Der fünfte Lauf der DTM-Saison 2012 findet auf dem zweitkürzesten Kurs im Kalender statt. Mit 2,3 Kilometern ist der Norisring um knapp 400 Meter länger als die Indy-Variante der Strecke von Brands Hatch, wo der dritte Lauf der Saison stattfand. Der Stadtkurs im Zentrum von Nürnberg war von 1987 bis 1996 fester Bestandteil der alten DTM. Auch in der neuen Ära steht er seit dem Jahr 2000 regelmäßig im Kalender. Es ist eine "Mercedes-Strecke", denn in den vergangenen 13 Rennen stand 11 Mal ein Pilot der Stuttgarter ganz oben auf dem Podium.

Da die Renndauer angehoben wurde, wird am kommenden Wochenende eine Runde mehr gefahren als 2011. In 83 Runden legen die Piloten 190,9 Kilometer zurück. "Der Norisring ist schnell erklärt: Der Kurs besteht aus vier Kurven, die durch lange Geraden verbunden sind. Das klingt auf den ersten Blick nach einem einfachen Streckenlayout, aber das ist ganz und gar nicht der Fall", erklärt Mercedes-Pilot David Coulthard. Offiziell bewältigen die Fahrer acht Kurven, von denen die Hälfte jedoch kaum als solche wahrzunehmen sind und nur einen leichten Knick darstellen.

Vorteil Erfahrung

"Der Norisring ist ein sehr anspruchsvoller Stadtkurs und damit ganz anders als alle Strecken, auf denen wir bislang in dieser Saison gefahren sind. Es gibt keine Auslaufzonen, man fährt die ganze Zeit entlang der Leitplanken", erläutert Gary Paffett. Auf dem engen Stadtkurs, der über öffentliche Straßen, einen Parkplatz und das Gelände des ehemaligen Reichparteitags führt, ist vor allem eins von Vorteil: Erfahrung.

"Aufgrund der Bodenwellen und Mauern zahlt sich Erfahrung dort besonders aus. Für mich war es im letzten Jahr wirklich hart", berichtet Filipe Albuquerque, der seine zweite Saison in der DTM bestreitet. "Aber dieses Jahr komme ich mit mehr Selbstvertrauen und werde mindestens einen Spiegel abfahren - denn das passiert, wenn man am Norisring alles gibt."

Monaco der DTM oder Grand Prix von Bayern

Laut Coulthard wird der Norisring nicht zu Unrecht als das Monaco der DTM bezeichnet. "Die Leitplanken sind sehr nah. Man darf sich keinen Fehler erlauben, sonst landet man in der Mauer und das Rennen ist gelaufen", erklärte der Schotte. Markenkollege Jaime Green, der zwischen 2008 und 2010 drei Mal in Folge auf dem Norisring triumphieren konnte, weiß, worauf es ankommt. "Um eine schnelle Runde zu fahren, muss man sich so weit wie möglich an die Leitplanken herantrauen. Gleichzeitig muss man sehr akkurat vorgehen, um nicht in der Mauer zu landen."

Doch nicht nur für die Fahrer stellt der Kurs eine Herausforderung dar. An den Boliden werden vor allem die Bremsen wegen der harten Bremszonen - wie vor der Dutzendteichkehre - stark beansprucht, weshalb eine optimale Kühlung von großer Bedeutung ist. Aufgrund der wechselnden Beläge ist mangelnder Grip eine weitere Herausforderung. Des Weiteren gibt es zahlreiche Bodenwellen.

All diese Faktoren machen den Reiz der Strecke aus und garantieren spannende Rennen. Doch auch am Samstag dürfte den Zuschauern einiges geboten werden. "Das Qualifying wird in diesem Jahr eine nie dagewesene Dichte erleben und ich würde mich nicht wundern, wenn ein Dutzend Autos innerhalb zwei Zehnteln klassiert wären", prognostiziert Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Der Norisring ist ein Leckerbissen für die DTM-Fans - und für uns so etwas wie ein Heimspiel. Nicht umsonst wird das Rennen als Grand Prix von Bayern bezeichnet", macht Charly Lamm, Teamchef vom BMW Team Schnitzer Lust auf das Rennen rund um den Dutzendteich.