Der Titelträger steht seit dem letzten Rennen auf dem Lausitzring in Person von Marco Wittmann fest, doch Audi verfolgt noch ein ganz großes Ziel: Endlich den ersten Saisonsieg zu feiern, denn mittlerweile warten die Ingolstädter seit mehr als 400 Tagen auf einen Triumph. Letztmalig gewann Mike Rockenfeller für die vier Ringe im Vorjahr in Moskau. Darüber hinaus geht es um den Titel in der Markenwertung, wo es einen engen Zweikampf mit BMW gibt.

Das Team: Zwei Meistertitel, sieben Rennsiege, 15 Podiumsplatzierungen, sieben Pole-Positions und fünf schnellste Rennrunden: Schon die Statistik belegt, wie wohl sich die Audi-Piloten auf dem Kurs in Zandvoort fühlen. "Zandvoort ist eine Strecke, die uns in der Vergangenheit sehr gut gelegen hat. Wir wollen dort das gute Mannschaftsergebnis einfahren, das wir uns schon am Lausitzring gewünscht hatten und das nach der guten Vorstellung im Zeittraining auch möglich gewesen wäre", sagt DTM-Leiter Dieter Gass. "Der Titel in der Markenwertung bleibt unser Ziel - deshalb geht es darum, so viele unserer Autos wie möglich in die Punkte zu bringen."

Die Fahrer: Untrennbar verbunden ist Zandvoort mit der Karriere von Mattias Ekström: Fast auf den Tag genau vor zwölf Jahren holte der Schwede am 29. September 2002 in seinem zweiten DTM-Jahr hier seinen ersten Sieg, der gleichbedeutend mit dem Titelgewinn für seinen Teamkollegen Laurent Aiello war - die erste von bisher sieben Fahrermeisterschaften für Audi in der neuen DTM. Der jüngste Titel wurde ebenfalls in Zandvoort eingefahren: Mike Rockenfeller machte 2013 mit einem zweiten Platz den Sack schon vorzeitig zu. Auch der Deutsche hatte zwei Jahre zuvor in den Niederlanden seinen ersten DTM-Sieg überhaupt gefeiert.

Ekström hat gute Erinnerungen an Zandvoort, Foto: DTM
Ekström hat gute Erinnerungen an Zandvoort, Foto: DTM

"Kein Geheimnis, dass Zandvoort zu meinen absoluten Lieblingsstrecken gehört. Ich habe dort dreimal gewonnen und komme immer gerne dorthin. Nicht nur wegen der Erfolge, sondern auch, weil die Strecke einfach viel Spaß bereitet", sagt Ekström. "Mein Ziel: Ich nehme die Qualifying-Leistung vom Lausitzring und die Leistung aus den Rennen davor und mache daraus zusammen ein perfektes Wochenende."

Viermal Startplatz eins, aber noch kein Sieg: Timo Scheider hat eine ganz besondere Beziehung zu Zandvoort. Besonders der Renntag 2003 ist vielen Motorsportfans noch als einer der tragischsten Momente der neuen DTM in Erinnerung: Vom ersten Platz gestartet, führte Scheider das Rennen souverän an. Alles sah nach dem ersten Sieg für den Deutschen aus, doch dann verpatzte sein Team den Boxenstopp und das Auto rollte mit drei Rädern aus. Noch heute bekommt Scheider eine Gänsehaut, wenn er von dem aufmunternden Applaus der Zuschauer und sogar der Mechaniker aus den Boxen anderer Hersteller erzählt, als er zu Fuß zu seinem Team zurückkehrte.

"Zu Zandvoort habe ich eine ganz besondere Beziehung: Ich habe dort die meisten Pole-Positions meiner Karriere eingefahren, aber gleichzeitig noch eine große Rechnung offen, weil der Sieg schon greifbar nah war", so Scheider. "Dieses Jahr wäre ein guter Zeitpunkt, diese Rechnung zu begleichen. Die positive Energie des Podiums vom Lausitzring nehmen wir mit an die Nordseeküste."

Das Auto: Zandvoort, das kurzfristig für das abgesagte Stadtrennen in China eingesprungen ist, gilt als eine der fahrerisch anspruchsvollsten Strecken. Grund dafür ist die Charakteristik des Kurses mit Kuppen, schnellen Kurven und mehreren Überholmöglichkeiten. Feiner Sand, den der Wind oft von den Dünen auf die Strecke weht, macht den Asphalt neben der Ideallinie oft extrem rutschig.

"Zandvoort ist eine richtig coole Strecke. Nicht so modern wie viele andere, aber mit viel Charakter. Die schnellen Kurven sind eine echte Herausforderung für jeden Rennfahrer", weiß Jamie Green. Aufgrund der zahlreichen Kurven mit unterschiedlichen Radien ist guter Abtrieb Trumpf, was dem Audi RS5 entgegenkommen sollte, hofft auch Adrien Tambay. "Eine schöne und schnelle Strecke, die Audi und mir gleichermaßen gut liegt. Also der perfekte Ort, um nach einem durchwachsenen Wochenende am Lausitzring zurückzuschlagen."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Wenn nicht in Zandvoort, wo dann? Die niederländische Strecke bietet Audi wohl die beste Chance, um endlich den heiß ersehnten Sieg zu feiern, schließlich spielt im Motorsport auch die mentale Komponente eine entscheidende Rolle. Und vielleicht lässt es Marco Wittmann nach dem Titelgewinn ja etwas ruhiger angehen und gibt der Konkurrenz damit eine Chance. (Philipp Schajer)