Auch 24 Stunden nach der verbalen Entgleisung von Christian Vietoris war die Arschloch-Affäre Thema im Paddock. Die Rennleitung verurteilte den Mücke-Piloten, der von Mattias Ekström abgeschossen wurde, zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro. Ein Strafmaß, das durchaus für kontroverse Meinungen unter den Fahrerkollegen sorgt.

Der Adressat der Beleidigung, Mattias Ekström, wägt unterschiedliche Aspekte ab. "Ganz ehrlich: Ich glaube, im Fußball fällt das Wort öfter, als im Motorsport und dafür kriegt man keine Strafe", so der Schwede. Jedoch sei auch das Niveau einer Diskussion ein wichtiger Faktor. Er erinnert dabei auch an seine Äußerungen vor wenigen Wochen, die zwar auch heftig, aber annehmbarer gewesen seien. "Ich versuche, wenn ich sauer bin, solche Worte herauszulassen und gegen andere Worte zu tauschen. Wenn man Arschloch gegen Clown tauscht, dann können die Leute auch verstehen, dass ich auch sauer bin", meint Ekström.

Zudem habe man als Rennfahrer auch eine gewisse Vorbildfunktion. "Zumindest für unsere Kinder haben wir schon eine Vorbildfunktion, und ich finde schon, dass irgendwo eine Grenze gezogen werden muss. Ich würde ja auch niemanden mit der Hand schlagen. Ein gewisses Niveau sollte da sein." Der 37-Jährige erinnert dabei auch an einen ähnlich gelagerten Fall vor drei Jahren, als Bruno Spengler den Stinkefinger eben in Richtung Ekström zeigte. Die Strafe sei folgerichtig. "Das kann ich verstehen, denn mein Sohn schaut sich das auch an und der ist fünf Jahre alt. Er muss das ja auch nicht lernen", mahnt er.

Der Grund der Entgleisung: Ekström schießt Vietoris ab, Foto: Simninja Photodesignagentur
Der Grund der Entgleisung: Ekström schießt Vietoris ab, Foto: Simninja Photodesignagentur

Vietoris spendet Geld an Hilfsorganisation

Auch Vietoris selbst kann die Strafe nachvollziehen. Er verdoppelte den Betrag sogar und spendete zusätzlich zu seiner Strafe von 3.000 Euro dieselbe Summe an die Hilfsorganisation 'Ein Herz für Kinder'. "Ich habe mir das Interview in der Aufzeichnung auf youtube nochmal angesehen und gedacht, dass es für die Kinder das falsche Wort gewesen ist. Ich stehe nach wie vor zu der Aussage, aber ich akzeptiere die Strafe und will da noch was drauflegen", erklärte er.

Dass die Strafe mit 3.000 Euro dreimal so hoch war wie jene für Spengler 2013, sorgte bei ihm jedoch für etwas Stirnrunzeln. "Vielleicht kann man mal eine Preisliste beim DMSB anfragen, was was kostet. Ich akzeptiere das und nehme das so hin", erklärt Vietoris. Jedoch habe es in den sozialen Medien auch Zuspruch gegeben. "Ich habe auch einige positive Nachrichten auf Facebook erhalten. Viele haben sich gefreut, dass man als Fahrer noch solche Emotionen zeigt, dass man sagt, was man gerade fühlt und denkt."

Emotionen will auch Timo Scheider sehen, daher kann er der Strafe in Richtung Vietoris nichts abgewinnen. "In meinen Augen sind wir hier nicht in der Schule und machen keine Benimmregeln. Wir sind alles eigene Typen, eigene Charaktere", bricht der zweimalige Champion, der selbst ein Freund deutlicher Worte ist, eine Lanze für mehr Freiraum. "Da kam in dem Moment vielleicht nicht das erwartete Sprachjargon eines DTM-Fahrers rüber, das gab es auch bei mir schonmal. Aber das sind Emotionen, das ist Leidenschaft, das ist Anspannung und Adrenalin, das in einem steckt", schildert er die Situation eines Rennfahrers.