2018 wird eine historische Saison für die DTM: die letzte von Mercedes in der Tourenwagenserie. Die Stuttgarter kehren der DTM nach 30 Jahren den Rücken, um ab 2019/20 in der Formel E anzutreten. In dieser Saison greift die Marke mit dem Stern ein letztes Mal an und nimmt es mit Audi und BMW auf - und das mit zahlreichen Neuerungen. Motorsport-Magazin.com zeigt vor dem Saisonauftakt am 5. Mai in Hockenheim alle Neuerungen für die Saison 2018.

Neue Fahrer

Es gibt gleich fünf neue beziehungsweise altbekannte Gesichter im Fahrerfeld. Der prominenteste Name darunter ist Pascal Wehrlein, der Meister von 2015. Nach seinem Formel-1-Aus bei Sauber kehrt der 23-Jährige zurück zu Mercedes. Die Stuttgarter präsentieren zudem mit Daniel Juncadella einen weiteren aus der DTM bekannten Fahrer. Mit Ersatzmann Chris Vietoris findet sich ein dritter Pilot mit DTM-Erfahrung im Aufgebot von Mercedes. Nicht mehr dabei sind Robert Wickens (IndyCar), Maro Engel (Formel E/GT-Sport) und Testfahrer Max Günther (Formel 2).

BMW hat ebenfalls zwei neue Fahrer für die Saison 2018 verpflichtet - allerdings ohne vorherige DTM-Erfahrung. Joel Eriksson aus Schweden und der Österreicher Philipp Eng stoßen aus dem BMW-Werkskader neu ins DTM-Aufgebot. Eriksson kommt als amtierender Vize-Meister der Formel-3-Europameisterschaft, Eng hat sich erst in den Porsche-Markenpokalen und dann im BMW M6 GT3 einen Namen gemacht. Verabschiedet haben sich Tom Blomqvist (Formel E) und Maxime Martin (WEC mit Aston Martin).

Audi musste seinen 2017er auf einer Position neubesetzen. Mattias Ekström tritt dieses Jahr nicht mehr in der DTM an. Nach 17 Jahren, 193 Rennen, 2 Meisterschaften, 23 Siegen und 76 Podestplätzen macht einer der größten DTM-Piloten aller Zeiten Schluss und konzentriert sich voll auf die Rallycross-Weltmeisterschaft. Ekströms Platz nimmt Rookie Robin Frijns aus den Niederlanden ein.

Fans können sich aber freuen: Ekström kehrt beim Auftakt in Hockenheim für sein Abschieds-Wochenende zurück. Der Schwede tritt in den beiden Rennen mit einem siebten Audi an, fährt aber außerhalb der Wertung. So kommt Ekström doch noch zu seinem verdienten Abschied, der ihm nach dem Titelverlust 2017 verwehrt geblieben war. Auch BMW und Mercedes dürfen dieses Jahr bei einem Rennen einen Gaststarter benennen, nicht aber an den letzten drei Rennwochenenden.

Neue Autos

Tatsächlich sind die 2018er Rennwagen nicht neu, sondern über den Winter überarbeitet worden. Die Aerodynamik der Autos aller drei Hersteller wurde weiter reduziert, die Rede ist von einem Drittel weniger Abtrieb. Die neuen Aero-Komponenten mussten auf die bestehenden Pakete angepasst werden.

2018 haben die Autos an der vereinfachten Frontschürze nur noch einen statt der bisherigen zwei seitlichen Flicks. Die Seitenplatte unterhalb der Türen wurde entfernt, genau wie die Flicks hinter dem hinteren Radkasten. Die Radkästen - Audis Vorteil in der Vergangenheit - wurden ebenfalls vereinheitlicht.

Zudem wurden die Fahrwerke vereinfacht. Das Reglement erlaubt pro Rad nur noch eine Feder-/Dämpfereinheit, das sogenannte 'dritte Element', eine Verbindung zwischen den beiden Rädern einer Achse, entfällt.

Neue Regeln

Zu den wichtigsten Änderungen im Sportlichen Reglement gehört die Verringerung des Gesamt-Mindestgewichts (Fahrer mit Ausrüstung und Fahrzeug) um 5 Kilo: Es beträgt in diesem Jahr 1.115 Kilogramm, das Fahrzeug-Mindestgewicht liegt bei 1.031 Kilogramm. Gleichzeitig wurde das Motorenkontingent von sieben auf acht Aggregate erhöht. Zudem haben die Teams nun die Möglichkeit, bei Boxenstopps einen zusätzlichen Mechaniker einzusetzen.

Gleich mehrere der unterjährigen Anpassungen aus 2017 sind nun fester Bestandteil des Reglements. Dies betrifft den Indy-Neustart, bei dem der Führende die Pace vorgibt. Zudem die Begrenzung der Kommunikation mittels der Boxentafel, die nur noch als Aufforderung zum Boxenstopp verwendet werden darf sowie die Erhöhung der Mindestrestmenge an Kraftstoff (mindestens 1 Liter statt 0,5 nach Rennende).

