Für das Audi Sport Team Abt ist die Saison 2012 bislang keine einfache. In der Teamwertung liegt der Rennstall von Hans-Jürgen Abt gleichauf mit Persson Motorsport auf dem letzten Platz, die Fahrer Adrien Tambay und Rahel Frey haben in den ersten fünf Saisonrennen noch keinen Punkt für die Truppe aus dem Allgäu einfahren können. Trotzdem zeigt sich der Teamchef zuversichtlich, dass es bald bergauf geht. Besonders von Tambays Leistungen in dessen erster Saison ist er beeindruckt. "Es ist wahnsinnig schwer, in diesem Hexenkessel der DTM zu fahren und dafür hat er bis jetzt eigentlich schon sehr viele Highlights gezeigt, mit starker Pace auf Rennstrecken, auf denen er davor vielleicht noch gar nicht war", lobte Abt den Franzosen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Doch nicht nur bei Audi gebe es heuer starke Rookies - die Konkurrenz von Mercedes schlafe ebenso nicht. "Unterm Strich zählen die Rennergebnisse und da war er noch nicht so erfolgreich", meinte der Teamchef mit Blick auf Tambay. Positiv sei aber: "Adrien hat aber von jedem Rennen sehr viel mit nach Hause genommen. Er gibt selbst zu, dass er sich noch weiter verbessern muss - wenn er das noch ablegt, dass er manchmal noch zu ungestüm ist oder warum man eben sonst die Punkte nicht holt, dann bin ich sehr zuversichtlich." Insgesamt würde somit der gute Eindruck überwiegen. "Wichtig ist, dass wir mit ihm einen Rennfahrer haben, der weiß, wo das Gas ist und dass er die Zeiten bringt. Das fasziniert mich an dem Jungen."

Grundspeed als Daseinsberechtigung

"Er ist sehr stark und nun muss man ihn formen. Das hat man beispielsweise mit Miguel Molina und anderen jungen Leuten auch machen müssen", erinnerte sich Abt und fügte hinzu: "Mercedes muss das mit Wickens und Merhi auch machen oder hat es, im Fall von Christian Vietoris, machen müssen. Das sind alles Fahrer, die aus Top-Meisterschaften kommen." Deshalb sei es wichtig, dass man den jungen Wilden Zeite gebe, denn die Qualität hätten sie allemal. "Wenn sie vom Speed her nicht top wären, wären sie ja gar nicht da, wo sie sind. Ich hoffe natürlich, dass Adrien den Schalter umlegen kann und die Konstanz hereinbringt - dann wird er mit Sicherheit einmal ein fertiger Rennfahrer", glaubte der Teamchef.

Blasen in vielerlei Hinsicht zum Angriff: Rahel Frey & Adrien Tambay, Foto: Audi
Blasen in vielerlei Hinsicht zum Angriff: Rahel Frey & Adrien Tambay, Foto: Audi

Auf ein Umlegen des Schalters hofft Abt derweil auch bei Frey. Dass sie oftmals am Ende des Feldes fahre, müsse man aber in den richtigen Zusammenhang einordnen. "Ich finde es zum Teil sehr bewundernswert, was sowohl Rahel Frey als auch Susie Wolff tun. Aber sie sind natürlich als einzige Damen im Feld ein wenig alleinkämpfend", sagte der 49-Jährige. "Es ist immer schwierig, denn im Rennsport fahren Männer und Frauen zusammen, vergleichbar mit dem Reitsport. Sonst gibt es aber nicht so viele Sportarten, in denen das so gehandhabt wird." Festzustellen sei: "Das letzte Quäntchen, wenn es um Hundertstel und Zehntel geht, fehlt ihnen momentan. Ich weiß nicht genau, wie man das regeln kann. Ich weiß aber, dass der Ehrgeiz und die Arbeitsauffassung, wie wir an so ein Rennwochenende herangehen, bei Rahel verdammt vorbildlich ist."

Die Umsetzung ist etwas anderes

"Es gibt fast keine bessere Präzision. Dass bei der Umsetzung dann vielleicht eine halbe Sekunde fehlt, ist eine andere Sache, da kann man nicht tiefer reinschauen und das wird Rahel selbst mehr stören als mich", glaubte Abt, der der Eidgenossin Mut machte: "Es fehlt halt ein bisschen. Aber was sie trotzdem jetzt schon leistet, in so einer Serie und diesem Haifischbecken, ist aller Ehren wert. Da kann man nur den Hut ziehen, wie gut sie das macht." Besonders hervorheben wollte er die Leistung seiner Pilotin im Rennen, da sie dort niemals übermütig zu Werke gehe. "In der Qualifikation ist es schwieriger. Sie weiß schon, wo es da fehlt, aber das dann auch umzusetzen, ist etwas anderes."

Sorgen um die Motivation der Schweizerin müsse man sich aber trotzdem nicht machen - gerade auch im Quervergleich zur Konkurrenz. "Wenn man die Vergleiche zwischen Wolff und Frey sieht, sehe ich da keinen großen Unterschied", meinte der Allgäuer, der sich freute: "Bei uns im Team fühlt sie sich sehr wohl, auch ist sie wahnsinnig ehrgeizig und das ist gut so. Vielleicht wird ja auch bei ihr irgendwann der Schalter umgelegt, sie kann im Mittelfeld mitfahren und dann kann auch der Spaß und diese Lockerheit kommen." Zwar könne man das nicht erzwingen: "Aber wenn ich jemandem zutraue, in die Punkte zu kommen, dann ist es Rahel."