Es ist der Traum vieler Nordschleifen-Fans: ein Start von Valentino Rossi beim 24h-Rennen Nürburgring. Zumindest 2024 wird es noch nicht dazu kommen, wie Motorsport-Magazin.com erfahren und sein Arbeitgeber BMW M Motorsport auf Nachfrage bestätigt hat. Dass die lebende MotoGP-Legende gerne einmal den Langstrecken-Klassiker in der Eifel bestreiten würde, daraus hat der Werksfahrer des Münchner Autobauers nie ein Geheimnis gemacht.
Ein Start beim diesjährigen 24h-Rennen (30. Mai - 02. Juni 2024) wurde eine Weile in Medien und unter Fans spekuliert, doch dazu wird es nicht kommen. Ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft über 2024 hinaus: Die Abläufe zur Erlangung der notwendigen Permit - dem 'Nordschleifen-Führerschein' - sind vor Kurzem um einiges vereinfacht worden, wie wir ausführlich weiter unten erklären. Davon könnte auch Rossi profitieren.
Kein WRT-BMW beim 24h-Rennen Nürburgring 2024
Rossis Verzicht auf die Teilnahme beim 24h-Rennen Nürburgring 2024 hängt wohl auch damit zusammen, dass nach MSM-Informationen sein Stammteam WRT keine BMW M4 GT3 auf der Nordschleife einsetzen wird, obwohl das Rennen erstmals überhaupt zur Intercontinental GT Challenge (IGTC) 2024 zählt und Rossi auch das erste Saisonrennen über eine Distanz von 12 Stunden Mitte Februar im australischen Bathurst bestreitet.
Rossis enger Draht zu WRT-Teamchef Vincent Vosse ist bekannt. 2022 startete der 44-Jährige mit dem belgischen Team bereits in der GT World Challenge, damals noch im Audi. Mit WRT wechselte im Anschluss auch Rossi zu BMW und blieb der erfolgsverwöhnten Vosse-Mannschaft treu.
In der GT World Challenge feierten Rossi und WRT-BMW einen Sieg sowie insgesamt drei Podestplätze. Beim Saisonfinale der Intercontinental GT Challenge in Abu Dhabi ließen sie einen weiteren Podiumserfolg folgen.
BMW-Boss: "Wenn Vale etwas macht, dann richtig"
Klar ist: Rossi betrachtet den Vierrad-Sport nicht als Hobby. Wenn er in einer Rennserie oder bei einem Rennen antritt, dann mit vollem Eifer und der entsprechenden Vorbereitung. "Wer Vale kennt, der weiß: Wenn er etwas macht, dann macht er es richtig", sagte BMW-Motorsportchef Andreas Roos im Oktober 2023 zu Motorsport-Magazin.com. "Es reicht nicht, wenn er beim 24-Stunden-Rennen zum ersten Mal in einem GT3-Auto auf der Nordschleife fahren würde."
Ebenso bestätigte Roos den Wunsch von Rossi, eines Tages Rennen auf dem Nürburgring zu bestreiten. Einen möglichen Start beim 24h-Rennen in diesem Jahr bezeichnete der BMW-Boss zu jenem Zeitpunkt auch aus Termingründen als "schwierig", wenngleich sich die Voraussetzungen für den Erhalt der Nordschleifen-Permit inzwischen verändert haben.
Valentino Rossi vor Debüt bei 24h Le Mans
Auch ohne Nordschleifen-Rennen erwartet Rossi dieses Jahr bei BMW ein illustres Einsatzprogramm. Seit kurzer Zeit steht fest, dass der Italiener erneut beim 12h-Rennen im australischen Bathurst, dem ersten Lauf der Intercontinental GT Challenge, am 18.02. an den Start gehen wird, bei dem er 2023 ebenfalls in einem WRT-BMW M4 GT3 den sechsten Platz bei seinem Debüt belegte. Am Bathurst-Wochenende feiert Rossi übrigens seinen 45. Geburtstag.
Außerdem gibt der neunmalige Motorrad-Weltmeister seine Premiere in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) inklusive des Saisonhighlights, den 24 Stunden in Le Mans. Dort startet Rossi in der neugeschaffenen GT3-Klasse ebenfalls auf einem von zwei WRT-BMW M4 GT3. Seine Teamkollegen sollen in Bälde bekanntgegeben werden.
Der Wunsch des BMW-Superstars, den LMDh-Prototypen seines Arbeitgebers testen zu dürfen, soll ihm ebenfalls 2024 erfüllt werden. Termin und Rennstrecke sind laut BMW aber final ebenfalls noch nicht fixiert worden. "Valentino wird einen Test im LMDh-Auto bekommen. Dann entscheiden wir, wie es weitergeht", versicherte Roos letztes Jahr und fügte bezüglich einer möglichen Prototypen-Zukunft an: "Solange Valentino noch nicht im LMDh-Auto gesessen ist - und das hat er noch nicht - können wir dazu keine Aussage treffen, weil wir nicht wissen, wo er steht."
