DTM goes Nürnberg! Mit dem vierten Saisonlauf auf dem Norisring steht das Saison-Highlight der DTM auf dem Programm. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Mercedes ist der große Favorit für die beiden Rennen auf dem Stadtkurs. Die Chance also für Robert Wickens, seinen Vorsprung in der Meisterschaft auszubauen? Oder können Audi und/oder BMW die eklatante Siegesserie von Mercedes durchbrechen?

Mercedes vor dem vierten Rennwochenende am Norisring

Lucas Auer gewann am Lausitzring sein erstes DTM-Rennen, Foto: Simninja Photodesignagentur
Lucas Auer gewann am Lausitzring sein erstes DTM-Rennen, Foto: Simninja Photodesignagentur

Beim Namen Norisring geht allen Mercedes-Mitarbeitern wohl das Herz auf. Seit 2003 haben die Stuttgarter jedes (!) Rennen am Norisring gewonnen, einzig der Lauf 2013 fand nach der 'Watergate'-Affäre um Mattias Ekström nachträglich keinen Sieger. Dieser Historie entsprechend ist der Optimismus bei Mercedes groß. "Der Norisring ist für uns so etwas wie unser Wohnzimmer. Nirgendwo anders waren wir in der DTM so erfolgreich. Entsprechend hoch sind unsere Ziele für das kommende Wochenende", stellt Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz klar. Einen Selbstläufer erwartet er allerdings nicht.

Robert Wickens wird das erste Rennen am Samstag als Meisterschafts-Führender in Angriff nehmen. "Das fühlt sich großartig an und ich freue mich schon sehr darauf. In den letzten Jahren war ich in Nürnberg immer stark. Seit 2013 stand ich dort immer auf dem Podium, diese Serie will ich natürlich nicht reißen lassen und meine Führung weiter ausbauen", formuliert der Kanadier offen seine Ziele.

Erleichtert wird die Aufgabe für Mercedes durch die Performance-Gewichte. Aufgrund der Ergebnisse im zweiten Qualifying am Lausitzring mussten die Stuttgarter zwar etwas zuladen, jedoch dürfen sich die Fahrer - zumindest im Samstags-Qualifying - weiterhin über das leichteste Auto freuen.

Audi vor dem vierten Rennwochenende am Norisring

Audi hat am Norisring Heimspiel, Foto: DTM
Audi hat am Norisring Heimspiel, Foto: DTM

In der Breite präsentiert sich Audi weiterhin als stärkste Marke, drei Fahrer unter den Top-5 in der Meisterschaft belegen das. Und doch: Das Duo Robert Wickens/Marco Wittmann hat sich leicht abgesetzt. Am Norisring wartet auf Audi das Heimspiel, Ingolstadt ist keine 100 Kilometer entfernt.

"Deshalb gehen wir dort immer wieder gerne hin – auch wegen der besonderen Atmosphäre", erklärt Dieter Gass, Leiter DTM bei Audi. Nicht so recht ins Bild passt die lange Serie der Sieglosigkeit für die Marke mit den vier Ringen. "Die vielen Audianer, die jedes Jahr nach Nürnberg kommen, haben es verdient, endlich wieder einen Audi-Sieg zu sehen – auch wenn es wie immer extrem schwierig wird", weiß Gass.

Für Mike Rockenfeller liegt der Grund für die fehlenden Siege an den anders gelagerten Stärken des Autos. "Unser Auto ist aerodynamisch gut in den schnellen Kurven, das hat man am Norisring nicht. Entsprechend haben wir jedes Jahr versucht uns darauf vorzubereiten, das Setup etwas anders zu wählen. Auf anderen Strecken wie Lausitzring oder Red Bull Ring sind wir top vorbereitet", erklärt Rockenfeller.

BMW vor dem vierten Rennwochenende am Norisring

Marco Wittmann führt das Feld bei BMW an, Foto: BMW AG
Marco Wittmann führt das Feld bei BMW an, Foto: BMW AG

Marco Wittmann und dann länger nichts - so in etwa ist aktuell der Gemütszustand bei BMW. Am Lausitzring holte der Bayer satte 20 Punkte und schob sich auf Rang zwei der Meisterschaft. Zweitbeste BMW-Piloten am Lausitzring waren Bruno Spengler und Maxime Martin mit je zwei Zählern. Der Stadtkurs in Nürnberg zählt ebenso wenig zu den typischen BMW-Strecken wie der Lausitzring.

