60 Minuten reichten aus, um Mercedes beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2020 ins Unglück zu stürzen. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne verlor der Autobauer aus Stuttgart zweimal die Führung. Nach rund sechs Stunden im Rennen nahm das Drama seinen Lauf, als Raffaele Marciello sich im Bereich Adenauer Forst drehte und wenig später im Kallenhard-Abschnitt stehen blieb.

Der italienische GetSpeed-Pilot musste in langsamer Fahrt mitansehen, wie drei Audis vorbeihuschten auf dem Weg zur Dreifachführung für die Ingolstädter. Kurz zuvor hatte Marciellos Teamkollege Maximilian Götz noch selbst im #9 Mercedes-AMG GT3 gesessen, von einem Unfall von Markenkollege Manuel Metzger profitiert und das Rennen angeführt.

Der frühere DTM-Pilot musste am TV-Bildschirm mitansehen, wie Marciello wenig später weit zurückfiel. Götz fassungslos: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin geschockt. Vielleicht ist da was gebrochen, normalerweise passiert das an dieser Stelle so nicht. Das scheint es gewesen zu sein. Ich hatte davor noch über eine Minute Vorsprung herausgefahren, aber da sieht man, dass es hier immer sehr schnell gehen kann. Letztes Jahr war es mir passiert."

Götz bei Porsche-Crash im Glück

Götz hatte sogar Glück, als er in Führung liegend mit einem Cup-Porsche kollidierte, der sich von der Strecke drehte, während er selbst die Fahrt unbeschadet fortsetzen konnte. "Das war ein kleines Missverständnis", meinte GetSpeed-Teamchef Adam Osieka. "Maxi ging davon aus, dass der Porsche ihn sieht. Das Auto hat sich leider gedreht, war aber keine böse Absicht. Der Mercedes ist ein sehr robustes Auto. Am TV haben wir gesehen, dass es okay ist."

Mercedes verliert Führung zweimal

Das galt fünf Stunden im Rennen allerdings nicht für den AMG-GT3 von Manuel Metzger. Der Nordschleifen-erfahrene Pilot verunfallte in Führung liegend mit seinem #4 Mercedes und fiel weit zurück. Beim Crash im Bereich Schwalbenschwanz erwischte Metzger aus dem Team HRT von Hubert Haupt zu allem Übel auch noch den #35 Porsche von Black Falcon Team Identica.

Die schwierigen Bedingungen auf regennasser Fahrbahn hatten Metzger eiskalt erwischt. Zum Zeitpunkt des Unfalls fuhr er mit 'Drying-Wet'-Reifenspezifikationen. "Ich habe mich dann etwas zurückgenommen, da ich von meinen Teamkollegen wusste, dass dieser Reifen mit solchen Bedingungen nicht so gut zurechtkommt", sagte er. "Ich selbst war diese Reifenmischung noch nie gefahren. Ich wollte dann aus dem kleinen Karussell sachte herausbeschleunigen, habe dann aber plötzlich das Auto verloren."

Aus einer komfortablen Doppelführung seit dem Rennbeginn entwickelte sich für Mercedes ein echtes Nordschleifen-Debakel. Der #8 Mercedes-AMG GT3 (Perrodo / Collard / Vaxiviere / Jöns) von GetSpeed hatte kaum am Rennen teilgenommen. Kurz nach dem Start musste das Team das Getriebe austauschen. Die Reparaturarbeiten konnten letztendlich nicht beendet werden, sodass sich die Mannschaft von Teamchef Adam Osieka vorzeitig verabschieden musste.

24h Nürburgring unterbrochen

Die extrem schwierigen Streckenbedingungen blieben in der Nacht nicht ohne Konsequenzen. Um 22:32 Uhr brach die Rennleitung das Rennen mit roten Flaggen ab. Grund: Auf der Strecke stand zu viel Wasser, das nicht abfließen konnte. Laut Vorhersagen sollen sich die Witterungsbedingungen im weiteren Verlauf der Nacht weiter verschlechtern. Ein Update zum weiteren Verlauf wird für 00:30 Uhr erwartet.

Es war die siebte wetterbedingte Unterbrechungen in der Historie des 24h-Rennens. Auch in den Jahren 1992, 1994, 2007, 2013, 2016 und 2018 bescherte das Eifelwetter den Fans, Organisatoren und Teams eine Zwangspause.