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Rossis Wunsch eines Starts beim 24h-Rennen Nürburgring könnte nur temporär auf Eis gelegt sein. Zumindest die Voraussetzungen für die Teilnahme sind inzwischen vereinfacht worden, wie vor Kurzem bekanntgeworden ist.
Ab der Rennsaison 2024 ermöglicht der DMSB unter Wahrung eines hohen Sicherheitsniveaus die Erlangung der 'großen' DMSB Permit Nordschleife (DPN A) mit der Teilnahme an nur noch zwei Langstreckenrennen in der 'Grünen Hölle'. Das können beispielsweise die beiden Qualifying-Rennen bei den ADAC 24h Nürburgring Qualifiers am 13. und 14.04. oder den möglichen NLS/NES-Rennen am 23.03., 06.04. oder 04.05. sein, die alle vor dem ADAC 24h-Rennen am 01./02.06. über die Bühne gehen. Die Teilnahme an mindestens zwei dieser Rennen (statt bisher drei) ist aber in jedem Fall vorgeschrieben.
Während diese Regelung insbesondere auf internationale Teilnehmer im GT3-Cockpit abzielt, wurden auch für Breitensportler neue Möglichkeiten geschaffen: Vom vereinfachten Weg zur DPN A (für Fahrzeuge mit einem Leistungsgewicht von maximal 4,2 kg/PS) profitieren etwa internationale Piloten, die mit GT3-Sportwagen an den 24h Nürburgring teilnehmen wollen, die erstmals auch zur Intercontinental GT Challenge (IGTC) zählt.
Sie können nun beim 24h-Qualifiers-Wochenende über einen DPN-Lehrgang mit anschließendem E-Learning die DPN B erwerben. Nehmen sie im Anschluss an den beiden Quali-Rennen des Wochenendes in einem passenden Fahrzeug (über 4,2 kg/PS), beispielsweise einem GT3-Rennwagen, teil, haben sie anschließend die Möglichkeit zur Beantragung der DPN A. Sie müssen dazu die beiden Rennen ohne Sportstrafe in Wertung beendet und dabei insgesamt mindestens 14 Runden im Cockpit gesessen haben. Die Erlangung der DPN bei einem einzigen Rennen ist demnach nicht möglich.
Nordschleife wird für internationale Fahrer zugänglicher
Der neue Prozess macht das Rennen einfacher zugänglich, vor allem für Piloten aus anderen internationalen Rennserien, die dafür bislang deutlich mehr Zeit einkalkulieren mussten. Der "klassische Weg" über die Leistungsprüfungen der RCN zur DPN B und danach über weitere Nordschleifenrennen zur DPN A ist auch weiterhin möglich.
Bei der Überarbeitung der bisherigen, umstrittenen DPN-Regularien konnten die DMSB-Verantwortlichen auf eine breite Palette an Praxiserfahrungen zurückgreifen. Denn die Anregungen für die Optimierung der jetzigen DPN stammten ursprünglich aus Kreisen der Aktiven, die nun auch in den Prozess einbezogen wurden.
Dabei waren auch Vertreter des ADAC Nordrhein als Veranstalter der 24h Nürburgring und des Deutschen Sportfahrer Kreises (DSK) involviert. Außerdem wurden Verantwortliche der ILN (Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring) und der NLS (Nürburgring Langstrecken-Serie) beteiligt, um Teams, Fahrer und Veranstalter aus der Nordschleifen-Langstreckenszene in die Planungen miteinzubeziehen.
Permit soll für Sicherheit auf der Nordschleife sorgen
Ziel der DPN ist, die Sicherheit auf dem mehr als 25 Kilometer langen Eifelkurs zu erhöhen, indem vor allem Nordschleifen-Neulinge besser geschult und intensiver auf die besonderen Gegebenheiten der wohl schwierigsten Rennstrecke weltweit vorbereitet werden. Neben der Teilnahme an DMSB anerkannten Fahrerlehrgängen ist auch das Bestehen eines E-Learning-Kurses Voraussetzung für die Erteilung der DPN.
Bisher mussten Piloten auf der Nordschleife nachweislich drei Rennergebnisse in Wertung und dabei 75% des Klassenbesten sowie insgesamt 24 Rennrunden bei einem Fahranteil von 25% pro Rennen und bezogen auf die Gesamtrunden des genannten Fahrzeugs unterhalb der GT3-Kategorie dem DMSB vorweisen.
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