Nico Müller beendete die erste Halbzeit der DTM-Saison 2020 ähnlich wie er sie begonnen hatte: mit einem Sieg und einem riesengroßen Vorsprung. Im Samstagsrennen auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings hatte der Audi-Pilot beim Zieleinlauf gigantische 15,655 Sekunden Abstand auf seinen Markenkollegen Rene Rast.

Es war der zweitgrößte Vorsprung nach dem Saisonauftakt in Spa-Francorchamps, als Müller mit 19,5 Sekunden vor Jamie Green den ersten seiner vier Saisonsiege errang. "Das war heute einer der besten Siege und noch besser als in Spa, weil wir von der Pole gestartet sind", sagte Tabellenführer Müller am Samstag in der Eifel.

"Nico fuhr in seiner eigenen Welt", zog selbst der Zweitplatzierte Rast seinen Hut. Schon im Qualifying hatte der Titelverteidiger keine Chance gehabt, als es Müller als erstem und bislang einzigem Fahrer gelang, die 1:47er-Marke auf dem 5,148 Kilometer langen Kurs zu knacken.

Das nachfolgende Rennen glich einer Spazierfahrt an der Spitze. Obwohl Müller als durchweg Führender und einziger Fahrer die Überholhilfen DRS und Push-to-Pass nicht nutzen durfte, war er nicht aufzuhalten. Er hätte es nicht gebraucht, profitierte aber zusätzlich vom einen oder anderen Gerangel zwischen den Verfolgern Rast und Robin Frijns, der sich in der Schlussphase drehte und damit den sicheren Podestplatz wegwarf.

"Es ist nie einfach, in der DTM ein Rennen zu gewinnen", sagte Müller. "Aber heute war einer dieser fast perfekten Tage. Das darf man auch mal genießen, für solche Tage leben wir im Sport. Hoffentlich kommen wir morgen wieder nahe an die Perfektion heran. Wir wollen noch mehr Rennen gewinnen, das ist und bleibt das einzige Ziel."

Von der Meisterschaft will Müller, der die ersten drei Saisonrennen gewann und acht Mal auf das Podium fuhr, weiter nichts wissen. Diesen Part übernahm stattdessen Audi-Motorsportchef Dieter Gass: "Nico war heute außergewöhnlich im Vergleich zu allen anderen Fahrern. Er hat sich in eine gute Position für die Meisterschaft gebracht und ich freue mich darauf, das zu sehen."

Auf dem Nürburgring machte Müller 17 Punkte auf seinen ärgsten Verfolger Frijns sowie acht auf den Gesamtdritten Rast gut. Mit den 28 Punkten für den Sieg und die Pole kommt der frischgebackene Vater nun auf 192 Punkte in der Tabelle. Frijns bleibt trotz seines fünften Platzes im Rennen Zweiter mit 149 Zählern vor Rast, der bislang 140 Punkte sammeln konnte.

Die Gesamtwertung spiegelt die Show des Audi-Trios 2020 wider: Loic Duval belegt den vierten Platz, hat aber bereits 69 Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Müller. Abt-Teamkollege Frijns und Rosberg-Pilot Rast müssen nun mehr Risiko gehen, um Müller im letzten Jahr der DTM in ihrer bisherigen Form einzuholen. "Platz zwei ist gut, aber ich muss an Pace nachlegen", gab Rast die Devise für das Sonntagsrennen auf dem Nürburgring (13:30 Uhr live bei Sat.1 und im Livestream auf der DTM-Webseite) aus.

DTM: Fahrer-Meisterschaft nach 9/18 Rennen (Top-5)

PositionFahrerHerstellerPunkte
1Nico MüllerAudi192
2Robin FrijnsAudi149
3Rene RastAudi140
4Loic DuvalAudi73
5Timo GlockBMW68