Der DTM-Rauswurf von Fan-Liebling Bruno Spengler, dazu hartnäckige Gerüchte über eine Verpflichtung von Robert Kubica: Bei all dem Trubel rund um BMW ging in den letzten Wochen ein prominenter Name etwas unter: Lucas Auer.

BMW hat den Österreicher nach einer Saison in der japanischen Super Formula in die DTM zurückgeholt. Der frühere Mercedes-Werksfahrer erhielt eines der freien Cockpits, nachdem Spengler und Joel Eriksson in der Saison 2020 nicht mehr an Bord sind.

Zurück an die Spitze der DTM

"Ich will mit BMW zurück an die Spitze der DTM", gab Auer im Interview mit dem ORF gleich eine Kampfansage an die Konkurrenz heraus. Wohlwissend, dass in der Tourenwagenserie so einiges zusammenpassen muss, um in den Meisterschaftskampf eingreifen zu können: "DTM ist Hardcore - für jeden. Die Serie ist irrsinnig umkämpft."

Dass Auer in der DTM mithalten kann, hat er vier Jahre lang bei Mercedes unter Beweis gestellt. Nach einer Eingewöhnungsphase gehörte er zuletzt zu den schnellsten Fahrern im Kader der Stuttgarter. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: In 73 Rennen zwischen 2015 und 2018 erzielte Auer vier Siege, zehn Podestplätze und neun Pole Positions.

Auer: Sollte nicht unendlich lange dauern

Nun könnte Auer wieder eine Weile benötigen, um sich an die aktuellen Gegebenheiten in der DTM zu gewöhnen. Der V8-Sauger wurde seit der vergangenen Saison durch einen leistungsstärkeren Boliden mit Turbo-Motor und rund 600 PS Leistung abgelöst.

"Ich war nur ein Jahr weg, und dadurch, dass ich die DTM gut kenne, sollte das nicht unendlich lange dauern", meinte Auer. "Turbomotoren, und das Auto ist leichter, die Aerodynamik ist anders. Es wird vor allem darum gehen, das Reifenverständnis schnell intus zu bekommen." Die Hankook-Reifen spielten 2019 dank der veränderten Leistungs-Charakteristik der Autos eine so tragende Rolle wie nie zuvor.

Schwieriges Jahr in Japan

Nach dem DTM-Abschied von Mercedes zum Ende des Jahres 2018 musste sich Auer neu orientieren und wechselte in die Super Formula. Als Red-Bull-Junior und mit der Formel 1 im Hinterkopf wollte sich der 25-Jährige in Japan auf die Jagd nach den nötigen Superlizenz-Punkten machen.

Der Erfolg mit dem B-MAX with Motopark Team hielt sich in der hochkarätigen Formelserie jedoch in Grenzen. In sieben Rennen blieb ein Podestplatz in Sugo das einzige Highlight für Auer, dessen Formelkarriere 2011 mit dem Titelgewinn in der JK Asia-Serie begonnen hatte. Auer beendete die abgelaufene Saison auf dem neunten Gesamtrang.

In der Super Formula tat sich Auer 2019 schwer, Foto: Red Bull Content Pool
In der Super Formula tat sich Auer 2019 schwer, Foto: Red Bull Content Pool

Voller Fokus auf die DTM

Hinweise für eine Rückkehr in die DTM gab es: Bei den Rennwochenenden auf dem Nürburgring sowie beim Finale in Hockenheim wanderte Auer durchs Fahrerlager, stattete unter anderem der BMW-Hospitality einen Besuch ab.

Die Formel 1 ist für Auer erst einmal ad acta gelegt, die volle Aufmerksamkeit gilt nun dem neuen Arbeitgeber. "Ich war in meiner Karriere schon mehrere Male mit BMW in Kontakt, aber diesmal hat alles zusammengepasst. Es ist ein irrsinnig lässiges Angebot", sagte Auer.

Bei den offiziellen ITR-Testfahrten vom 16. bis 18. März erstmals in Monza trifft Auer auf alte Weggefährten und neue Konkurrenten. Rund drei Monate später gastiert die DTM zum ersten Mal in ihrer Geschichte auf dem italienischen Highspeed-Kurs vor den Toren Mailands.

Ein Cockpit noch frei

"Wir denken, dass er nicht nur aufgrund seines enormen fahrerischen Potenzials, sondern auch mit seiner sympathischen Art sehr gut zu uns passt", sagte BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt bei der Verpflichtung.

Ein Cockpit hat der Autobauer aus München für die DTM-Saison 2020 noch zu vergeben. Ende vergangenen Jahres testete Robert Kubica den BMW M4 erstmals beim Young Driver Test in Jerez. Der frühere Formel-1-Fahrer machte dabei keinen Hehl aus seinen Ambitionen, in der Tourenwagenserie antreten zu wollen. Marco Wittmann, Philipp Eng, Timo Glock und Sheldon van der Linde treten weiter für BMW in der DTM an.

Lucas Auers DTM-Karriere

JahrMeisterschaftErfolge
2018P74 Podien, 3 Poles
2017P63 Siege, 4 Podien, 3 Poles
2016P121 Sieg, 2 Podien, 2 Poles
2015P231 Pole