Du bist ja nicht nur Musiker, sondern auch Rennfahrer und hast die nationale A-Lizenz gemacht.
Tim Bendzko: Genauer gesagt habe ich die Qualifikation zur nationalen A-Lizenz gemacht. Nun muss ich sie noch beantragen, das ist aber reine Formsache. Ich habe alles bestanden, was man bestehen konnte.

Wie genau ist das abgelaufen?
Tim Bendzko: Es ging damit los, dass ich ein Fahrsicherheitstraining machen musste, das ist die Voraussetzung. Das kennt man ja aus dem Fernsehen, man muss um Pylonen herumfahren, Bremsmanöver bei wechselndem Asphalt absolvieren und so weiter. Das war schon aufregend genug, ich habe nämlich den einen oder anderen Kegel mitgenommen. Ich bin in einem Ford Fiesta gefahren - das klingt erst einmal relativ unspannend. Aber wenn man, egal mit welchem Auto, in der Kurve 50, 60, 70 km/h aufwärts fährt, fängt es an zu kribbeln. Am gleichen Abend habe ich in drei Stunden die Theorie gepaukt und dann die Prüfung mit null Fehlern bestanden. Am nächsten Tag durfte ich auf die Strecke, auch erst einmal im Ford Fiesta, um zu sehen, wo die Bremspunkte sind. Und dann wurde das Ganze upgegraded auf einen Rennmini mit Slicks. Das Ganze fand bei zwei Grad über Null statt - als blutiger Anfänger war das unangenehm. Es war schon auch witzig, ich hatte nur das Gefühl, zehn Prozent über dem eigenen Fahrvermögen zu fahren und über dem, was sich in dem Moment vernünftig anfühlt.

Aber du hattest ja tatkräftige Unterstützung von Christian Vietoris, Timo Scheider und Dirk Werner. Hast du sie mit Fragen gelöchert?
Tim Bendzko: Nein, ich habe keine konkrete Frage gestellt. Nur wenn ich durch eine Kurve fuhr, habe ich gefragt, ob ich das richtig mache. Sie sind einfach bei uns mitgefahren und haben uns Tipps gegeben. Sie haben mir geholfen, einzuschätzen, was da gerade passiert. Als Laie sieht man, was das Auto macht und versucht darauf zu reagieren. Eigentlich müsste man das schon vorher machen. Oft weiß man auch nicht, warum das Auto so reagiert, oder wenn es reagiert, was das eigentlich gerade war. Es war ein Riesenluxus, das mit den Jungs zusammen machen zu können, weil du sofort Feedback bekommst und nicht zehn Runden fährst, und dir danach jemand das theoretisch erklärt.

Motorsport war Tim Bendzkos Plan B., Foto: Sony
Motorsport war Tim Bendzkos Plan B., Foto: Sony

Tim, der vorsichtige Rennfahrer

Du legst jetzt also deine Musiker-Karriere auf Eis und wirst Rennfahrer, oder? In welcher Rennserie werden wir dich demnächst sehen?
Tim Bendzko: Ich habe früher aus Spaß gesagt, dass ich Rennfahrer werde, wenn das mit der Musik nicht klappt. Es hat mir viel Spaß gemacht und ich werde das weiter verfolgen, aber es ist nur Spaß an der Freude. Musik ist mein ein und alles und das wird auch immer so bleiben.

Aber du könntest beispielsweise Scirocco Cup oder so etwas fahren...
Tim Bendzko: Ich hatte tatsächlich schon ein paar Renntermine in meinem Kalender stehen, aber nach dieser Rennlizenz ist klar, dass ich das erst einmal üben muss. Ohne Gegner ist das schone eine Herausforderung, mit wird es ja nicht einfacher.

Was bist du für ein Typ Rennfahrer? Eher aggressiv oder eher vorsichtig?
Tim Bendzko: Ich bin eher der Vorsichtige. Ich würde nie etwas Unüberlegtes tun. Aber es hängt ja auch davon ab, wie sehr man eins ist mit dem Auto und wie gut man versteht, was passiert.

