In Spielberg wird gerade kräftig gebaut. Alte Teile des ehemaligen Österreichrings werden wiederbelebt, möglicherweise wird zukünftig auf einer deutlich längeren Strecke gefahren. Bereits neu verlegt wurde der Asphalt auf der gegenwärtigen Strecke. Die ersten Auswirkungen waren bereits nach wenigen Minuten im Training erkennbar. Die Rundenzeiten purzelten enorm. Die Pole-Zeit am Samstag war zwei Sekunden schneller als vor Jahresfrist. Und noch dazu ist der Reifenverschleiß auf dem neuen Belag so gering wie auf kaum einer anderen Strecke.

"Der Asphalt selber ist platt wie ein Pfannkuchen, haben einige Fahrer gesagt. So ist er auf keiner anderen DTM-Strecke momentan. Das ist schon alles extrem anders als es im letzten Jahr war", stellte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com fest. Rennsieger Marco Wittmann bläst in dasselbe Horn wie sein Chef. "Ich glaube, jeder hatte am Freitag gesagt, dass es total ungewohnt ist, auf so einem flachen Asphalt mit so wenigen Bodenwellen zu fahren. Es fühlt sich an, als würdest du auf einer Wolke schweben. Es gibt keine Bodenwellen, dadurch sind die Massagen danach auch nicht so notwendig", so Wittmann mit einem Augenzwinkern.

Doch für die Fahrer stellte sich der neue Belag auch als Nachteil heraus. Denn frisch asphaltierte Strecken neigen dazu, Öl abzugeben. Auch in Spielberg war dieses Phänomen zu beobachten. "In der Einführungsrunde dachte ich echt, da hat einer Öl verloren. Du fährst Slalom, um die Reifen auf Temperatur zu bringen, verlierst das Auto aber permanent auf der Hinterachse", gibt Maximilian Götz einen Einblick.

Abseits der Ideallinie wurde es rutschig, Foto: DTM
Abseits der Ideallinie wurde es rutschig, Foto: DTM

Timo Scheider erging es auf seiner Einführungsrunde ähnlich. "Ich weiß nicht, ob es durch die Temperatur nochmal zu so einer Art Ölung gekommen ist. Ich habe in der Einführungsrunde keine Temperatur in die Reifen bekommen und es war sehr schmierig, als wenn eine Schmierschicht auf den Reifen gewesen wäre", beschreibt Scheider die Problematik. "An den Stellen, wo du wirklich Abrieb gesehen hast, hast du den Reifen gespürt. Aber beim Warmfahren der Reifen auf der Geraden hast du dich beinahe gedreht. Da habe ich gedacht: Was ist denn hier los? Es gab überhaupt kein Feedback zwischen dem Asphalt und den Reifen", ergänzt der Phoenix-Pilot.

Grip nur auf der Ideallinie

Dieser Umstand führte auch dazu, dass abseits der Ideallinie kaum Grip vorhanden war. "Es ist gut auf der Ideallinie, aber das Kurvenäußere ist sehr rutschig. Es wird schwer, gute Zweikämpfe zu haben, wenn nur die Ideallinie gut ist", meint Mattias Ekström im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Etwas anders sieht es Marco Wittmann. "Beim Überholen geht es noch, weil es meist auf der Geraden ist. Es ist eher so: Wenn man in den schnellen Ecken einen oder zwei Meter von der Linie abkommt, ist es schwer, da ohne großen Zeitverlust das Auto zu halten", so der Laufsieger.

Schafft man es jedoch, die Ideallinie zu halten, sind sich die Fahrer einig: Der Grip ist sehr hoch, der Reifenabbau dagegen ist kaum zu spüren. Was sich optimal anhört, sieht Timo Glock nicht ausschließlich positiv. "Die Strecke bietet zu viel Grip und daher machst du fast keine Fehler. Und das Hinterherfahren ist noch schwieriger, weil die Kurven noch schneller geworden sind", betrachtet es der BMW-Pilot aus einem anderen Blickwinkel.

Maximilian Götz gibt sich dagegen als Nostalgiker. "Es ist ein bisschen schade, weil die Strecke etwas an Charakter verloren hat", meint er. "Es gab ein, zwei Stellen, wo man das Auto über eine Bodenwelle versetzen konnte, oder wo man Zeit verloren hat, wenn man schlecht drüber gefahren ist. Aber jetzt ist alles glatt und deshalb ist im Qualifying auch alles so eng gewesen", bedauert Götz.