Ausgerechnet Daniel Juncadella! Der Mercedes-Pilot gewann das Samstags-Rennen der DTM in Brands Hatch. Der Spanier, der als einziger Mercedes-Pilot kaum Chancen auf die Meisterschaft hat, feierte seinen ersten Sieg in der DTM. Es war gleichzeitig sein zweiter Podestplatz nach dem vorangegangenen Erfolg auf dem Norisring.

Mercedes bestimmte auch im elften Rennen das Geschehen in der DTM-Saison 2018. Zum siebten Mal war der Hersteller aus Stuttgart in seinem vorerst letzten DTM-Jahr siegreich. In seinem 67. Rennen in der Tourenwagenserie setzte sich Pole-Setter Juncadella mit 7 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Augusto Farfus im BMW durch.

Lucas Auer komplettierte das Podium als Dritter und bescherte Mercedes ein weiteres Podium. Der Österreicher erzielte seinen vierten Podestplatz in der laufenden Saison. Auer hatte das Rennen als Zweiter aufgenommen. Nach seinem Boxenstopp konnte er sich auf kalten Reifen jedoch nicht gegen die heranstürmenden Juncadella und Farfus wehren und musste sich mit P3 begnügen.

Farfus meldet sich zurück

Für den Brasilianer Farfus endet eine lange Durststrecke in der DTM. Sein letzter Podestplatz datierte aus dem Jahr 2016 beim Finale in Hockenheim. Farfus hatte den Grundstein für den Erfolg mit Platz fünf im Qualifying als bester BMW-Pilot gelegt. Beim Start überholte er direkt BMW-Kollege Philipp Eng, während der von Platz drei gestartete Rene Rast nach einem frühen Boxenstopp auf die vierte Position zurückfiel.

Rene Rast war als Vierter der mit Abstand bestplatzierte Audi-Pilot. Nach seinem Sieg zuletzt in Zandvoort hatte er sich als Dritter qualifiziert. Von der gleichen Strategie wie in den Niederlanden - ein Boxenstopp in der ersten Runde - konnte sich der amtierende Champion diesmal jedoch nicht profitieren.

Paffett hat gut Lachen

BMW-Rookie Philipp Eng (BMW) und Titelfavorit Gary Paffett (Mercedes) sicherten sich im ersten von zwei Rennen in Brands Hatch die Plätze fünf und sechs. Damit war Paffett aus dem Viererkreis der Titelanwärter der bestplatzierte Fahrer. Pascal Wehrlein im Mercedes belegte nach einer speziellen Strategie - er stoppte als letzter aller Fahrer - den siebten Platz. Mit Edo Mortara fuhr der fünfte von sechs Mercedes-Piloten in die Top-8.

Mercedes-Teamchef Uli Fritz: "Herzlichen Glückwunsch an Dani zum ersten DTM-Sieg. Den hat er sich absolut verdient. Er hat heute den ganzen Tag über eine fantastische Leistung gezeigt. Ich will aber heute auch explizit dem gesamten Team für ihre tolle Arbeit danken. Heute morgen gab es viele Fragezeichen was die Strecke und die Abstimmung betrifft. Dank des Einsatzes der Mannschaft konnten wir aus diesen Fragezeichen, Ausrufezeichen machen und die Führung in der Meisterschaft ausbauen."

Die Meisterschaft: Paffett baute seinen Vorsprung vor dem Mercedes-Teamkollegen Paul Di Resta um acht auf nun 35 Punkte aus. Lucas Auer verbesserte sich mit P3 vom sechsten auf den dritten Platz (106) hinter Paul Di Resta (121). Auf Rang fünf hinter Edoardo Mortara (101/alle Mercedes) ist der beste BMW-Pilot, Timo Glock (101, der zum zweiten Mal in dieser Saison punktlos blieb) zurückgefallen. Bester Audi-Fahrer ist auf Rang neun Titelverteidiger Rene Rast (62). Juncadella verbesserte sich durch seinen Erfolg vom 13. auf den zehnten Platz.

Juncadella, Farfus, Auer: Stimmen vom Podium

Daniel Juncadella: "Geil, oder? Das ist ein großer Tag für mich. Beim Start hatte ich eine kleine Enttäuschung und habe Plätze verloren. Nach dem Start dachte ich erst, dass es wieder so läuft wie am Norisring, wo ich auch nicht gewonnen habe. Dann kam die große Überraschung nach dem Boxenstopp, als ich Lucas überholt habe. Ich habe jede Runde wie im Quali gepusht, nur in der letzten Runde bin ich ganz ruhig und ohne die Kerbs zu nehmen, nach Hause gefahren."

Augusto Farfus: "Es hilft, die Strecke hier zu kennen. Ich war zwar vor zehn Jahren mit einem anderen Auto hier, aber ich hatte hier immer gute Rennen. Ich bin happy, mal wieder auf dem Podium zu sein. Es war bisher ein schwieriges Jahr. Schön auch, dass meine Familie mal wieder vor Ort ist und ich vor meinen Kindern auf dem Podium stehen konnte."

