Der Start war verbesserungsfähig. Beim ersten Saisonrennen auf dem Hockenheimring landete Pole-Setter Timo Scheider als bestplatzierter Audi-Pilot nur auf Rang sechs. Beim zweiten Kräftemessen in Brands Hatch brennt der Hersteller aus Ingolstadt nun darauf, sich für den nicht ganz geglückten Start in das neue Jahr zu revanchieren. Und die Vorzeichen stehen gar nicht einmal schlecht. Immerhin konnten sich schon drei Audi-Piloten in Brands Hatch in die Siegerlisten eintragen - darunter die beiden aktuellen Fahrer Mattias Ekström und Scheider. Martin Tomczyk überquerte in seinem Meisterjahr bei Audi ebenfalls als erster die Ziellinie.

Das Team: Auf dem kurvenreichen Kurs steht den Fahrern ein Mammutprogramm bevor. Insgesamt umrunden sie die Strecke in Brands Hatch 98 Mal. Überholmanöver sind auf der verwinkelten Strecke eine Rarität, daran werden auch die neuen Option-Reifen und DRS nicht viel ändern. Deshalb kommt den richtigen Entscheidungen am Kommandostand, insbesondere der Strategie und dem Timing der Boxenstopps, eine Schlüsselrolle zu. DTM-Leiter Dieter Gass ist zuversichtlich, dass die Mannschaft sich von der Performance in Hockenheim rehabilitieren kann. "In Hockenheim haben wir besonders am Samstag gesehen, dass das Auto grundsätzlich eine gute Performance hat", sagte er. "Das war wichtig. Jetzt liegt es an uns, dieses Potenzial auszuschöpfen."

Die Fahrer: Im Blickpunkt steht bei seinem Heimspiel natürlich Jamie Green. Der Brite, der bei seinem Audi-Debüt ohne Punkte blieb, fiebert seinem Heimrennen entgegen. "Es ist immer etwas ganz Besonderes für mich, vor meinen Landsleuten ein Rennen zu bestreiten - so oft kommt das schließlich nicht vor", meinte er. "Ich habe ja selbst erleben müssen, dass Audi in der Vergangenheit immer stark war in Brands Hatch - also bin ich optimistisch, dass wir um ein gutes Ergebnis fahren können." Ebenfalls im Fokus dürfte Scheider stehen, der beim Saisonstart nicht nur wegen P1 im Qualifying einen exzellenten Eindruck hinterließ, aber im Rennen durch einen falsch getimten Reifenwechsel um ein gutes Ergebnis gebracht wurde.

Für Brands Hatch hat sich der zweimalige DTM-Champion einiges vorgenommen. "Pole-Position, Rennsieg, Rückschläge - ich habe hier in den vergangenen Jahren schon so gut wie alles erlebt", erzählte er. "Ich hoffe, dieses Mal kommen weitere gute Momente hinzu. Was in Hockenheim gut gelaufen ist, nehmen wir als positive Energie mit. Und alles, was schlecht gelaufen ist, machen wir in Brands Hatch besser." Dieses Motto dürfte vor allem auch für Edoardo Mortara gelten, bei dem beim Saisonauftakt überhaupt nichts klappte: nach P19 im Qualifying schied er im Rennen aus. "Wir haben in Hockenheim einen ersten Eindruck davon bekommen, wie konkurrenzfähig wir in diesem Jahr sind. Das wollen wir jetzt ausnutzen und in Brands Hatch ein besseres Resultat als beim Auftakt erreichen", kündigte er an.

Das Auto: Die Performance in Brands Hatch steht und fällt mit einer guten Startposition. "Das Qualifying wird eine sehr große Bedeutung haben, weil das Überholen trotz DRS und Option-Reifen schwieriger wird als zuletzt in Hockenheim", erklärte Ekström, Sieger des Premierenrennens 2006. "Also werde ich noch mehr Energie als sonst darauf verwenden, so weit vorne wie möglich zu starten." Das ihm im Zeittraining durchaus einiges zuzutrauen ist, unterstrich der schwedische Routinier in Hockenheim, als er mit Scheider der einzige Audi-Pilot war, der den Sprung ins Q3 schaffte. Im Vergleich zu Hockenheim besitzt Audi über eine schnelle Runde aber auf jeden Fall noch Steigerungspotenzial. Es wird interessant sein, ob die Technik-Abteilung beim zweiten Saisonlauf die richtige Abstimmung für das Auto findet.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Mit Fahrern wie Scheider, Ekström und Green gehört Audi auf fast jeder Strecke zu den Sieganwärtern. In Hockenheim hat sich die Truppe aus Ingolstadt deutlich unter Wert geschlagen. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Motivation vor dem zweiten Saisonrennen riesig ist. Das ist allerdings auch bitter nötig, will sich Audi nicht schon vorzeitig aus dem Kampf um den Sieg in den verschiedenen Wertungen verabschieden. (Olaf Mehlhose)