Nach 16 Jahren in der DTM beendet Martin Tomczyk zum Saisonende seine DTM-Karriere. Als Grund nannte er unter anderem auch die politischen Veränderungen in der Serie. "Für mich persönlich steht der Fahrer nicht mehr so im Fokus, wie es früher der Fall war. Für mich ist es als Rennfahrer essenziell wichtig, die Leidenschaft am puren Rennsport zu haben. In der DTM hat sich diese leider etwas ins Negative entwickelt", resümierte er im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Darauf angesprochen, sprang Timo Glock seinem Markenkollegen zur Seite und präzisierte die Problematik. "Er hat da glaube ich relativ klar gesagt, was er von der Sache hält. Das sehen die Fahrer generell vermutlich nicht viel anders. Es ist schon teilweise sehr politisch", so Glock. "Das geht damit los, dass man sich Anfang des Jahres unter allen Herstellern die Hand gibt und BMW diese Angleichung gibt, und dann fängt man Mitte des Jahres auf einmal an, darauf rumzuhacken und zu sagen, das war zu viel", kritisierte der 34-Jährige.

BMW fährt der Konkurrenz momentan davon, Foto: DTM
BMW fährt der Konkurrenz momentan davon, Foto: DTM

Hersteller wollten Zugeständnisse für BMW beschneiden

Vor der Saison wurden BMW Zugeständnisse gemacht, da die Münchner das deutlich langsamste Auto hatten und nicht mehr konkurrenzfähig unterwegs waren. So durften sie einen Heckflügel verwenden, der 50 Millimeter breiter war. Zudem erhielten sie einen generellen Gewichtsvorteil von 7,5 Kilogramm. Aufgrund des Saisonverlaufes wollten Audi und Mercedes zumindest den Gewichtsvorteil wieder aufheben, scheiterten mit einem gemeinsamen Antrag aber am Veto des DMSB.

"Vielleicht sollte man bei den anderen beiden Herstellern erst einmal vor der eigenen Tür kehren, bevor man solche Aussagen tätigt", attackierte Glock die Konkurrenten und erinnerte an die vergangene Saison. "Man hat Mercedes damals auch nachentwickeln lassen, und die hatten ein deutliches Problem. Die durften ein halbes Jahr lang entwickeln, die haben 2015 damit die Meisterschaft gewonnen und keiner hat gemeckert", polterte der ehemalige Formel-1-Pilot im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Glock: Mercedes schneller als BMW

Dieser Entwicklungsvorteil sei auch heute noch bemerkbar. "Momentan ist der Mercedes das schwerste Auto. Damit zeigt sich, dass der BMW nicht das stärkste Auto ist. Denn der Mercedes ist am schwersten, also ist er auch das beste Auto", meint Glock. Untermauert wird Glocks Aussage durch das Qualifying am Nürburgring. Lucas Auer fuhr als einziger Pilot unter 1:23 Minuten relativ deutlich auf Pole, obwohl die Mercedes-Boliden 12,5 Kilo schwerer waren, als jene von BMW. Nur eine Strafe verhinderte den Start von Rang eins für den Österreicher.

Lucas Auer fuhr im Qualifying die schnellste Runde, Foto: DTM
Lucas Auer fuhr im Qualifying die schnellste Runde, Foto: DTM

Auch für Audi hat Glock ein paar Worte übrig. "Was Audi macht, kann ich nicht beurteilen. Die sind mal schnell, mal haben sie mehr Probleme. Sie haben sich gegenseitig genug Punkte weggenommen. Also ich glaube, man muss immer erstmal vor der eigenen Tür kehren."

Doch nicht nur die Politik der Hersteller prangert Glock an, sondern ebenso die technische Komponente. "Wir Fahrer sagen ja auch immer, wir brauchen weniger Abtrieb, mehr Leistung, dass wir von der Fahrerseite vielleicht einen Unterschied machen können. Auch dass die Reifen einen größeren Drop bekommen, wo der Fahrer vielleicht einen Unterschied machen kann", erklärt Glock.