Bei der heutigen Masse an internationalen Rennserien ist es für die Planungsverantwortlichen schwierig, Terminkollisionen zu vermeiden. Aber was hat sich die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) nur dabei gedacht, das nächstjährige Rennen im belgischen Spa-Francorchamps auf genau das Wochenende zu legen, an dem auch das 24h-Rennen Nürburgring 2024 ansteht?
Der Nordschleifen-Klassiker ist auf den 09. bis 12. Mai 2024 terminiert. Das hat der veranstaltende ADAC Nordrhein bereits am 19. Oktober 2021 - also vor etwa eineinhalb Jahren - bekanntgegeben. Genau parallel dazu am 11. Mai 2024 fährt die WEC praktisch um die Ecke in Spa, wie aus dem am vergangenen Wochenende veröffentlichen Rennkalender hervorgeht.
24h Nürburgring und WEC in Spa kollidieren 2024
Veranstaltung | Termin |
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24h-Rennen Nürburgring | 09.-12. Mai 2024 |
WEC in Spa-Francorchamps | 09.-11. Mai 2024 |
Zwei Motorsport-Großevents in 112 Kilometern Entfernung
Die beiden grenznahen Rennstrecken trennen ziemlich genau 112 Kilometer... Für deutsche WEC-Fans wäre das Spa-Gastspiel eine willkommene Möglichkeit gewesen, die Hypercars von BMW, Porsche, Ferrari und Co. einmal live in Aktion zu sehen, nachdem sich wieder kein Deutschland-Rennen im Kalender findet.
2024 dürfte es die Langstrecken-WM schwerer haben, wie in diesem Jahr in Spa-Francorchamps die Tribünen zu füllen. Die 24 Stunden vom Nürburgring sind ein absoluter Pflicht-Termin für Sportwagen-Fans, wie die 235.000 Zuschauer beim Rennen vor gut drei Wochen einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Dieses Jahr lagen drei Wochen zwischen den beiden Motorsport-Großveranstaltungen im deutsch-belgischen Grenzgebiet.
"Termine für 24h Nürburgring stehen seit Jahren fest"
Nach der jüngst erfolgten WEC-Kalender-Bekanntgabe planen die Verantwortlichen am Nürburgring offenbar nicht, den eigenen Termin umzuwerfen. Ein Sprecher des 24h-Rennen Nürburgring auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com: "Die Termine für die 24h Nürburgring 2024 stehen schon seit Jahren fest und sind natürlich allen relevanten Partnern bekannt. So steht auch das Himmelfahrtswochenende 2024 bei Fahrern, Teams, Herstellern, TV-Partnern und Fans fest im Kalender. Gerade weil die Abstimmung mit anderen Rennserien und Einzelevents im GT3- und Langstreckensport so komplex ist, haben wir schon 2021 die Termine bis einschließlich 2028 verkündet, um allen Beteiligten Planungssicherheit zu geben."
Die WEC-Bosse haben den Kalender-Clash zwischen dem eigenen Lauf in Spa und dem Nürburgring-Klassiker also offenbar ganz bewusst in Kauf genommen. Und das Rennen in Belgien gilt als extrem wichtig, bildet es schließlich die 'Generalprobe' vor dem Saisonhighlight, den nachfolgenden 24 Stunden von Le Mans (15.-16. Juni 2024).
Viele Top-Fahrer potenziell von Terminkollision betroffen
Hätten sich die WEC und die 24h Nürburgring in den vergangenen Jahren gegenseitig mit Blick auf die Fahrer und Teams nicht allzu viel genommen, sieht das 2024 ganz anders aus: In der Sportwagen-Weltmeisterschaft kommen dann erstmals ebenfalls die omnipräsenten GT3-Rennwagen zum Einsatz, die am Nürburgring den Gesamtsieg unter sich ausmachen. Nächstes Jahr löst die GT3-Klasse die GTE-Kategorie in der WEC und bei den 24 Stunden von Le Mans ab, wie längst beschlossen worden ist. Rund 16 Plätze für bis zu acht Marken dürften zur Verfügung stehen.
Das allein wird schon für Konflikte bei der Fahrerwahl sorgen. Obendrein sind viele der klassischen GT-Werksfahrer in die Hypercar-Programme der Hersteller eingebunden, wie bei Porsche Kevin Estre oder Laurens Vanthoor und bei BMW Rene Rast oder Sheldon van der Linde. Die beiden deutschen Autobauer planen ebenso in der GT3-Kategorie der WEC anzutreten wie auch Ferrari, Corvette, Lamborghini, möglicherweise Mercedes-AMG, Aston Martin oder Ford mit seinem neuen GT3-Mustang.
Porsche-Chef: Nürburgring-Reduzierung wäre schade
"Die WEC ist ein Werksprogramm, das hat Priorität", sagte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach am Wochenende in Le Mans zu Motorsport-Magazin.com. "Es wäre schade, wenn wir deshalb unser Programm am Nürburgring reduzieren müssten. Vielleicht ändert sich noch etwas. Ich würde es sehr begrüßen, wenn es keine Überschneidung gäbe. Falls es so bleibt, werden wir auch eine Lösung finden. Beides zu machen, geht für die Fahrer auf jeden Fall nicht."
Mit den deutlich günstigeren GT3-Autos setzt die WEC 2024 auf Pro-Am-Fahrergespanne, also auf einen Mix aus Profis und Amateuren. Die Hersteller müssen sich schon jetzt überlegen, wo sie ihre Werksfahrer einsetzen wollen. Kandidaten mit potenziellen Terminkonflikten gibt es en masse! Kevin Estre, Mathieu Jaminet, Fred Makowiecki, die Vanthoor- und van-der-Linde-Brüder, Jules Gounon, Daniel Juncadella, Alexander Sims, Nicki Thiim, Jake Dennis, Nick Yelloly, Marco Wittmann oder Rene Rast, um nur einige mögliche Hochkaräter zu nennen, die beide Programme fahren könnten...
BMW-Chef zu Kalender-Clash: "Definitiv nicht ideal"
"Das ist definitiv nicht ideal für uns", sagte BMW-Motorsportchef Andreas Roos in Le Mans zu Motorsport-Magazin.com. "Das müssen wir uns anschauen und uns etwas einfallen lassen. Das ist auch generell nicht ideal, weil das Einzugsgebiet nahezu identisch ist. Es wird sicherlich Gründe dafür geben. Ich werde das Thema ansprechen. Bei uns fahren die Piloten mehrere Programme. Viele unserer LMDh-Fahrer haben dieses Jahr auch das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring bestritten."
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