1. Ist Gary Paffett nach seinem Sieg wieder im Spiel um die Meisterschaft?

Mercedes is back - allen voran Gary Paffett. Nach drei Saisonrennen mit schlechter Quali-Performance, Strafen und magerer Punkteausbeute, griff der Brite in der Lausitz richtig in den Topf. 25 Zähler und der Sprung von Rang sieben in die Top-3. Nun sind es nur noch zwölf magere Punkte, die den Meister von 2005 von der Tabellenführung trennen. Alle Qualifying-Probleme scheinen vergessen und Paffett kann auch genau erklären, woran das liegt. "Anstatt frustriert zu sein, haben wir hart gepusht und hatten hier ein fantastisches Auto - nicht nur im Qualifying, auch im Rennen. Das ist eine große Erleichterung."

Gary Paffett will seinen zweiten Titel, Foto: DTM
Gary Paffett will seinen zweiten Titel, Foto: DTM

Um noch näher an die Meisterschaftskonkurrenten aus dem Hause Audi und BMW heranzukommen, ist die nächste Strecke nun wie maßgeschneidert. Seit zehn Jahren konnte nur noch die Marke mit dem Stern auf dem Norisring gewinnen und Paffett ist hochmotiviert. Es spricht nichts dagegen, dass er seine Siege aus den Jahren 2004 und 2005 wiederholt und dann heißt es für die beiden Führenden: zieht euch warm an. Wenn Gary Paffett nicht zurück im Spiel um die Meisterschaft ist, wer dann?

2. Wieso konnte Vietoris seine Pole nicht in den Sieg umwandeln?

"Wenn man vorn steht, dann will man auch gewinnen", sagte Christian Vietoris nach seiner Pole in der Lausitz. Der Plan klang gut, zerschlug sich am Sonntag aber schon zehn Meter nach dem Start. Der Mercedes-Pilot kam zwar ordentlich vom Fleck, doch gegen Gary Paffetts Raketenstart war er machtlos. Dann musste er mit ansehen, wie der Brite dem Rest des Feldes enteilte und stattdessen seinen Fokus auf den Rückspiegel richten - dort schickte sich Jamie Green an, Vietoris auch noch den zweiten Platz zu klauen. Der Gönnersdorfer verteidigte sich jedoch mutig und behielt P2 inne. "Nach dem Start war schon klar, dass es für mich nur noch darum ging, aufs Podium zu fahren", sagte Vietoris.

Mike Rockenfeller schnappte ihm den Platz hinter Teamkollege Paffett jedoch weg, als Vietoris seinen ersten Boxenstopp absolvierte. An den Audi gab es kein Herankommen mehr und Vietoris musste eine Zeit lang sogar ums Podium fürchten, weil sich Robert Wickens vorbei geschlichen hatte. Vorteil Vietoris: In Runde 49 kassierte er Kollege Wickens am Ende der Start/Ziel-Geraden. Der Kanadier konnte nicht mehr entscheidend kontern, weil laut Reglement in den letzten drei Rennrunden das DRS nicht mehr aktiviert werden darf. Zwar wurde es nichts mit dem ersten DTM-Sieg, doch Vietoris hat schon jetzt mehr Punkte auf dem Konto als in der gesamten vergangenen Saison.

3. Wie gelang Mattias Ekström nach dem verpatzten Qualifying ein so brillantes Rennen?

Hätte Mattias Ekström nicht dem Motor beim Stopp abgewürgt, wäre P7 möglich gewesen, Foto: Audi
Hätte Mattias Ekström nicht dem Motor beim Stopp abgewürgt, wäre P7 möglich gewesen, Foto: Audi

Mattias Ekström machte auf dem Lausitzring alles richtig - obwohl Audi vor dem Start gar nicht wissen konnte, was richtig ist. Wie sich im Nachhinein herausstellte, waren die Ingolstädter auf den harten Standard-Reifen deutlich schlechter unterwegs - und davon gab Ekström den zweiten Satz schon nach acht Runden ab und fuhr danach auf den schnelleren Options-Reifen bis ins Ziel.

Auf dem Weg dorthin überzeugte Ekström nicht nur mit tollen Überholmanövern, sondern auch mit einer reifenschonenden Fahrweise. Unterstützt wurde beides vom DRS: Wenn Ekström mal im Verkehr hing, konnte er seine Reifen in den Kurven schonen und dank DRS auf der langen Geraden wieder drei Zehntel aufholen. Am Ende hätte es so fast noch für den siebten Platz gereicht, doch Bruno Spengler war 0,029 Sekunden eher im Ziel.

4. Warum ging Ekströms Strategie bei Timo Scheider nicht auf?

Timo Scheider stoppte in der gleichen Runden wie Mattias Ekström, doch bei ihm ging die Taktik nicht auf - er musste einige Runden vor dem Ziel einen dritten Boxenstopp einlegen, der alle Chancen auf Punkte zunichtemachte.