Lucas Auer: "Generell bin ich glücklich. Im Gegensatz zu den beiden anderen bin ich zum ersten Mal hier. Die Strecke ist echt schwierig. Track Position ist hier alles. Wenn du vorne bist, kommt normalerweise keiner mehr vorbei. Mein Start war gut, ich habe geführt. Aber die Konkurrenz kam früh an die Box. Das muss man analysieren. Ich weiß gar nicht, warum ich Positionen verloren habe. Wenn du aus der Box kommst, musst du ein bisschen Clean Air haben, dann kommt keiner mehr vorbei. Aber die beiden waren viel zu nah dran."

So lief das Samstags-Rennen in Brands Hatch

Die Startaufstellung: Daniel Juncadella führte die reine erste Mercedes-Startreihe vor dem Österreicher Lucas Auer an. Zum siebten Mal in Folge erzielte damit ein Fahrer des Herstellers aus Stuttgart die Pole Position. Der amtierende Meister Rene Rast im Audi belegte den dritten Startplatz vor BMW-Pilot Philipp Eng aus Österreich. Titelfavorit Gary Paffett wurde Sechster und war damit besser platziert als all seine Meisterschaftskonkurrenten.

Der Start: Daniel Juncadella hatte beim Start durchdrehende Räder und fiel sofort hinter Rene Rast auf den dritten Platz zurück. Pole-Setter Lucas Auer konnte sich unterdessen leicht von seinen Verfolgern absetzen. In der Startphase lieferten sich die BMW-Piloten Philipp Eng und Augusto Farfus ein hartes Duell um den vierten Platz - mit dem besseren Ende für den Brasilianer.

Die Boxenstopps: Rene Rast wählte die gleiche Strategie wie bei seinem Sieg in Zandvoort vor drei Wochen: Von Platz zwei bog der Audi-Pilot schon nach der 1. Runde in die Box ab. Dem Champion folgten Timo Glock, Paul Di Resta und die beiden Audi-Piloten Robin Frijns und Loic Duval ebenfalls nach dem ersten Umlauf. Marco Wittmann (BMW) und Nico Müller (Audi) holten sich in der 2. Runde frische Reifen in der Boxengasse ab.

Augusto Farfus, BMW-Kollege Philipp Eng und Mike Rockenfeller (Audi) absolvierten nach dem Ende der Slow Zone in Runde 5 ihre Pflicht-Boxenstopps. Nach nur wenigen Runden hatten somit zwei Drittel des Fahrerfeldes - bei Mercedes nur Di Resta - ihre Reifenwechsel hinter sich gebracht. In Runde 6 legte Gary Paffett seinen Boxenstopp ein. Mit dem auf Platz zwei liegenden Daniel Juncadella folgte der dritte Mercedes-Fahrer in Runde 7.

Als Joel Eriksson (BMW) in Runde 8 sowie der Führende Lucas Auer in Runde 9 hereinkamen, fuhren nur die Mercedes-Piloten Edo Mortara und Pascal Wehrlein sowie Jamie Green im Audi mit ihrem ersten Reifensatz. Nach Jamie Green (Runde 10) folgte Edo Mortara nach einem kleinen Ausritt in Runde 12 zum Reifenwechsel an die Mercedes-Box.

Pascal Wehrlein legte als letzter Fahrer seinen Stopp in der 15. Runde kurz vor Rennhalbzeit ein. Dabei klemmte ein Rad, was den DTM-Rückkehrer zusätzliche Zeit kostete. Er kehrte als Siebter ins Rennen zurück. "Scheiß Strategie, sorry", kommentierte TV-Experte Timo Scheider noch während des Rennens.

Die Zwischenfälle: Ein bislang unbekannter Vorfall zwischen Paul Di Resta (Mercedes) und Loic Duval (Audi) in der Startphase wurde erst nach Rennende von der Rennleitung untersucht. In Runde 12 hatte Edo Mortara mit seinem neuen Pink Panther-Design Glück, als er kurzzeitig die Ideallinie verließ und ordentlich viel Kies mitnahm. Kurz danach legte der Mercedes-Pilot seinen Boxenstopp ein.

In Runde 25 kam es zu einem spektakulären Dreier-Duell zwischen den Audi-Piloten Jamie Green und Mike Rockenfeller sowie Timo Glock. Der BMW-Pilot wurde von beiden Audis in die Mangel genommen und verlor zwei Plätze. Sieger dieses Fights war Rockenfeller, der vor Green den elften Platz übernahm.

Die Ausfälle: für Loic Duval war das Rennen schon in der zweiten Runde beendet. Der Audi-Franzose legte in der zweiten Runde seinen Boxenstopp ein. Auf kalten Reifen verlor er kurz nach der Ausfahrt die Kontrolle über seinen Rennwagen und rutschte ins Kiesbett. Der Zwischenfall löste eine Slow Zone für drei Runden aus.