Motoren als Background-Sänger

Du hast den neuen DTM-Song "Ich steh nicht mehr still" geschrieben. Wie macht man einen Motorsport-Song?
Tim Bendzko: Ich wurde gefragt, ob ich einen Song schreiben möchte und habe 'ja' gesagt. Ich hatte allerdings erst einmal keine Zeit, weil ich an meinem Album gearbeitet habe. Dann war die Idee, dass ich das Album mache und darauf vielleicht ein Song ist, der passt. Und es kam, wie es kommen musste - der erste Song des neuen Albums hat wie die Faust aufs Auge gepasst. Es kommt zwar nicht das Wort Auto darin vor und auch nicht das Wort Rennstrecke. Aber das Grundgefühl, die Zeile "Ich steh nicht mehr still", die passt ja schon. Ich finde, es machen sich auch Motorsportgeräusche sehr gut unter dem Song.

Wie, glaubst du, kommt der Song bei den Fans an? Du bist ja eher für Balladen bekannt und der Song ist eher rockig.
Tim Bendzko: Der Song ist für meine Verhältnisse ziemlich rockig. Als die Verantwortlichen der ITR den Song von mir erworben haben, haben sie erst einmal gesagt, dass sie so etwas nicht von mir kannten. Aber das war als Kompliment gemeint.

Dauertickets für die DTM

Woher kommt deine Leidenschaft für den Motorsport?
Tim Bendzko: Ich mag im allgemeinen Sport, ich könnte mir das stundenlang im Fernsehen angucken. Ich weiß allerdings gar nicht genau, woher das kommt. Als Berliner hat man mit Rennsport an sich ja wenig am Hut, aber ich bin früher am Computer Formel-1-Rennen in Echtzeit gefahren, mit allen Trainings.

Hast du eine Lieblingsserie?
Tim Bendzko: Nein, ich bin jetzt auch nicht der Super-Experte. Ich schaue mir das gerne an, wenn es im Fernsehen kommt und die Sachen, die gezeigt werden, sind Formel 1 und DTM. Ich gucke natürlich jetzt, wo ich unterwegs bin, deutlich weniger als davor, als ich jedes Wochenende oder jedes zweite vor dem Fernseher saß.

Hast du einen Lieblingsfahrer?
Tim Benzko: Ich habe mich ein wenig mit Timo Scheider angefreundet. Hier In Hockenheim hat er ja die Pole Position herausgefahren, da ist es leichter, dazu zu stehen, dass wir befreundet sind, als wenn er Letzter ist.

Gibt es einen Hersteller, dem du die Daumen drückst?
Tim Bendzko: Ich bin da eigentlich ziemlich emotionslos, aber ich präferiere Mercedes. Die anderen sind natürlich auch toll. Ich fahre aber privat alle drei Marken, damit alle zufrieden sind. Mein Herz schlägt natürlich für Timo, der wird's reißen.

Wirst du erkannt, wenn du durch die Boxengasse läufst?
Tim Bendzko: Als ich beim Saisonfinale letztes Jahr hier war, ging das noch so halbwegs. Ich wurde zwischendurch erkannt, aber ich konnte mich eigentlich frei bewegen. Aber seitdem ich Juror bei Voice kids bin, gehe ich aus einer Tür und sofort ist da eine Menschentraube. Alle, die nur die Musik kannten, kennen jetzt auch das Gesicht dazu.

Jetzt bist du als Musiker hier in einer ganz anderen Welt, mit den Motorsportcracks und all dem. Ist das eine andere Atmosphäre, als du sonst kennst?
Tim Bendzko: Natürlich ist Motorsport eine andere Sache als Musik. Aber ich bin auch regelmäßig beim Fußball, das nimmt sich alles nicht viel. Es ist schon ein anderer Menschenschlag, aber es macht auf jeden Fall Spaß, sonst wäre ich ja nicht hier.

Sehen wir dich dieses Jahr öfter bei der DTM?
Tim Bendzko: Sicherlich, ich bin schon das dritte Mal bei der DTM. Ich habe jetzt Dauertickets - ein schöner Nebeneffekt des DTM-Songs. Also werde ich mit Sicherheit ein paar Mal vorbeikommen.