Es geht Schlag auf Schlag in der DTM: Nur eine Woche nach dem Lauf in Assen steht auf dem Nürburgring der zweite Teil des Triple-Headers an. Beim ersten von zwei aufeinanderfolgenden Rennwochenenden in der Eifel kehrt die DTM erstmals seit 19 Jahren zurück auf die lange Grand-Prix-Variante, zum ersten Mal überhaupt mit dem 5,148 Kilometer langen Layout inklusive der Mercedes-Arena.

Bei der Regenschlacht von Assen hat der junge Sheldon van der Linde für BMW den zweiten Sieg im achten Saisonrennen erobert und der gescholtenen Mannschaft eine weitere Motivationsspritze verpasst. Wie schon am Lausitzring mit dem Doppelsieg durch Lucas Auer und Timo Glock, begünstigten die äußeren Umstände - Reifen-Chaos oder Regen - den Rennverlauf für den Autobauer aus München.

"Wir brauchen diese Bedingungen, um für Siege zu kämpfen", warnte der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann vor übertriebener Euphorie. "Am Lausitzring hat eine riskante Strategie zum Doppelsieg geführt, in Assen war es ähnlich. Schaut man auf die realen Abstände im Qualifying, es ist schwierig, aus der eigenen Stärke heraus zu gewinnen. Wir müssen weiter hart arbeiten, um wirklich konkurrenzfähig zu sein."

Das Qualifying bleibt die riesengroße Schwäche des BMW-Turbopakets. In allen bisherigen acht Qualifyings belegten Audi-Fahrer mindestens die vorderen drei Plätze in der Startaufstellung. 37 Mal fuhren RS-5-Piloten in die Top-6, nur 11 Mal schaffte es ein BMW-Fahrer in die ersten drei Reihen. Der geringste Abstand zwischen Audi und BMW lag bei 0,199 Sekunden, im Schnitt trennt die beiden Marken rund eine halbe Sekunde.

DTM 2020: Qualifying-Vergleich

Qualifying 2020Schnellster AudiSchnellster BMWAbstand
Spa 12:05.625 (Frijns)2:06.242 (van der Linde)0,617 Sekunden
Spa 22:04.199 (Rast)2:04.987 (van der Linde)0,788 Sekunden
Lausitz 11:15.486 (Frijns) 1:15.685 (van der Linde) 0,199 Sekunden
Lausitz 21:15.787 (Frijns) 1:16.316 (Wittmann) 0,529 Sekunden
Lausitz 31:57.822 (Müller) 1:58.414 (Wittmann) 0,592 Sekunden
Lausitz 41:36.344 (Frijns)1:36.615 (van der Linde)0,271 Sekunden
Assen 11:23.341 (Duval)1:23.853 (Auer) 0,512 Sekunden
Assen 21:22.976 (Rast)1:23.411 (Aberdein) 0,435 Sekunden

An diesem Manko dürfte sich auch am Nürburgring nichts ändern. "Wir haben insgesamt ein Problem mit der Pace", meinte der von WRT-Audi gewechselte Jonathan Aberdein, der im BMW nicht an seine Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen konnte. "Wir müssen realistisch sein, wir werden keine Wunderpille finden, die uns an die Spitze führt. Es muss Schritt für Schritt nach vorne gehen, da steckt keine Magie hinter."

Der Nürburgring, der die Halbzeit in der DTM-Saison 2020 einläutet, sollte BMW in der Theorie entgegenkommen. Die vielen mittelschnellen bis langsamen Kurven und wenigen langen Geraden spielen dem Turbo-M4 mit seiner guten Traktion aus den Kurven heraus etwas mehr in die Karten.

Laut Wetterbericht - in der Eifel grundsätzlich mit äußerster Vorsicht zu genießen - soll es in den beiden Rennen am Samstag und Sonntag (ab 13:30 Uhr live bei Sat.1 und im Livestream auf der DTM-Webseite) allerdings trocken bleiben. "Ich denke nicht, dass wir bei trockenen Verhältnissen siegfähig sind. Im Regen aber schon", meinte DTM-Rückkehrer und BMW-Neuzugang Lucas Auer.

Bei den Vorsaison-Testfahrten erstmals auf dem Nürburgring präsentierte sich BMW auf Augenhöhe mit Audi. Der bisherige Saisonverlauf hat jedoch ein völlig anderes Bild gezeichnet. In den Qualifyings spielen die Münchner sportlich überhaupt keine Rolle, im Renn-Trim nur bei ungewöhnlichen Verhältnissen.

DTM seit 2019: Audi und BMW im Vergleich

StatistikAudiBMW
Siege 202062
Siege seit 2019188
Podestplätze 2020195
Podestplätze seit 20195919
Pole Positions 202080
Pole Positions seit 2019206
Führungsrunden 202025021
Führungsrunden seit 2019699265
Punkte 2020543242
Punkte seit 20191.675792

Der letzte DTM-Sieg durch BMW in der Eifel datiert auf 2016, als mit Marco Wittmann und Tom Blomqvist ein Doppelerfolg gelang. Seit dem BMW-Comeback 2012 in der Tourenwagenserie stand bei 13 Nürburgring-Rennen vier Mal ein M-Fahrer ganz oben auf dem Podest. Audi gewann die letzten vier Rennen (3x Rast, 1x Green) auf der Traditionsstrecke und war seit 2012 sechs Mal erfolgreich.

Hoffnung vor dem fünften von acht Rennwochenenden versprüht Sheldon van der Linde. Nach einem Podestplatz und jüngst dem Debütsieg in Assen, ist der junge Südafrikaner zweitbester BMW-Pilot in der Gesamtwertung knapp hinter Timo Glock.

Van der Linde selbstbewusst: "Unser Auto ist viel stärker auf dem Nürburgring. Auf Strecken mit langsamen Kurven sind wir auf einer Runde und bei den Long Runs sehr nah an den Audis dran, da können wir kämpfen. Wenn sich nichts drastisch ändert, bin ich sicher, dass wir sie herausfordern können."