Mister DTM kann es nicht lassen: 2018 war kaum zwei Wochen alt, da saß Bernd Schneider schon wieder im Mercedes-Cockpit. Bei den Hankook 24h von Dubai war die Tourenwagen-Legende beim ersten großen Motorsport-Event des Jahres mit von der Partie - und das in den Klassen GT3 und GT4 gleich in zwei Fahrzeugen. Schneider scheint noch lange nicht Motorsport-müde zu sein. Seinen DTM-Rücktritt hat er aber trotzdem nie bereut.

"Jedes Rennen könnte mein letztes sein" so Schneider in Dubai im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com auf die Frage, ob er sich schon einmal Gedanken über einen endgültigen Rücktritt gemacht habe. Ein Lachen konnte er sich dabei nicht verkneifen. "Ich sage das häufig, aber dann kommt immer wieder etwas Neues in Sicht", fügt er an.

Dass er zehn Jahre nach seinem Rücktritt aus der DTM bei Angeboten wie dem von HTP Motorsport für das Rennen in Dubai ja sagt, ist schnell erklärt. "Es macht einfach Spaß und ist unglaublich. Wenn man im Auto sitzt kommt der Ehrgeiz. Dann möchte ich natürlich am liebsten auch wieder gewinnen und gebe auch wirklich alles", so der 53-Jährige, in dem nach wie vor jede Menge Feuer für seine große Leidenschaft lodert.

Für den einen oder anderen Fan liegt angesichts dieser Aussage die Frage nahe, ob der DTM-Abschied Ende 2008 nicht doch etwas zu früh kam. "Als ich die Entscheidung mit der DTM aufzuhören getroffen habe, war das für mich relativ schnell abgehakt", wiegelt Schneider ab. "Ich schaue noch gerne und gehe auch gerne zu den Rennen, aber selber fahren wollte ich gar nicht mehr."

DTM-Sucht bewältigt wie andere das Rauchen

Nach 263 DTM-Rennen, von denen Schneider 43 als Sieger beendete, war das Ende der DTM-Karriere mit dem ersten Abschied besiegelt. "Wenn man die Entscheidung einmal innerlich getroffen hat, dann ist man davon auch überzeugt. Das ist so wie mit dem Rauchen aufzuhören. Wenn man da einmal richtig aufgehört hat, ist die Sucht bewältigt. So ist es auch bei der DTM", erklärt er seine Entscheidung mit einem amüsanten Vergleich.

"Das war so eine schöne Zeit und ich hatte sehr viel Erfolg. Als ich die Entscheidung getroffen habe, war das für mich genau der richtige Moment aufzuhören, in dem Alter das ich hatte", so Schneider weiter. Wer darauf hofft, die Legende anlässlich des bevorstehenden Mercedes-Ausstiegs zu Ehren seines langjährigen Arbeitgebers vielleicht doch noch einmal in seiner alten Domäne zu sehen, tut dies vergebens.

Bei den Hankook 24h von Dubai war Bernd Schneider für Mercedes sowohl im GT3 als auch im GT4 im Einsatz, Foto: Mercedes-AMG
Bei den Hankook 24h von Dubai war Bernd Schneider für Mercedes sowohl im GT3 als auch im GT4 im Einsatz, Foto: Mercedes-AMG

"DTM ist ja kein Freizeitvergnügen, wo man sagt: Da komme ich hin und mache mal ein bisschen Spaß", gibt er zu bedenken. Nach einem Jahrzehnt Abstinenz wäre es unrealistisch zu glauben, wieder dort anknüpfen zu können wo er damals aufgehört hatte. "Ich glaube, als fünffacher Champion habe ich nicht den Anspruch auf Platz 18 herumzufahren - wenn wir es jetzt mal realistisch sehen", stellt er klar und kann sich auch hier einen kleinen Scherz nicht verkneifen: "Aber für viel Geld mache ich alles."

DTM und Super GT zusammen beim Showrun auf dem Hockenheimring: (02:50 Min.)

Schneider: In der DTM 2018 keine Aussicht auf Erfolg

Trotzdem scheint ein Gastspiel etwas zu sein, dass sich Schneider in der Vergangenheit zumindest schon einmal durch den Kopf gehen lassen hat. "Das sind so Dinge... Klar redet man mal darüber. Nur wie gesagt, DTM ist der höchste Level im Motorsport mit der Formel 1 zusammen. Da kann man nicht einfach mal kommen und sagen: Ich fahre jetzt ein Rennen mit", so Schneider, dem ein Comeback nur bei drastischer Reduzierung der eigenen Erwartungshaltung vertretbar erscheint.

"Außer man weiß schon vorher, dass man relativ weit hinten herumfährt. Testen darf man nicht, es ist alles so limitiert und dadurch ist es relativ schwierig", erklärt er. Letztendlich sind es bei ihm wohl auch nur die Nostalgie und der Spaß an einer Show-Einlage, welche solche Gedanken aufkeimen lassen. "Mit dem Klaus Ludwig, vielleicht so als Einlage mit Boxenstopp und Fahrerwechsel... aber nein, Spaß bei Seite. Das ist völlig unrealistisch."

Schneider könnte sich zum Spaß noch einmal vorstellen, mit Klaus Ludwig zusammen einen der neuen DTM-Boliden über die Rennstrecke zu jagen, Foto: Sutton
Schneider könnte sich zum Spaß noch einmal vorstellen, mit Klaus Ludwig zusammen einen der neuen DTM-Boliden über die Rennstrecke zu jagen, Foto: Sutton

So bleibt es immerhin dabei, dass er sich wohl auch 2018 seinen Fans bei ausgewählten Rennen weiterhin in den GT-Boliden von Mercedes-AMG präsentieren wird. "Es sind Kunden und mittlerweile auch Freunde von mir. Ich kenne sie schon ein paar Jahre und wir hatten schon vorher den Wunsch, mal zusammen etwas zu machen", führt er die Hintergründe der Einladung von HTP Motorsport in die Vereinigten Arabischen Emirate an.

"Dubai ist schon ein Klassiker als Auftaktrennen und ich wurde von ihnen gefragt, ob ich Lust habe es zu machen", so Schneider, der in Dubai nach einem turbulenten Rennen Platz neun in der GT3-Klasse sowie einen Ausfall bei den GT4 zu Buche stehen hatte.