Wittmann aber lässt sich die Motivation nicht nehmen. "Der Norisring ist mit Sicherheit nicht unbedingt die beste BMW-Strecke. Das ist seit vielen Jahren eher Mercedes-Land. Aber wir kämpfen deshalb trotzdem", kündigt Wittmann im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com an. Erschwert wird das Vorhaben durch die Performance Gewichte, die BMW zumindest für das erste Qualifying das schwerste Auto verschaffen.

Der Kurs in Nürnberg verlangt den Fahrern höchste Aufmerksamkeit ab, wie BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt erklärt. "Auf dem nur 2,3 Kilometer langen Kurs wird das Feld naturgemäß noch enger zusammenliegen als sonst. Das heißt, dass unsere Teams und Fahrer mit maximaler Konzentration bei der Sache sein müssen – denn der Norisring bestraft jede noch so kleine Unachtsamkeit sofort", so Marquardt.

Die Favoriten am Norisring

Mercedes ist aufgrund der bereits erwähnten Siegesserie naturgemäß der große Favorit in beiden Rennen am Norisring. Wie zuletzt der Sieg von Lucas Auer am Lausitzring eindrucksvoll bewies, kann jeder der acht Fahrer gewinnen. Auch der Österreicher selbst will nun das Selbstbewusstsein mitnehmen. "Der Norisring ist mein persönliches Highlight im DTM-Kalender, egal ob es gut läuft oder nicht", äußert er seine Vorliebe für den Stadtkurs. "Mercedes hat da eine super Vergangenheit, ich habe da letztes Jahr meine ersten Punkte geholt, also ich freue mich darauf."

Robert Wickens kennt das Gefühl, am Norisring zu siegen, Foto: DTM
Robert Wickens kennt das Gefühl, am Norisring zu siegen, Foto: DTM

Auch Robert Wickens oder Paul Di Resta sind zu nennen. Der Schotte musste zuletzt ein kleines Tal durchlaufen und fiel in der Meisterschaft von Platz eins auf sechs zurück. "Nach einem schwierigen Wochenende in der Lausitz kann der Norisring für mich nicht schnell genug kommen. Jetzt hoffe ich, dass ich in Nürnberg ein erfolgreiches Wochenende erleben werde und mich so im Titelkampf zurückmelden kann", stellt er klar. Wickens gewann zuletzt zwei Jahre in Folge am Norisring.

Auch die beiden Konkurrenz-Hersteller wollen Mercedes endlich den Sieg am Norisring streitig machen. Der wiedererstarkte Mattias Ekström lechzt nach zwei strategischen Meisterleistungen zuletzt nach seinem ersten Saisonsieg. 2013 wurde ihm der Erfolg nachträglich gestrichen. Bei BMW ist natürlich Marco Wittmann zu nennen.

Norisring: Die Sieger der letzten fünf Jahre

JahrRennen 1Rennen 2
2015Pascal WehrleinRobert Wickens
2014Robert Wickens
2013Ekström DSQ; kein Nachrücker
2012Jamie Green
2011Bruno Spengler

Norisring in Klettwitz: Die Strecke

Streckendaten
Länge2,300 km
RenndistanzSprintrennen: 40 Minuten + 1 Runde
Hauptrennen: 60 Minuten + 1 Runde
Rundenrekord0:48.446 (B. Spengler, 2008)
Kurven4
DRS-AktivierungenSprintrennen: 25 Runden
Hauptrennen: 37 Runden

Die Slow Zones am Norisring, Foto: DTM
Die Slow Zones am Norisring, Foto: DTM

Der Norisring ist der einzige Stadtkurs im DTM-Kalender. Nur vier Kurven, dafür aber jede Menge Bodenwellen kennzeichnen die 2,3 Kilometer lange Strecke. Fehler werden durch die Mauern und Leitplanken sofort bestraft. Die besten Überholmöglichkeiten bietet der Kurs an den beiden Haarnadelkurven Grundig-Kehre und Dutzendteich-Kehre. In der Grundig-Kehre gibt es direkt nach dem Start fast immer Unfälle, umso wichtiger ist ein guter Startplatz.

Zeitplan für das Norisring-Wochenende

Freitag, 24.06.
17:00 Uhr bis 17:30 Uhr: 1. Freies Training

Samstag, 25.06.
09:15 Uhr bis 09:45 Uhr: 2. Freies Training
11:05 bis 11:25 Uhr: Qualifying Rennen 1 (live auf Einsfestival)
13:28: Start Rennen 1 (live auf ARD)

Sonntag, 26.06.
09:00 Uhr bis 09:30 Uhr: 3. Freies Training
10:50 Uhr bis 11:10 Uhr: Qualifying Rennen 2 (live auf Einsfestival)
13:13 Uhr: Start Rennen 2 (live auf ARD)