Eigentlich wollten sich Scheider, Ekström und Albuquerque gegenseitig ziehen und im DRS-Fenster halten. "Aber das ist die Theorie und die Praxis sieht wieder ganz anderes aus", so Scheider, bei dem dieser Plan nicht aufging. Hinzu kam, dass er mit neuen Teilen an seinem Audi unterwegs war, mit denen er schon nach dem Training nicht ganz zufrieden war. "Es ist etwas mechanisches und ich denke, es hatte großen Einfluss auf den Verlauf des Rennens", hielt sich der Audi-Mann allerdings bedeckt.

5. Wieso erreichte BMW zum ersten Mal seit Zandvoort 2012 nicht das Podest?

Bruno Spengler erreichte als bester BMW auf Rang sieben das Ziel, Foto: RACE-PRESS
Bruno Spengler erreichte als bester BMW auf Rang sieben das Ziel, Foto: RACE-PRESS

Sieben Mal in Folge landete mindestens ein BMW-Pilot auf dem Podium, beim letzten Rennen in Österreich waren es sogar deren drei. Auf dem Lausitzring war ein siebter Platz von Bruno Spengler das Maximum der Gefühle, BMW war nicht wieder zu erkennen. Die Ursache konnten BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt und seine Fahrer schnell ausmachen: "Heute haben wir den Preis dafür gezahlt, am Samstag nicht auf der Höhe gewesen zu sein", so der BMW-Mann.

In den 90 Minuten am Samstagvormittag war es BMW nicht gelungen, ein nicht optimales Start-Setup so umzubauen, dass es für ein besseres Ergebnis reichte. Hinzu kamen individuelle Probleme, wie etwa die Strafe gegen Augusto Farfus, die Startkollision von Dirk Werner oder der Defekt am Auto vom Martin Tomczyk im ersten Abschnitt des Qualifyings.

6. Wie gelang Mike Rockenfeller der Sprung von P6 aufs Podest?

Gleich nach dem Start sah es für Mike Rockenfeller nicht rosig aus. Er hing Runde um Runde hinter Mercedes-Mann Robert Wickens fest und kam nicht vorbei. "Es hat sehr lang gedauert, aber am Ende konnte ich ihn dann mit Hilfe des DRS überholen." Ausschlaggebend für fünf Positionen Gewinn war nach der Meinung des neuen Meisterschaftsführenden aber die Strategie und der Speed gegen Ende des Rennens.

Möglich gemacht hatte alles erst seine Entscheidung, nicht wie geplant mit den Option-Reifen, sondern mit den Standard-Pneus loszufahren. "Ich war richtig froh, dass wir auf dem Standard losgefahren sind, sonst wäre ich am Ende sicher nicht auf P2 gelandet", erklärte Rockenfeller. Nicht unwesentlich half dem Audi-Mann auch, dass sein Bolide schonend mit den weichen Reifen umging und somit eine gute Pace lieferte.

7. Wieso war Bruno Spengler sauer auf Mattias Ekström?

Bruno Spengler war nach dem Rennen bedient, Foto: RACE-PRESS
Bruno Spengler war nach dem Rennen bedient, Foto: RACE-PRESS

Die Führung in der Gesamtwertung hatte Spengler schon verloren, um den siebten Platz musste der Kanadier bis zur letzten Runde kämpfen. In der allerletzten Kurve kassierte Spengler einen kleinen Schubser von Ekström, der aber nicht ganz vorbeiziehen konnte und 0,029 Sekunden hinter dem BMW-Pilot blieb.

Nach der Zieldurchfahrt - und wohl auch aufgrund des schwachen Wochenendes - war Spengler so geladen, dass er seinem Konkurrenten den Stinkefinger zeigte. 1.000 Euro Strafe hin oder her, zumindest auf der Pressekonferenz hatte Spengler den Zwist längst verdrängt: "Es ist alles geklärt, Mattias und ich haben bereits miteinander besprochen.

8. Was brachte das DRS auf dem Lausitzring?

Auf der langen Start-Ziel-Geraden konnte das DRS auf dem Lausitzring für deutlich mehr Überholmanöver sorgen, als noch im Vorjahr. "Das hat gut funktioniert, gerade wenn man gut aus der letzten Kurve beschleunigen konnte, konnte man überholen", bestätigte Dirk Werner, der nach seiner Kollision in der ersten Kurve von ganz hinten angreifen musste.

Doch nicht nur zum Überholen, sondern auch zur Schonung der Reifen soll DRS nützlich gewesen sein. "DRS war fantastisch. Man konnte auf der Geraden wieder aufholen und gleichzeitig seine Reifen schonen, das hat es wirklich einfacher gemacht", sagte Filipe Albuquerque. Hier machte ohne Zweifel Mattias Ekström den besten Job.