McLaren hat sich soeben erst zurückgemeldet bei den 24 Stunden von Le Mans und peilt schon die nächste motorsportliche Großtat an. Im Jahr 2027, wenn die Briten ihr Comeback in der höchsten Klasse des Langstrecken-Klassikers geben werden, soll die nächste Triple Crown her - und zwar innerhalb von nur zwölf Monaten!
McLaren ist das einzige Team in der Geschichte des Motorsports, das die inoffizielle Triple Crown des Rennsports - Siege in Le Mans, bei den 500 Meilen von Indianapolis und dem Formel-1-Rennen in Monaco - bislang erringen konnte. 2027 kann die Papaya Army dieses Kunststück sogar innerhalb eines Jahres wiederholen, nachdem McLaren werksseitig sowohl in der F1, bei den IndyCars und in der WEC vertreten sein wird.
Le Mans, Monaco, Indy 500: McLarens Triple-Crown-Traum
"Wir sind das einzige Team, das die Triple Crown gewonnen hat. Monaco, das Indy 500 und die 24 Stunden von Le Mans", sagte McLaren-Racing-CEO Zak Brown in einem Social-Media-Video kurz nach der Bekanntgabe zur Rückkehr nach Le Mans in zwei Jahren. "Mit dieser spannenden Neuigkeit wollen wir diese drei großen Rennen innerhalb eines Jahres gewinnen. Wir sind bereit dafür!"
Für das Erreichen der letzten Triple Crown benötigte McLaren mehr als 20 Jahre: Den Anfang machte Bruce-McLaren-Pilot Johnny Rutherford auf einem McLaren M16C/D mit seinem Sieg beim Indy 500 im Jahr 1974. Zehn Jahre später, 1984, ließ Alain Prost das damalige McLaren-TAG Team erstmals beim Großen Preis von Monaco jubeln. Und 1995 legte das werksunterstützte Team Kokusai Kaihatsu Racing mit dem McLaren F1 GTR (Yannick Dalmas/JJ Letho/Masanori Sekiya) bei den 24 Stunden von Le Mans nach. Befeuert wurde der GT1-Wagen damals von einem BMW-V12-Motor.

Graham Hill: Einziger Halter der Triple Crown
McLaren ist bis heute die einzige Marke, die mit eigenen Chassis bzw. Teams die internationale Triple Crown gewonnen hat. Betrachtet man unterdessen die Hersteller-Seite, haben Mercedes-Benz und Ford das Kunststück geschafft, mit eigenen Antrieben in Le Mans, Monaco und Indianapolis zu siegen. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Graham Hill bleibt unterdessen der einzige Fahrer mit Triple-Crown-Würden: Der Brite gewann 1963 den Monaco GP mit BRM-Lotus, 1966 das Indy 500 mit Lola-Ford und 1972 die 24 Stunden von Le Mans auf Matra.
Kein anderer Pilot hat es bislang geschafft, an Hills Ausnahmeleistung heranzureichen, in stark unterschiedlichen Motorsport-Kategorien zu triumphieren. Zuletzt versuchte es Fernando Alonso nach seinen Monaco-Siegen (2006, 2007) und dem Le-Mans-Doppelsieg mit Toyota (2018, 2019). Der Spanier scheiterte - mit McLaren - jedoch bei mehreren Versuchen in Indianapolis. Sechs weitere Fahrer haben ebenfalls zwei der drei Triple-Crown-Stücke beisammen: McLaren-Gründer Bruce McLaren (Monaco 1962, Le Mans 1966), Tazio Nuvolari, Maurice Trintignant, A. J. Foyt, der Österreicher Jochen Rindt und Juan Pablo Montoya.

Triple Crown in einem Jahr: Möglich, aber kaum realistisch
Der Traum von Zak Brown, im Jahr 2027 alle drei weltberühmten Rennen innerhalb eines Jahres zu gewinnen, ist zwar theoretisch möglich, klingt aber wenig realistisch. In der Formel 1 mischen Lando Norris und Oscar Piastri derzeit zwar die Konkurrenz auf, doch nach der Einführung des neuen Motoren-Reglements ab 2026 könnte das schon wieder ganz anders aussehen. Wobei McLarens Monaco-Bilanz fantastisch ist: 15 Siege - die meisten aller Teams - holten die Briten im Fürstentum, allein fünfmal durch Ayrton Senna. Auch Alain Prost, Mika Häkkinen, David Coulthard, Fernando Alonso und zuletzt Lewis Hamilton 2018 gewannen auf McLaren.
Beim Indy 500 gelangen McLaren Siege in den Jahren 1974 und zuletzt 1976, jeweils durch den US-Amerikaner Johnny Rutherford. Nach 1979 zog sich McLaren vorerst aus dem US-Sport zurück, um sich auf die Formel 1 zu fokussieren. Das vorsichtige Comeback erfolgte erst 2017, als ein Andretti-Honda mit McLaren-Lackierung für Fernando Alonso beim Indy 500 eingesetzt wurde.
2020 kehrte McLaren mit Partner Schmidt Petersen Motorsports vollständig in die IndyCar-Serie zurück und übernahm Ende 2021 den Hauptanteil am Team 'Arrow McLaren'. Pato O'Ward bescherte McLaren mit dem zweiten Platz beim Indy 500 2022 das bisher beste Resultat. Dieses Jahr starten neben O'Ward auch Nolan Siegel und Christian Lundgaard für McLaren in der US-Formelserie.

Mit McLaren und Ford: Bis zu elf Hersteller in der WEC 2027
In der WEC bzw. bei den 24 Stunden von Le Mans steht McLaren ebenso vor einer schwierigen Herausforderung. Bis zu elf Hersteller stehen 2027 in der Hypercar-Startaufstellung, wenn die Briten sowie US-Autobauer Ford zurückkehren. Darunter finden sich Schwergewichte wie die 19-maligen Le-Mans-Sieger von Porsche, BMW, WEC-Weltmeister Toyota und mit Ferrari die Sieger der letzten beiden Ausgaben des 24-Stunden-Rennens. Dieses Jahr erlebt Neueinsteiger Aston Martin, dass der Konkurrenzkampf in der Hypercar-Klasse brutal ist wie nie zuvor.
Dass McLaren aber überhaupt in der Situation ist, drei der berühmtesten Autorennen innerhalb einer Saison gewinnen zu können, ist allein schon eine starke Leistung. Dabei nicht zu vergessen: Die Briten starten aktuell mit einem eigenen Werksteam auch noch in der Formel E. Wie herausfordernd dieses große Motorsportprogramm ist, bekommt McLaren dieses Wochenende mit einem globalen Dreifach-Einsatz - Formel 1 in Bahrain, Formel E in Miami und IndyCar in Long Beach - zu spüren.
diese 24h Le Mans Nachricht