Da Brands Hatch nicht mehr im Kalender steht, wird der Norisring 2014 mit einer Länge von 2,3 Kilometern wohl der kürzeste Kurs der Saison sein - es sei denn, die Strecke im chinesischen Guangzhou sollte noch knapper ausfallen. Der Stadtkurs im Zentrum von Nürnberg war von 1987 bis 1996 fester Bestandteil der alten DTM. Auch in der neuen Ära steht er seit dem Jahr 2000 regelmäßig im Kalender. Es ist eine "Mercedes-Strecke", denn in den vergangenen 15 Rennen stand 12 Mal ein Pilot der Stuttgarter ganz oben auf dem Podium. Im vergangenen Jahr war Robert Wickens nach der Disqualifikation von Mattias Ekström bestplatzierter Pilot - einen Sieger gab es nicht.

Auf dem engen Stadtkurs, der über öffentliche Straßen, einen Parkplatz und das Gelände des ehemaligen Reichparteitags führt, ist vor allem eins von Vorteil: Erfahrung. "Als ich zum ersten Mal am Norisring war, 2001, war das noch eine größere Nummer als jetzt, denn damals waren die Bodenwellen viel größer", betont Mattias Ekström. Dadurch sei es noch schwieriger zu fahren gewesen. "Jetzt sind viele Stellen neu asphaltiert. Der extreme Norisring wie früher ist leider nicht mehr da. Es bleibt immer noch eine Herausforderung, aber es ist nicht mehr das, was es mal war."

Eines gilt jedoch nach wie vor: Die Leitplanken und Mauern stehen am Norisring ähnlich nahe wie im berühmten Monaco. "Man muss gut befreundet sein mit den Leitplanken und den Mauern", drückt es Ekström aus. "Es gibt keine Kerbs oder großen Auslaufzonen. Vor allem im Schöller-S und Ausfahrt erste und letzte Kurve ist man sehr schnell, wenn man eine gute Abstimmung findet und viel Vertrauen ins Auto hat."

Ausgangs des Schöller-S auf der Gegengeraden lauert die wohl tückischste Mauer, die den einen oder anderen Spiegel auf dem Gewissen hat. 83 Runden lang müssen die Fahrer im Rennen den Abstand zum Beton millimetergenau einschätzen - Stress pur. "Wenn du auf anderen Strecken einen Fehler machst, dann landest du im Kiesbett. Auf dem Norisring küsst man hingegen direkt die Mauer", weiß BMW-Pilot Joey Hand. "Das verändert die Herangehensweise der Fahrer an dieses Rennen komplett."

Die Bremsen werden am Norisring stark beansprucht., Foto: RACE-PRESS
Die Bremsen werden am Norisring stark beansprucht., Foto: RACE-PRESS

Doch nicht nur für die Fahrer stellt der Kurs eine Herausforderung dar. An den Boliden werden vor allem die Bremsen wegen der harten Bremszonen etwa vor der Dutzendteichkehre, wo die Boliden von mehr als 250 km/h auf etwa 50 km/h verlangsamen, stark beansprucht, weshalb eine optimale Kühlung von großer Bedeutung ist. "Das Schwierige ist, die richtige Strategie und das perfekte Set-up für das Rennen zu finden. Es kann schnell passieren, dass du ein Auto hast, das auf den Geraden schnell ist, dafür aber ein schlechtes Bremsverhalten am Kurveneingang hat. Deshalb muss die Abstimmung zu 100 Prozent passen", betont Augusto Farfus.

Auch das Wetter kann den Piloten das Leben schwer machen - sei es durch extreme Hitze oder durch Regenfälle, die den ohnehin rutschigen Belag in eine Seifenpiste verwandeln können. Bisher ist Jamie Green mit vier Siegen der Herr und Meister des Norisrings und wird daher auch Mr. Norisring genannt. Bruno Spengler fehlt allerdings nur ein Erfolg, um mit dem Briten gleichzuziehen. 2014 gaben bislang die jungen Wilden den Ton an - spannende Voraussetzungen für den Klassiker.