Wer kennt es nicht, dieses Gefühl am Ende eines langen und harten Arbeitstages körperlich und mental ausgelaugt zu sein? David Coulthard kennt es bestens und er genießt es. "Das ist ein tolles Gefühl", sagt der DTM-Neuling. In seinem Jahr Rennpause hat er genau das vermisst: die physische Anstrengung eines Rennwochenendes. "Du schwitzt, das ist gut, es gibt dir das Gefühl, dass du etwas Schwieriges gemacht hast."
82 Grad wurden am Samstag in Nürnberg im Cockpit von Ralf Schumachers C-Klasse gemessen. "Ich hoffe, dass es am Sonntag noch heißer ist und sie mich aus dem Auto raus heben müssen", scherzt Coulthard. Der 13-fache GP-Sieger macht es sich bei seinem Einstieg in die DTM nicht einfach. Dabei ist er so eine Art Wochenendfahrer oder professioneller Hobbypilot.
Professioneller Hobbypilot
"Ich jage keinem an der Spitze Angst ein", gesteht er. "Aber ich bin nicht so weit weg. Hier sind schließlich professionelle DTM-Fahrer am Werk. Klar, ich möchte mich nicht als Hobbyfahrer bezeichnen, aber das ist alles neu für mich und mischt sich mit dem Rest meines Lebens." Also seinen Verpflichtungen für Red Bull, die BBC und natürlich seine Familie.
An den Rennwochenenden sei er voll auf die DTM konzentriert, dazwischen habe er andere, wichtigere Prioritäten. "Einige junge Fahrer haben mich gefragt, was ich in der Pause gemacht habe", erzählt Coulthard. "Da habe ich sie gefragt: Welcher Pause?" Für einen Familienvater, der Formel-1-Dempfahrten absolviert und bei jedem Grand Prix vor Ort fürs Fernsehen analysiert, gibt es keine Pause. "Aber ich beschwere mich nicht", betont Coulthard. "Ich darf viel herumreisen und Rennauto fahren."
Neue Lektionen
Also alles, wovon viele Fans und Fahrer träumen. Er hat dafür allerdings nur ein bestimmtes Zeitbudget zur Verfügung, aus dem er das Beste herausholen muss. In den Rennen möchte er nichts Verrücktes probieren, das überlässt er den anderen, deren Karriere auf dem Spiel steht. Er selbst ist am Ende seiner Karriere, eigentlich schon in der Verlängerung angekommen. Sein Ziel ist es, die Rennen zu beenden. "Denn sonst könnte ich gleich zuhause bleiben", sagt der Schotte. Am Ende des Jahres wird dann Bilanz gezogen und entschieden, ob und wie es weiter geht mit der DTM.
Fortschritte sind auf jeden Fall zu erkennen. Coulthard lernt mit jeder Ausfahrt neue Dinge hinzu. "Im Warmup habe ich die Scheibenwischer angemacht, weil ich hinter anderen Autos fuhr, dann bin ich an die Box gefahren und der Wischer schlug ständig gegen den Lollipop", erzählt er. Daraus lernte er: "Ich muss den Scheibenwischer abstellen, wenn ich an die Box komme!"
Verdiente Erfolge
Auch das große Übel der ersten Rennen, seine Starts, werden langsam besser. Dabei ist sich Coulthard eines großen Mankos bekannt: "Der Nachteil eines hellen, gelben Autos ist, dass man sich nicht verstecken kann." Er steht immer im Rampenlicht, aber er genießt es auch - und als Rennfahrer möchte er trotz allem Spaß am Ende auch gewisse Erfolge sehen, die er sich selbst erarbeitet hat.
"Wenn ich nur gewinnen wollte, würde ich in einer Clubmeisterschaft starten, das beste Auto kaufen und jedes Rennen gewinnen." Das ist aber nicht sein Ziel. Coulthard möchte sich den Erfolg selbst verdienen. Dann gefällt ihm dieses Gefühl noch besser, am Ende eines langen und harten Arbeitstages körperlich und mental alles gegeben zu haben.
diese DTM Nachricht