Mercedes muss mindestens eines seiner sechs Cockpits für die DTM-Saison 2018 neu besetzen. Robert Wickens erhielt die Freigabe, vorzeitig in die IndyCar-Serie abzuwandern und auch ein Wechsel von Paul Di Resta in die Formel 1 zu Williams ist noch nicht vom Tisch. Sollte es zu Terminüberschneidungen kommen, müsste Teamchef Uli Fritz gar noch Ersatz für Maro Engel und Edo Mortara finden, die ab Dezember für Venturi in der Formel E starten.

Ein Kandidat für einen der Sitze ist Maximilian Günther. Der 20-Jährige begleitete das Team während der Saison als offizieller Test- und Ersatzfahrer. In dieser Woche saß er für Mercedes beim Young Driver Test auf dem Lausitzring im Rennauto. Dabei spulte der Allgäuer ein echtes Mammutprogramm ab.

Günther: Fast sieben Renndistanzen beim Test

Am Mittwoch drehte Günther 136 Runden im Mercedes-AMG C 63 DTM, am Donnerstag folgten weitere 153 Runden. Die insgesamt 289 Umläufe entsprechen knapp sieben Renndistanzen in der Lausitz. Günther testete im aktuellen DTM-Boliden unterschiedliche Setups und fuhr sowohl Long Runs als auch Qualifying-Simulationen. Außerdem drehte er erstmals bei nassen Bedingungen seine Runden in einem Tourenwagen.

Günther soll sich bei den Testfahrten, an denen auch Audi und BMW mit Nachwuchstalenten teilnahmen, gut geschlagen haben. Gerade auf seinen Quali-Runs soll er mit starken Zeiten überzeugt haben. Er könnte nach drei Jahren in der Formel-3-Europameisterschaft ein potenzieller Kandidat für die Nachfolge von Wickens sein. Vormaligen Ersatzfahrern wie Felix Rosenqvist oder Esteban Ocon gelang ebenfalls der Aufstieg zum Stammfahrer.

DTM oder weiter Formelsport?

Das Problem: Mercedes steigt nach dem Ende der kommenden Saison aus der DTM aus. Stattdessen konzentriert sich die Marke mit dem Stern auf die Formel 1 sowie die Formel E. Günther war in den vergangenen Jahren stets im Formelsport aktiv. 2016 wurde er Vize-Europameister in der Formel 3, diese Saison schloss er als Gesamtdritter ab. Ein Wechsel in eine höhere Formelklasse wie die Formel 2 wäre also ebenfalls eine Option. Mitte November startet er noch beim Macau Grand Prix in China.

Neben Günther war auch Raffaele Marciello für Mercedes in der Lausitz unterwegs. Als Referenzfahrer kam Lucas Auer zum Einsatz. Marciello hatte schon mehrere Male für Mercedes ein DTM-Auto getestet und überzeugte dieses Jahr im GT3-Mercedes als Gesamtdritter bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Marciello fuhr in den letzten vier Jahren in der Formel 2 respektive der ehemaligen GP2-Serie.

Max Günther fuhr am Lausitzring fast 300 Runden im DTM-Mercedes, Foto: Daimler AG
Max Günther fuhr am Lausitzring fast 300 Runden im DTM-Mercedes, Foto: Daimler AG

Auer lobt Günther und Marciello

"Beide haben einen guten Job gemacht", lobte Auer das Test-Duo. "Sie hatten es mit den wechselhaften Bedingungen nicht einfach, aber sie haben sich super geschlagen und gute Arbeit abgeliefert. Es ist schon witzig. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich bei so einem Test meine ersten Erfahrungen gesammelt habe und jetzt bin ich der Referenzfahrer für die nächste Generation..."

Günther zu seinem zweiten DTM-Test, nachdem er Ende 2016 schon einmal in Jerez gefahren war: "Ich hatte mega viel Spaß. Ich habe einen guten Rhythmus gefunden und mich im Auto wohlgefühlt. Die nassen Bedingungen am Vormittag waren eine Herausforderung, aber das Fahren hat großen Spaß gemacht. Ich spüre, dass ich mich im Auto immer wohler fühle. Vielen Dank ans gesamte Team, das mich dabei unterstützt hat."

Positives Feedback von Mercedes-Teamchef Fritz

"Die beiden Jungs haben sich mehr als beachtlich geschlagen", sagte Mercedes-Teamchef Fritz. "Beide fanden sich schnell wieder im Mercedes-AMG C 63 DTM zurecht und haben den Ingenieuren sehr gutes Feedback gegeben. Es ist immer wieder ein schöner Moment, zu erleben, wie junge Talente ihre ersten Erfahrungen in einem DTM-Rennwagen sammeln und sich von Test zu Test steigern. Vielen Dank auch an Lucas, der beiden nicht nur mit seinen Referenzzeiten, sondern auch mit Rat und Tat zur Seite stand. Der Young Driver Test war ein schöner Abschluss, bevor wir uns in den kommenden Wochen der Winterpause in die Vorbereitung auf die neue Saison stürzen."