Nico Müller ist angekommen im elitären Kreis der DTM-Sieger. Mit seinem Erfolg im Hauptrennen auf dem Norisring ist Müller nun der zweite Schweizer nach Marcel Fässler, der in der Tourenwagen-Serie einen Sieg verbuchen konnte. Zudem ist es der erste Schweizer Laufsieg in der DTM seit 2003.

Müller ist im dritten Jahr in der DTM, der Durchbruch ist ihm aber erst jetzt so richtig gelungen. Bereits in Hockenheim tauchte der 24-Jährige plötzlich wie Phönix aus der Asche an der Spitze auf. Für das erste Saisonrennen sicherte er sich gleich mal die Pole Position, im Rennen fuhr er mit Rang drei seinen ersten Podestplatz ein. Nach zwei schwierigen Wochenenden in Spielberg und am Lausitzring, wo er in vier Rennen insgesamt nur sechs Zähler einfuhr, hat er nun den Beweis angetreten, dass der Saisonauftakt keine Eintagsfliege war.

2014 hatte Nico Müller noch Anpassungsprobleme in der DTM, Foto: Audi
2014 hatte Nico Müller noch Anpassungsprobleme in der DTM, Foto: Audi

Neues Team, neue Erfolge

"Ein Sieg hier am Norisring schmeckt besonders gut. Ich bin sehr happy, dass es jetzt endlich geklappt hat mit meinem ersten Sieg. Ich hatte ein sehr gutes Auto. Die Strategie hat sich ausgezahlt, die Pace auf den neuen Reifen war auch gut. Wir pushen weiter hart. Das ist ein ansteckendes Gefühl", war Müller nach dem Rennen sichtlich erleichtert. Mit 52 Punkten hat Müller nun bereits doppelt so viele Zähler gesammelt wie in der gesamten Vorsaison. Aktuell liegt er auf Rang sieben in der Meisterschaft.

Nach zwei durchwachsenen Jahren im Team Rosberg blüht er seit dem Wechsel zum Team Abt richtig auf. Das neue Umfeld gepaart mit mentaler Weiterentwicklung sieht er als Hauptgrund für den Aufschwung. "Klar ist man fokussiert. Es heißt ja nicht, dass ich nicht versucht habe, die letzten Jahre nicht mal Gas zu geben. Man lernt sich in zwei Jahren ganz gut kennen, besonders wenn es mal nicht so gut läuft", erklärt er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Um auf der Strecke optimal agieren zu können, sei der psychische Aspekt besonders wichtig. Im Vorfeld der Saison habe auch dieses Thema auf der Agenda gestanden. "Ich habe mich lange mit meinem Mentalcoach [Sven Helferich; Anm. d. Red.] zusammengesetzt und an mir gearbeitet. Zusammen mit ihm habe ich mir ein oder zwei Sachen angeeignet, die mir helfen, mich in die richtige Gemütslage zu bringen, damit ich in möglichst allen Fällen das Optimale aus mir und dem Auto rausholen kann", so Müller.

Nico Müller ist in der DTM angekommen, Foto: Simninja Photodesignagentur
Nico Müller ist in der DTM angekommen, Foto: Simninja Photodesignagentur

Wiedervereinigung mit Ingenieur

Bei Abt harmoniert er zudem besonders mit seinem Renningenieur Daniel Brunhardt. "Seine Arbeitsweise sagt mir sehr zu. Er ist ein sehr spezieller Typ, sehr akribisch. Es passt einfach sehr gut zusammen. Ich denke, das hilft wirklich, noch ein wenig mehr aus dem Paket herauszuholen", erläutert der Schweizer.

Tatsächlich kennen sich die beiden aus früheren Zeiten. Während Müllers Zeit in der GP3 war Brunhardt sein Dateningenieur bei Jenzer Motorsport. Bei Audi trafen sich die Wege einige Jahre später nun wieder. Müller: "Schlussendlich war es eher ein glücklicher Zufall. Er ist bei Audi gelandet und dann kam die Option auf. Ich kam da nicht an und hab gesagt: 'Wo arbeitet der, den hätte ich gern'."

Die Entscheidung zum Teamwechsel war ein wichtiges Thema intern bei Audi, wie Sportchef Dieter Gass erklärt. "Es ist immer so, dass die Chemie und die Zusammenarbeit passen müssen. Wenn ein Fahrer nicht ganz die Leistung bringt, die man erwartet oder von der man weiß, dass er sie leisten kann, dann tut es auch mal ganz gut, in ein anderes Umfeld zu gehen", schildert Gass die Gedankenspiele bei den Ingolstädtern.

Ein Vorwurf an das Team Rosberg sei das jedoch nicht. "So sehr wir unsere Teams auf einem Niveau zu halten, so gibt es auch ein paar kleine Unterschiede. Es ist in gewissen Maßen auch eine Kopffrage. Ohne, dass man sagen kann, dass eine oder andere Team ist besser, hat es sich für Nico fantastisch entwickelt", zieht er gegenüber Motorsport-Magazin.com Bilanz.

Doch auch Gass sieht die Mischung aus neuem Umfeld und veränderter Herangehensweise bei Müller als Gesamtpaket. So ist zwischen den Zeilen durchaus zu erkennen, dass es Müller zuvor vielleicht nicht immer ganz ernst nahm. "Nico ist intelligent genug, dass man ihm nicht in den Hintern treten braucht. Er hat selbst hohe Erwartungen an sich und will diese erreichen. Er weiß auch, dass es ihm nicht zugeflogen kommt und dass er auch etwas dafür tun muss. Entsprechend hat er sich da auch für eingesetzt", erklärt Gass, dass die Initiative zum Teamwechsel auch von Müller kam.