Robert Kubica Interview: DTM auf gleichem Level wie Formel 1: (33:08 Min.)

Alesi, Räikkönen, Massa, Frentzen, Webber, Villeneuve oder Vettel: In 183 Formel-1-Rennen zwischen 2000 und 2011 bekam es Nick Heidfeld mit einigen der besten Rennfahrer der Welt als Teamkollegen zu tun. Ein Name ist dem gebürtigen Mönchengladbacher besonders im Gedächtnis geblieben, sein langjähriger BMW-Mitstreiter Robert Kubica.

"Ich würde sagen, dass er der kompletteste aller Teamkollegen war, die ich hatte", sagte Heidfeld kürzlich beim F1-Podcast 'Beyond the Grid' über den Polen. "In den Rennen war er nicht so schnell wie Kimi und im Qualifying nicht so schnell wie Webber. Aber als Gesamtpaket war er wirklich vorne dabei."

Heidfeld war der vorerst Letzte in einer Reihe an Rennfahrern, die enorm große Stücke auf Kubicas fahrerisches Talent halten. Nur das Abschneiden in der vergangenen Saison beim Formel-1-Comeback mit Williams trübte die Vita ein wenig, wie auch Daniel Ricciardo feststellte: "Er war nicht mehr der alte Kubica und wahrscheinlich gibt es eine ganze Generation von Fans, die nicht wissen, wie gut er war."

Rast: Hätte Kubica F1-Titel zugetraut

Im Herbst seiner motorsportlichen Karriere möchte sich Kubica noch einmal in der DTM beweisen. Erneut keine einfache Aufgabe für den Tourenwagen-Rookie, der mit einem privaten BMW M4 des ORLEN Team ART antritt. "Ich bin mir aber sicher, dass er immer noch ein sehr guter Rennfahrer ist", glaubt der amtierende DTM-Champion Rene Rast. "In der Vergangenheit war er ein Mega-Talent und ohne Unfall hätte ich ihm den F1-Titel zugetraut."

Auch Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, der Kubica schon zu Kart-Zeiten kannte, hält nach wie vor große Stücke auf den 35-Jährigen, bezeichnete ihn zuletzt als eines der größten Talente im Motorsport. Wie muss das auf einen Mann wirken, der zuletzt vor rund zehn Jahren in der Formel 1 auf dem Podest stand und nach seinem schweren Rallye-Unfall zwei Jahre lang überhaupt nicht fahren konnte?

Robert Kubica Interview: DTM auf gleichem Level wie Formel 1: (33:08 Min.)

Gegenseitiger Respekt

Motorsport-Magazin.com hat Kubica im großen Video-Interview gefragt, was ihm die Lobeshymnen der heutigen Stars im Rennsport bedeuten. "Ich bin ihnen dankbar und es ist schön zu hören, dass sie mich respektieren", sagte der polnische Nationalheld demütig. "Ich respektiere sie genauso. Sie fahren auf einem sehr hohen Level. Von außen sieht das manchmal einfach aus, aber das ist es nicht immer."

Rasts Lob erwiderte Kubica gern und bezeichnete ihn als einen der größten Stars in der DTM: "Was Rene geleistet hat, ist wirklich großartig. Viele Menschen realisieren nicht, dass es nicht nur vom Speed abhängt, sondern, dass viele Faktoren zusammenkommen müssen, um so zu dominieren."

Beim kurzzeitigen F1-Comeback fuhr Kubica mit dem lahmenden Williams-Boliden meist abseits des öffentlichen Radars. In der DTM-Saison 2020, wann auch immer sie beginnen und wie sie verlaufen mag, werden zumindest an den ersten Rennwochenenden alle Augen auf Kubica gerichtet sein. So, wie es zuletzt 2013 bei Timo Glock der Fall war, als er von der Formel 1 in die DTM wechselte und ebenfalls für BMW an den Start ging.

Kubica: Bin ein normaler Kerl

"Wenn du mich fragst, ob ich lieber unbekannt wäre, dann würde ich das annehmen", sagt Kubica. Vor allem in Deutschland genießt er aufgrund seiner erfolgreichen BMW-Vergangenheit weiterhin großen Zuspruch durch die Fans. "Die Bekanntheit ist nicht negativ und ich weiß die Unterstützung der Fans sehr zu schätzen. Aber das eine ist Unterstützung, das andere, mich als einen Star zu sehen. Ich bin ein normaler Kerl, der einfach Motorsport mag und eine Leidenschaft dafür hat."

Hört man Kubica zu, bekommt man schnell den Eindruck, dass er in der DTM tatsächlich etwas erreichen möchte. Bei gewissen anderen Formel-1-Vorgängern war das nicht immer der Fall... Kubica: "Ich weiß, wie wichtig der Sport für mein Leben war. Ich bin durch harte Zeiten gegangen und war komplett aus dem Motorsport raus. Jetzt weiß ich die Gelegenheit zu schätzen, in der DTM zu fahren. Solange du das Spiel spielen kannst, solltest du es machen und keine Angst dabei haben!"