In der DTM knallt es nicht nur auf der Strecke, auch abseits des Asphalts fliegen gelegentlich die Fetzen. Wilde Wortgefechte gehören in einer hart umkämpften Serie wie der DTM eben dazu, auf dem Lausitzring krachte es ordentlich zwischen Bruno Spengler und Mattias Ekström. Wie kam es dazu? Der Schwede legte im Rennen eine furiose Aufholjagd hin und pflügte mit seinen Option-Reifen, mit denen er fast zwei Drittel des Rennens bestritt, kontinuierlich durch das Feld. Dann schloss der Schwede zu Spengler auf und die beiden lieferten sich in der letzten Rennrunde ein heftiges Duell.

Spengler war von Ekströms Aktion nicht begeistert..., Foto: RACE-PRESS
Spengler war von Ekströms Aktion nicht begeistert..., Foto: RACE-PRESS

Die Zieleinlauf war dann absolut spektakulär: Front an Front fuhren Spengler und Ekström in Richtung Ziellinie und um ein Haar hätte der Audi-Pilot die Nase vorn gehabt - im Kampf um Platz sieben. Spengler gefiel jedoch nicht Ekströms aggressive Fahrweise und so streckte er seinem langjährigen Kontrahenten den Mittelfinger entgegen. Eine unschöne Geste, wegen der Spengler von der Rennleitung mit einer Geldstrafe in Höhe von 1.000 Euro belegt wurde. Doch die beiden DTM-Füchse wissen, wie schnell Emotionen im Rennen hochkochen können und suchten anschließend das Gespräch.

Während die Angelegenheit für Spengler damit erledigt war, legte Ekström anschließend noch einmal verbal nach. Er bezeichnete den amtierenden Champion sowie dessen Markenkollege Augusto Farfus als Sissis und forderte gleichzeitig eine höhere Strafe für Spengler. Die 1.000 Euro würde der Kanadier schließlich aus der Portokasse berappen. Motorsport-Magazin.com konfrontierte Spengler mit Ekströms Aussagen. "Aus meiner Sicht war Mattias' Aktion ein bisschen grenzwertig", meinte Spengler. "Er hat mir eine von hinten gegeben. Dadurch verlor ich die Linie und nur deshalb konnte er neben mir fahren."

Händchen halten?

Ekström selbst bewertete die Situation etwas anders. "Alle wollen immer eine glatte Veranstaltung und wir sollen alle Händchen halten und uns am besten niemals berühren", regte sich der frühere Meister über den vermeintlichen Kuschelkurs in der Tourenwagenserie auf. Laut Spengler habe Ekström jedoch eingesehen, dass sein Manöver nicht ganz in Ordnung gewesen sei. "Wir haben nach dem Rennen miteinander gesprochen", erzählte Spengler. "Da hat er sich fast entschuldigt und gesagt, dass es von ihm ein bisschen hart war. Wenn er das selbst so sieht, war das für mich in Ordnung."

... der Schwede von der Geste des Meisters auch nicht., Foto: Audi
... der Schwede von der Geste des Meisters auch nicht., Foto: Audi

Spengler selbst empfand seine 1.000-Euro-Strafe für die Mittelfinger-Affäre als etwas zu hart, aus Emotionen heraus könne so etwas schließlich einmal passieren. Außerdem habe er niemandem damit etwas zu Leide getan: "Ich habe niemanden verletzt und bin keinem ins Auto gefahren. Die Strafe ist hart, aber so ist es eben." Gleichzeitig stand er zu seiner diskutablen Geste, er habe seinen Mittelfinger nicht grundlos in Richtung Ekströms Auto gestreckt. "Mattias ist immer einer, der versucht, politische Spiele mit reinzubringen und Leute zu ärgern", so Spengler. "Ich werde aber nicht in sein Spiel reinkommen."

Laut dem BMW-Piloten sei der erfahrene Schwede auch kein Kind von Unschuld gewesen. Spengler: "Er hat in seiner Karriere Dinge getan, die hätten bestraft werden sollen - wurden es aber nicht. Es ist nicht immer fair, was er auf der Strecke macht, aber das ist eine andere Geschichte. Für mich war das Thema nach dem Gespräch erledigt. Wenn er das aber weiterziehen will, kann er das gern machen." Nun steht immerhin eine vierwöchige Pause ein, damit sich die Gemüter wieder ein bisschen beruhigen können. Bei zwei DTM-Urgesteinen wie Spengler und Ekström sind eher keine schweren Nachbeben zu erwarten.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Endlich ist mal ein bisschen Feuer drin! Seien wir einmal ehrlich: In welcher anderen Serie geht es so friedlich zu wie in der DTM? Sicher, die Hersteller wollen sich nach außen hin gut präsentieren und das ist auch völlig in Ordnung. Doch immer wieder heißt es, dass es in keiner anderen Serie zu eng zugehe wie in der DTM. Wenn das wirklich der Fall ist, dann muss es auch mal scheppern - auch abseits der Strecke. Spengler und Ekström sorgten jetzt für ein bisschen Aufruhr, aber die beiden sind schon so lange dabei, dass sie das Wortgefecht überleben werden. Für Fans der Serie waren die kleinen Stichelen aber eine nette Abwechslung zum üblichen Kuschelkurs. Solche Gefechte sollen nicht zur Tagesordnung gehören - schließlich geht es hier um den Sport - doch ein bisschen Verbal-Gerangel tut der Serie auch mal gut. (Robert Seiwert)