, ehrgeiziger Rennfahrer und eine hervorragende Bereicherung für die DTM. Er wird die internationale Bedeutung der DTM weiter stärken", war der inzwischen alleinige DTM-Chef Berger überzeugt. Seine Zielsetzung sieht 20 Autos von mindestens fünf unterschiedlichen Marken für die Saison 2021 vor. Die Rennen sollen weiterhin live bei Sat.1 übertragen werden.

ADAC GT Masters mit über 30 Autos

Auf der Gegenseite vermeldete die innerdeutsche Konkurrenzserie ADAC GT Masters bereits zum Ende des vergangenen Jahres 33 eingeschriebene GT3-Autos von 20 Teams. Der Senderwechsel von Sport1 zu RTL Nitro - bekannt von den Übertragungen der 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring - soll die Reichweite steigern. Das neue, vom DMSB verliehene Prädikat als 'Deutsche GT Meisterschaft' (DGTM) sorgt für weiteres Prestige.

"Im fünften Jahr in Folge haben sich Teams mit mehr als 30 Fahrzeugen eingeschrieben und frühzeitig zu einer Teilnahme bekannt", sagte ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk. "Das beweist gerade in diesen Zeiten, dass wir mit unserem Konzept richtig liegen, und ist ein starkes Signal für die hohe Attraktivität der Serie." Das ADAC GT Masters startet Mitte Mai in Oschersleben in die neue Saison, die DTM plant ihren Auftakt zwei Wochen später im russischen Sankt Petersburg.