Ein sechster Platz am Lausitzring reichte Marco Wittmann, um sich bereits zwei Rennen vor dem Saisonende den Meistertitel in der DTM zu sichern. 69 Punkte beträgt sein Vorsprung auf den Meisterschafts-Zweiten Christian Vietoris im Mercedes. Eigentlich könnte sich Wittmann vor dem Wochenende in Zandvoort also längst in den Urlaub verabschieden. Doch weit gefehlt.

"Natürlich haben wir Sonntagabend nach dem Rennen an der Strecke noch gefeiert. Aber schon am nächsten Morgen richtete sich unser Blick auf die verbleibenden beiden Rennen. Die Saison ist noch nicht zu Ende, zwei Titel sind noch zu vergeben", sagte Motorsportchef Jens Marquardt. BMW will nach dem Fahrertitel auch den Team- und Herstellertitel nach München holen. Und die Chancen stehen vortrefflich: In beiden Wertungen liegt die Truppe in Führung. "Diese gute Ausgangslage wollen wir nutzen, um auch am Ende der Saison ganz oben zu stehen", erklärte Marquardt.

Würze liegt in der Hersteller-Wertung

Während das Titelrennen bei den Teams für das BMW Team RMG mit mehr als 70 Punkten Vorsprung auf die Audi-Armada ein Selbstläufer werden dürfte, steckt im Hersteller-Klassement noch jede Menge Spannung. Nur 18 Zähler fehlen den Ingolstädtern in dieser Wertung. "Das wird keine einfache Aufgabe. Mercedes hat aufgeholt und wird nun erstmals sein neues Fahrzeug einsetzen, Audi will endlich den ersten Sieg 2014. Wir müssen wie in den bisherigen Rennen auch in Zandvoort wieder 100 Prozent geben", mahnt Marquardt. Aber mal ehrlich: Viel besser können die Chancen auf das Titel-Triple wirklich kaum sein.

Bekommt Vietoris den neuen Mercedes?, Foto: Mercedes-Benz
Bekommt Vietoris den neuen Mercedes?, Foto: Mercedes-Benz

Warum? Weil sich Mercedes gar nicht mal so sicher ist, ob das neu homologierte Auto gleich bei seiner ersten Ausfahrt groß abräumen kann. "Wir haben im Laufe der Saison gesehen, dass man ein Auto kennen muss und unter den jeweiligen Bedingungen lernen muss, wie man es einzustellen hat. Dementsprechend ist von einem neuen Auto am Anfang kein allzu großer Vorteil zu erwarten", erklärte Vietoris.

Debüt für neu homologierten Mercedes

Zumal der Meisterschaftszweite den neuen Mercedes vielleicht gar nicht bekommt. Mercedes will kurzfristig entscheiden, welchem Piloten es den einzigen, verbesserten Benz anvertraut. Erst in Hockenheim könnte Mercedes mehrere neu versiegelte Modelle an den Start bringen. Für die Team- und Herstellermeisterschaft ist das so oder so egal - in beiden Wertungen stehen die Chancen selbst auf den Vizetitel mittelprächtig bis schlecht.

In Zandvoort dürfte zudem der jüngste Aufwärtstrend jäh abreißen und die Ausgangslage vor dem Finale in Hockenheim sich weiter verschlechtern. Der Grund: Das Strecken-Layout mit vielen mittelschnellen Kurven kommt dem Mercedes alles andere als entgegen. Deshalb sind die Erwartungen kleiner als man nach dem Doppelsieg in der Lausitz vielleicht erwartet hätte.

Audi liebt Zandvoort

Zumindest in der Fahrerwertung kann Mercedes die Entscheidung aber garantiert bis nach Hockenheim vertagen. Vietoris' Vorsprung ist zwar minimal, aber er existiert. Die größten Widersacher um den Vize-Titel kommen aus dem Audi-Lager. Matthias Ekström und Eduardo Mortara fehlen je drei, Mike Rockenfeller fünf Punkte auf Vietoris. Insgesamt haben sogar fast 20 Fahrer noch rechnerische Chancen auf Gesamtplatz zwei - Spannung auf den letzten Metern ist also garantiert.

Zunächst steht nun allerdings die wilde Dünenhatz auf dem Rennprogramm. Vor allem Audi ist heiß auf Holland. "Es ist kein Geheimnis, dass Zandvoort zu meinen absoluten Lieblingsstrecken gehört. Ich habe dort dreimal gewonnen und komme immer gerne dorthin. Nicht nur wegen der Erfolge, sondern auch, weil die Strecke einfach viel Spaß bereitet", sagte Ekström.

Ekström siegte schon dreimal in Zandvoort., Foto: DTM
Ekström siegte schon dreimal in Zandvoort., Foto: DTM

"Zu Zandvoort habe ich eine ganz besondere Beziehung: Ich habe dort die meisten Pole Positions meiner Karriere eingefahren, aber gleichzeitig noch eine große Rechnung offen, weil der Sieg schon greifbar nah war", sagte Timo Scheider.

Dieter Gass pflichtet seinen Piloten bei. "Zandvoort ist eine Strecke, die uns in der Vergangenheit sehr gut gelegen hat. Der Titel in der Markenwertung bleibt unser Ziel - deshalb geht es darum, so viele unserer Autos wie möglich in die Punkte zu bringen", fordert Audis DTM-Leiter. Das dürfte gelingen. Anders als dem Mercedes kommt das Kurvengeschlängel dem RS5 entgegen. Abtrieb ist gefragt in den Dünen. Bliebt für Audi nur zu hoffen, dass die Böen in den Dünen die Chancen nicht davon blasen.