Die WEC mit ihrem Saisonhighlight, den 24 Stunden von Le Mans, ist um einen Weltstar reicher: Valentino Rossi gibt 2024 sein Debüt in der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Die lebende MotoGP-Legende startet in der neugeschaffenen GT3-Klasse auf einem von zwei BMW M4 GT3. Rossis Teamkollegen auf dem von WRT eingesetzten Auto mit 'seiner' Startnummer #46 hat der Autobauer aus München noch nicht kommuniziert.

Für BMW ist Rossi nicht nur wegen seines offensichtlichen Vierrad-Talents und der Berühmtheit ein absoluter Glücksgriff, sondern in der WEC auch mit Blick auf die Fahrer-Einstufungen: Der 44-Jährige wird in der offiziellen FIA-Liste als 'Silber'-Fahrer geführt. Per Reglement müssen alle Teams mindestens einen Piloten der Kategorie 'Bronze' sowie 'Silber' einsetzen, während pro Auto nur maximal ein etablierter Profi-Fahrer (bzw. 'Platin' oder 'Gold') erlaubt ist. Damit will die Serie den Gedanken des Amateursports aufrechterhalten.

Rossi mit weiterem Profi-Fahrer auf einem Auto

Heißt: BMW könnte Rossi einen weiteren Profi aus dem hauseigenen Werkskader zur Seite stellen und damit mindestens zwei Top-Fahrer auf dem Auto einsetzen. Diese seltene Chance können sich die Münchner eigentlich nicht entgehen lassen. Bei derartigen Langstreckenrennen machen heutzutage nicht die Profi-Rennfahrer den Unterschied aus, sondern vielmehr das Talent der jeweiligen Amateure auf dem Auto. Hier gibt es himmelweite Unterschiede in der Performance. Rossi dürfte in der Silber-Kategorie zu den schnellsten Vertretern zählen, die der Markt derzeit zu bieten hat.

"Ich freue mich sehr darauf, in der FIA WEC den Start zu gehen", wurde Rossi in einer BMW-Pressemitteilung zitiert. "Es ist für mich der nächste Schritt, in einer Weltmeisterschaft anzutreten, und nicht mehr nur in Europa, sondern wieder weltweit Rennen zu bestreiten. Das Fahrzeug kenne ich nach dieser Saison bereits gut, aber das Format mit drei Fahrern aus drei verschiedenen Leistungs-Kategorien wird neu für mich sein. Insgesamt denke ich, dass wir sehr gut aufgestellt sein werden."

Valentino Rossi ist den BMW schon in Le Mans gefahren, Foto: BMW M Motorsport
Valentino Rossi ist den BMW schon in Le Mans gefahren, Foto: BMW M Motorsport

Valentino Rossi hat schon in Le Mans gewonnen

Was Rossi auf dem Circuit de la Sarthe in Le Mans zu leisten imstande ist, hat er dieses Jahr bereits gezeigt. Im Rahmenprogramm namens 'Road to Le Mans', einem Multiklassen-Rennen mit GT3- und LMP3-Fahrzeugen, gewann er einen von zwei Läufen für BMW. In der WEC erwartet ihn eine deutliche schärfere Konkurrenz, doch BMW-Motorsportchef Andreas Roos hält große Stücke auf den Vierrad-Umsteiger: "Generell war seine erste Saison als BMW M Werksfahrer sehr beeindruckend. Ich bin überzeugt, dass er auch in der FIA WEC eine wichtige Rolle spielen und ein Publikumsmagnet sein wird."

Mit dem WEC-Einstieg hat Rossi den nächsten Schritt seiner 2022 begonnenen Vierrad-Karriere unternommen. Das Einsatzteam WRT um Teamchef Vincent Vosse kennt er bereits aus dessen Audi-Zeiten. Dieses Jahr startete er erneut für den BMW-Wechsler in der GT World Challenge. "Mit Valentino Rossi nun in der FIA WEC zu starten, ist etwas ganz Besonderes", freute sich Monsieur Vosse. "Darüber haben wir bereits bei unseren allerersten Treffen geredet. Nun schließt sich dieser Kreis, und es fühlt sich an, als hätten wir die meisten der Punkte, die wir damals besprochen haben, schon abgehakt."

Rossi soll BMW-Prototypen testen

Für einen Start im LMDh-Prototypen, mit dem BMW 2024 erstmals auch in der WEC antreten wird, war es aber wohl noch etwas zu früh. Dieses Szenario hatte BMW-Motorsportchef Roos bereits im Oktober am Rande des DTM-Saisonfinals in Hockenheim zurückgewiesen. "Nicht in der WEC nächstes Jahr", sagte Roos zu Motorsport-Magazin.com.

Geplant ist aber weiterhin ein Test für Rossi im Prototypen, mit noch unbekanntem Datum und Austragungsort. "Rossi wird einen Test im LMDh-Auto bekommen. Dann entscheiden wir, wie es weitergeht", versicherte Roos und fügte bezüglich einer möglichen Prototypen-Zukunft an: "Solange Valentino noch nicht im LMDh-Auto gesessen ist - und das hat er noch nicht - können wir dazu keine Aussage treffen, weil wir nicht wissen, wo er steht."

Dieses Jahr soll der Test nicht mehr über die Bühne gehen, aber Rossi konnte sich beim kürzlich erfolgten Rookie-Test der WEC im Anschluss an das Saisonfinale in Bahrain bereits mit einem Prototypen vertraut machen: Für das BMW-Werksteam WRT nahm er in einem LMP2-Boliden Platz und drehte seine Runden im Wüstenstaat.

Valentino Rossi gibt 2024 sein WEC-Debüt, Foto: BMW M Motorsport
Valentino Rossi gibt 2024 sein WEC-Debüt, Foto: BMW M Motorsport

WEC 2024 mit Top-Fahrern aus BMW-Werkskader

Zumindest im kommenden Jahr übernehmen andere BMW-Werksfahrer den Hypercar-Einsatz in der WEC. Sheldon van der Linde, DTM-Champion von 2022, und GT-Juwel Dries Vanthoor wurden bereits bestätigt. Ihre Teamkollegen sollen Mitte Dezember von BMW M Motorsport offiziell bekanntgegeben werden.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com können sich die Münchner Werksfahrer Rene Rast, Marco Wittmann, Robin Frijns sowie Neuzugang Raffaele Marciello gute Chancen ausrechnen. Wichtig: Zwischen der WEC und der DTM kommt es 2024 mit Ausnahme des offiziellen Le-Mans-Tests zu keinen Terminüberschneidungen.

"Die BMW M Werksfahrer, die wir nominiert haben, verfügen über die nötige fahrerische Klasse und Erfahrung", war Roos überzeugt. "Sheldon van der Linde kennt den BMW M Hybrid V8 bereits gut, und Dries Vanthoor hat bei Testfahrten einen starken Eindruck hinterlassen. Zudem ist er im LMP2-Prototypen bereits zuvor in Le Mans gestartet."