Kurz, ziemlich holprig und ein bisschen verzwickt - so beschreibt Timo Glock den Austragungsort des fünften Laufs der DTM-Saison 2013. Der Norisring ist mit 2,3 Kilometern Länge um knapp 400 Meter länger als die Indy-Variante der Strecke von Brands Hatch und damit der zweitkürzeste Kurs im Kalender. Der Stadtkurs im Zentrum von Nürnberg war von 1987 bis 1996 fester Bestandteil der alten DTM. Auch in der neuen Ära steht er seit dem Jahr 2000 regelmäßig im Kalender. Es ist eine "Mercedes-Strecke", denn in den vergangenen 14 Rennen stand 12 Mal ein Pilot der Stuttgarter ganz oben auf dem Podium. Daran konnte selbst die BMW-Doppelführung bis kurz vor Rennende im vergangenen Jahr nichts ändern.

"Lange Geraden, zwei Spitzkehren, dazu eine S-Kurve - auf den ersten Blick ist der Norisring recht einfach gestrickt. Aber der erste Eindruck täuscht", deutet BMW Team Schnitzer-Teamchef Charly Lamm die Tücken an. Auf dem engen Stadtkurs, der über öffentliche Straßen, einen Parkplatz und das Gelände des ehemaligen Reichparteitags führt, ist vor allem eins von Vorteil: Erfahrung. Denn die Leitplanken und Mauern stehen ähnlich nahe wie im berühmten Monaco. "Nürnberg ist das Monaco der DTM, ein Stadtkurs, der uns Fahrern trotz des auf den ersten Blick recht einfachen Layouts ziemlich viel abverlangt", erklärt der dreimalige Norisring-Sieger Bruno Spengler. "Du musst sehr nah an die Mauer fahren, auf die Bodenwellen achten und spät bremsen - nur dann hast du eine Chance auf den Sieg."

Ausgangs des Schöller-S auf der Gegengeraden lauert die wohl tückischste Mauer, die den einen oder anderen Spiegel auf dem Gewissen hat. 83 Runden lang müssen die Fahrer im Rennen den Abstand zum Beton millimetergenau einschätzen - Stress pur. "Ich liebe Straßenrennen. Denn auf einem Stadtkurs ist immer Action. Das ist Rennsport pur", schwärmt Joey Hand. "Als Fahrer musst du auf dem Norisring 83 Runden hochkonzentriert zu Werke gehen. Du darfst dir nicht den kleinsten Fehler erlauben, sonst landest du sofort in der Mauer."

Teileverlust ist auf dem Norisring keine Seltenheit., Foto: RACE-PRESS
Teileverlust ist auf dem Norisring keine Seltenheit., Foto: RACE-PRESS

Doch nicht nur für die Fahrer stellt der Kurs eine Herausforderung dar. An den Boliden werden vor allem die Bremsen wegen der harten Bremszonen etwa vor der Dutzendteichkehre, wo die Boliden von mehr als 200 km/h auf etwa 60 km/h verlangsamen, stark beansprucht, weshalb eine optimale Kühlung von großer Bedeutung ist. Des Weiteren gibt es zahlreiche Bodenwellen, die das Anbremsen schwierig machen.

Aufgrund der wechselnden Beläge ist mangelnder Grip eine weitere Herausforderung. Die neuen Optionsreifen, die mehr Haftung bieten als der Standardreifen, werden im Rennen daher eine wichtige Rolle spielen. "Wer durch geschicktes Reifenmanagement so lange wie möglich auf dem Option-Reifen fahren kann, erarbeitet sich womöglich einen Vorteil, der vor allem auf dem Norisring von Bedeutung sein kann", glaubt Daniel Juncadella, der den Kurs aus der Formel-3-EuroSerie kennt.

Bisher ist Jamie Green mit vier Siegen der Herr und Meister des Norisrings und wird daher auch Mr. Norisring genannt. Zu den Optionreifen kommt jedoch das DRS als weitere Unbekannte hinzu, die das Kräfteverhältnis auf der Strecke verschieben kann. Nicht zu vergessen das Wetter, das den ohnehin rutschigen Belag in eine Seifenpiste verwandeln kann. Viele Herausforderungen für Fahrer und Boliden, aber umso mehr Grund zur Vorfreude für die Fans.