Am Samstag noch profitierte Jamie Green vom teaminternen Teamwork bei Audi und ging in der letzten Runde an Edoardo Mortara vorbei, wodurch er sich vom Italiener in der Meisterschaft absetzen konnte. Doch 24 Stunden später versenkte Green seine Meisterschaftschancen höchst selbst! Das gesamte Rennen über hatte der Brite seine Probleme. Nach dem Start hing er zunächst lange hinter Augusto Farfus fest und musste deutlich abreißen lassen, als der Brasilianer plötzlich langsam wurde.

Green verliert viel Zeit hinter Farfus

"Farfus konnte im Rennen nicht mithalten. Er hat das DRS-Fenster verloren und hat unglaublich blockiert. Ich konnte es nicht glauben, wie langsam er war und wie sehr er mich aufhielt", berichtete Green fassungslos im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das hat mein Rennen zerstört! Die Fahrer an der Spitze haben sich eine große Lücke herausgefahren. Ich war eigentlich so schnell wie die Spitze, hing aber hinter ihm fest", erklärte er.

Augusto Farfus spielte zu Rennbeginn eine wichtige Rolle, Foto: Audi
Augusto Farfus spielte zu Rennbeginn eine wichtige Rolle, Foto: Audi

Als Farfus dann zur Box fuhr, bewies Green, wozu er in der Lage gewesen wäre. Sofort fuhr er Zeiten auf dem Niveau der Spitze. Als er selbst seinen Boxenstopp absolvierte, verlor er nach der Ausfahrt die Nerven. Der Audi-Pilot kam direkt hinter Gary Paffett heraus und wollte gleich vorbeiziehen. Dabei fuhr er seinem Landsmann auf die Ecke und drehte ihn um. Es folgte eine Durchfahrtsstrafe. Mit Rang 17 verpasste er die Punkte am Ende deutlich und kassierte im Meisterschaftskampf eine böse Schlappe. Nun hat er 51 Punkte Rückstand auf den Gesamtführenden Marco Wittmann, 18 Punkte liegt er hinter Edoardo Mortara.

"Es sind immer noch 100 Punkte zu holen. Nicht viele hätten heute vorhergesagt, dass Edo das Rennen von Startplatz sechs gewinnt. Das zeigt, dass man eine Niederlage erst dann anerkennen sollte, wenn es unmöglich ist", gibt er sich dennoch kämpferisch. Die Kollision selbst sah Green nicht unbedingt als seine Schuld an.

Paffett und Green uneinig bezüglich Schuldfrage

"Nach meinem Boxenstopp war ich Seite an Seite mit Gary. Er meinte, er wusste nicht, dass wir nebeneinander sind. Er dachte, er wäre vorne. Er hat mich nicht gesehen und hat eingelenkt", berichtet Green aus seiner Sicht. "Er hat sich bei mir entschuldigt, weil er das nicht wusste. Dass ich dann die Schuld und die Durchfahrtsstrafe bekam, war etwas hart. Denn bei der Boxengassenausfahrt kommt man am Scheitelpunkt von Kurve eins wieder auf die Strecke. Wo soll ich also hin?", fragte Green.

Gary Paffett sah die Verantwortung bei Green, Foto: DTM
Gary Paffett sah die Verantwortung bei Green, Foto: DTM

Für Paffett war die Antwort relativ klar - er hätte von Green weniger Risiko erwartet. "Wenn man so in eine Kurve fährt, kann es nur einen Ausgang geben. Wenn man in der Position ist und um den Titel kämpft, geht man kein Risiko ein. Aber er hat riskiert. Er hat erwartet, dass ich ihm Platz lasse, aber ich habe ihn da nicht erwartet", schildert Paffett die Situation aus seiner Sicht. "Ich war mir sicher, vorne zu sein. Er hat riskiert und hat dafür bezahlt", stellte er klar.

Unterstützung erhält Green von seinem Chef Dieter Gass. Er versucht, die Aktion zu erklären. "Es war sicherlich eine besondere Situation. Anbremsen erste Kurve aus der Box heraus. Er hat sicher Gary neben sich gesehen, da ist auch eine Welle im Asphalt. Ob das jetzt ein Foul war, da kann man geteilter Meinung sein", meint Gass. Paffetts Version, der Mercedes-Pilot sei vorne gewesen, widerspricht er deutlich. "Sicherlich war es ein Kontakt, aber die beiden Autos waren auch nebeneinander. Es war nicht so, dass Gary vorne war und ihm Jamie in irgendeiner Weise reingefahren wäre", erklärt der Audi-Chef.