Neue TV-Partner

Die ARD hat sich nach 18 Jahren zurückgezogen, stattdessen ist Sat.1 der neue TV-Partner der DTM. Der private Sender überträgt alle 20 Rennen live im Fernsehen, die Qualifyings werden auf ran.de im Live-Stream gezeigt. Die beiden Trainings gibt es bei DTM.com live im Internet. Sat.1 räumt der Serie mehr Übertragungszeit ein, mit je einer halben Stunde Vorlauf sowie Nachberichterstattung.

Die Zuschauer erwarten vier neue Gesichter bei den Sat.1-Übertragungen. Der aus der MotoGP bekannte Edgar Mielke kommentiert die Rennen aus der Sprecherkabine. Ihm zur Seite steht der zweifache DTM-Champion Timo Scheider als Experte. Andrea Kaiser, die Ehefrau von Rallye-Weltmeister Sebastien Ogier, und Matthias Killing berichten als Reporter aus der Boxengasse.

Für das österreichische Publikum konnte die DTM für 2018 den ORF als TV-Partner gewinnen. Abgesehen von den Rennen auf dem Norisring und den Nachtrennen in Misano werden alle Sonntagsrennen in ORFeins frei empfangbar übertragen, die übrigen Rennen in ORF Sport+. Als Live-Kommentator fungiert Dieter Derdak.

Neue Startzeiten

2018 führt die DTM endlich einheitliche Startzeiten bei den Rennen ein. Sie beginnen jeweils um 13:30 Uhr. Ausnahmen bilden die beiden Rennen in Misano und Brands Hatch sowie das letzte Rennen auf dem Hockenheimring.

Die zwei Läufe auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli am 25. und 26. August starten jeweils um 22:20 Uhr Ortszeit - es werden die ersten Nachtrennen in der Geschichte der DTM. Nicht umstellen müssen sich die DTM-Fans trotz anderer Zeitzone bei der Startzeit der beiden Rennen in Brands Hatch. Die Starts erfolgen dort um 12:30 Uhr Ortszeit, also 13:30 Uhr deutscher Zeit.

Das letzte Saisonrennen in Hockenheim startet um 15:05 Uhr, damit die Zuschauer nach dem 20. Saisonlauf am Sonntag direkt nach der Zieldurchfahrt auf die Rennstrecke strömen können. Das Öffnen der Zäune für die Zuschauer ist nur möglich, wenn anschließend keine weiteren Rennen mehr auf der Strecke ausgetragen werden.

Neue Rennstrecken

2018 trägt die DTM zehn statt wie bisher neun Rennwochenenden aus, also insgesamt 20 Rennen. Das Gastspiel in Moskau ist raus, neu sind die Nachtrennen in Misano und die Rückkehr nach Brands Hatch. Hier trug die DTM zwischen 2006 und 2013 bereits acht Rennen aus, allerdings nutzte die Serie damals die 1,97 Kilometer lange Kurzanbindung. Für ihr Comeback am 11. und 12. August fährt die DTM auf der GP-Version der britischen Traditionsstrecke.

Obendrein bekommt auch der Lausitzring eine neue Streckenvariante. In diesem Jahr soll es auf dem 4,534 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs zur Sache gehen. Mit insgesamt 14 Kurven und einem ausgeglichenen Verhältnis aus langsamen und schnellen Passagen gilt diese Variante als besonders anspruchsvoll für die Fahrer.

Neues Rahmenprogramm

Im Rahmenprogramm der DTM-Wochenenden gibt es ebenfalls zahlreiche Neuerungen. Der Porsche Carrera Cup ist zum ADAC GT Masters abgewandert. Verzichten müssen die Fans in Zukunft außerdem auf den Audi Sport TT Cup. Der Markenpokal sollte eigentlich durch Abt weitergeführt werden, musste wegen fehlender Teilnehmer aber kurzfristig abgesagt werden.

Neu im Programm ist der von Seyffarth Motorsport ausgerichtete Audi R8 GT4-Markenpokal. Für den ausgefallenen TT Cup hat die DTM ebenfalls eine Alternative gefunden. Der DRM Klassik-Pokal und die Tourenwagen Classics sind bei den ersten drei deutschen Veranstaltungen im Wechsel zu bestaunen. Zum ersten Mal in Hockenheim bei der DTM im Programm: Der DRM Klassik-Pokal, wo Fahrzeuge aus der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (1971 bis 1981) zum Einsatz kommen.

Die Formel-3-Europameisterschaft tritt 2018 ein letztes Mal im Rahmen der DTM an, bevor sie ab 2019 umgestaltet wird und dann zusammen mit der Formel 1 durch die Welt reisen wird. Am Start ist unter anderem Mick Schumacher, der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Der Sohn von Ralf Schumacher, David, tritt unterdessen in der ADAC Formel 4 an, die beim Auftakt in Hockenheim und am Lausitzring im Rahmenprogramm der DTM fährt.