So angefressen hat man Marco Wittmann selten gesehen. Nach einer Saison, in der alles zu klappen schien, lief es beim Qualifying zum in Hockenheim gar nicht nach Maß. Zum ersten Mal verpasste er 2014 das Q3 und holte mit Rang 13 sein mit Abstand schlechtestes Quali-Resultat der Saison. Es war aber nicht die Leistung, mit der der BMW-RMG-Pilot unzufrieden war, sondern die Tatsache, wie sie zustande kam. Er beschuldigt Pascal Wehrlein, ihn blockiert zu haben. Dieser fiel aus allen Wolken, als er auf die Situation angesprochen wurden.

Tatort: Motodrom. Die Zeit in Q2 ist abgelaufen und die meisten Fahrer haben ihre schnellen Runden absolviert. Innerlich bereitete sich Pascal Wehrlein wohl schon auf seinen Auftritt in Q3 vor. Marco Wittmann allerdings hatte seine erste schnelle Runde abgebrochen und nahm noch einmal Anlauf. Nach einer Verbesserung im zweiten Sektor würde das Motodrom entscheiden, ob er noch den Einzug in den letzten Qualifying-Abschnitt schaffen würde. In den letzten beiden Kurven liegt plötzlich der Mercedes von Wehrlein vor ihm und verabschiedet sich dann in die Box. Wittmann ist irritiert, verliert zwei Zehntel und alle Hoffnungen aufs Q3. "Er war auf seiner Inlap und hat in der Sachskurve stark heruntergebremst", ärgerte sich Wittmann.

Marco Wittmann war sehr angefressen, Foto: BMW AG
Marco Wittmann war sehr angefressen, Foto: BMW AG

Der Champion war bedient: "Das war ohnehin schon ein schwieriges Quali, und dann hat Wehrlein mich aufgehalten. Das finde ich absolut nicht korrekt, warum tut er das?" Offen forderte er eine Einmischung von außen: "Ich hoffe, die Rennleitung wird da einschreiten." Für den BMW-Piloten war das Verhalten absolut unverständlich. "Eigentlich ist es zwischen uns Fahrern klar, dass man Platz für den anderen macht, wenn man auf seiner Inlap oder keiner fliegenden Runde ist. Das hat er aber nicht getan und mich behindert", schilderte Wittmann auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Die Rennleitung hat das nicht so gesehen, aber meine Runde war kaputt."

Wittmann kritisiert Wehrleins Straffreiheit

Die Rennleitung entschied, dem Vorfall nicht weiter nachzugehen, womit Wehrlein straffrei ausging. Für Wittmann absolut unverständlich. "Es ist schade, wenn nichts unternommen wird", sagte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Andere Fahrer wären für ähnliche Zwischenfälle bestraft worden, was auch in den letzten Rennen deutlich geworden wäre. "Normalerweise wird das bestraft oder geahndet, das war heute leider nicht der Fall."

Bisher hielt sich Wittmann aus dem Strafen-Diskussionen heraus, weil er selbst nicht betroffen war. Für den frisch gekürten Meister ist aber auch klar, dass jede Situation zwei Sichtweisen bietet. "Ich sage, er hat mich behindert, und er sagt, dass das nicht der Fall war", so Wittmann.

Marco Wittmann war bedient, Foto: BMW AG
Marco Wittmann war bedient, Foto: BMW AG

Jedes Auto hat zwei Rückspiegel

Diese Aussage traf Wehrlein allerdings nicht. Denn er selbst wusste gar nicht, was los war. Von Motorsport-Magazin.com auf die Szene angesprochen sagte er: "Ehrlich? Davon habe ich gar nichts mitbekommen. Das sagt mir nichts." Für Wittmann vollkommen unverständlich und ärgerlich. "Das ist ja noch schlimmer", erklärte er auf Wehrleins Aussagen angesprochen. "Jedes Auto hat zwei Rückspiegel, mehr brauche ich dazu nicht mehr zu sagen."

Wehrlein selbst schaffte es als einziger Mercedes-Fahrer ins Q3 und belegte den sechsten Rang. "Ich denke, wir haben uns extrem seit dem ersten Training, als ich 19. war, klar verbessert" sagte er. Ob der Aufwärtstrend im Rennen weitergehen wird? "Ich denke, die Audi sind sehr schnell im Moment. Es wird nicht leicht, sie im Rennen einzufangen, aber ich gebe mein Bestes und versuche es. Es ist definitiv alles drin."

Und wie ist er nun, der neue Mercedes? Wehrlein will sich noch nicht festlegen: "Wir müssen noch lernen, wie man ihn richtig einstellt. Wir haben große Schritte gemacht, aber leider bietet so ein DTM-Wochenende ein bisschen zu wenig Zeit. Doch Platz sechs ist okay und eine guter Anfang."