Das kam erst am Rande der aktuell laufenden 24 Stunden von Le Mans heraus: Ferrari zieht vors Internationale Berufungsgericht. Die Italiener sind gegen einen abgelehnten Protest nach dem letzten WEC-Rennen in Spa-Francorchamps (11. Mai) in Berufung gegangen. Ein Termin für die Verhandlung vor dem International Court Of Appeal ist noch nicht bekannt. Damit bleibt das Rennergebnis des dritten Saisonlaufs in Belgien vorläufig.
Den Schritt bestätigte Ferraris Sportwagenchef Antonello Coletta an diesem Mittwoch während einer Medienrunde in der Ferrari-Hospitality. "Wir haben eine Beschwerde und eine Berufung eingereicht", so Coletta in Le Mans, ohne während des laufenden Prozesses zu viel verraten zu wollen. "Zu diesem Zeitpunkt bevorzugen wir es, keine Details zu veröffentlichen. Wir warten auf die Diskussion, und ein Datum für die Anhörung wurde noch nicht festgelegt."
Nach Spa-Protest: Ferrari pocht auf Regelklarstellung
Ferrari sucht nach einer Klarstellung zum Reglement in Folge des verlängerten Spa-Rennens - wo Ferrari effektiv einen sicheren Doppelsieg verloren hatte. "Es ist wichtig, die Auslegung der Regeln zu kennen, um sicher zu sein, was in Zukunft passieren wird", erklärte Coletta die eigene Sichtweise. "Wir brauchen Klarheit, weil dies die Strategie und die Entscheidungen, die wir treffen, beeinflussen könnte."
Ferraris Unmut über die Abläufe des ursprünglich auf 6 Stunden angelegten Spa-Rennens kam wenig überraschend: Als die Rennleitung um 17:13 Uhr - knapp 2 Stunden vor dem eigentlichen Zieleinlauf - rote Flaggen in Folge des schweren Unfalls zwischen Earl Bamber (Cadillac) und Sean Gelael (WRT-BMW) schwenken ließ, lagen die beiden Werks-Ferrari 499P komfortabel in Führung.
Nach den aufwendigen Reparaturarbeiten der Leitplanken und Fangzäune auf der Kemmel-Geraden entschieden die Sportkommissare, die während der roten Flaggen verlorene Rennzeit nachzuholen. Das ist per Sportlichem Reglement erlaubt. Damit wurde das Rennen um 1:44 Stunden verlängert. Während der Unterbrechung lief die Zeit gemäß des Reglements weiter und zum Zeitpunkt der angekündigten Verlängerung (18:56 Uhr) wären regulär nur noch 4 Minuten zu fahren gewesen - das hätte praktisch Ferraris Doppelsieg bedeutet.
FIA argumentiert mit sportlicher Fairness - Ferrari findet's fragwürdig
Laut einem Schreiben der FIA sei das Ziel der Verlängerung gewesen, "allen Wettbewerbern sportliche Fairness zuzugestehen, weil sie ihre Strategien auf ein 6-Stunden-Rennen ausgelegt hatten. Das Rennen zu verkürzen, hätte bedeutet, dass manche Wettbewerber aufgrund dessen etwas gewonnen und andere etwas verloren hätten".
Ferrari hielt diese Entscheidung für fragwürdig und antwortete nach dem Rennende mit einem eingelegten Protest. Die Sportkommissare urteilten jedoch, dass der Protest nicht zulässig sei, weil "Entscheidungen der Stewards unter dem FIA International Sporting Code nicht Gegenstand eines Protests sein können". Für die Italiener war die Angelegenheit damit noch nicht beendet, wie jetzt am Rande der 92. Auflage der 24h Le Mans herauskam.
"In Spa hätte niemand vorhersehen können, was passiert ist", blickte Ferraris Sportwagenleiter Coletta nun zurück. "Wir waren erstaunt. Es war in Bezug auf die Strategie völlig unerwartet."
Der Sieg in Spa-Francorchamps ging überraschend an den #12 Jota-Kunden-Porsche (Stevens, Ilott) vor dem #6 Penske-Porsche (Lotterer, Estre, Vanthoor). Beide 963-Prototypen hatten kurz vor der Rotphase ihre Boxenstopps eingelegt und dadurch effektiv eine Minute Zeit gewonnen, während viele Konkurrenten inklusive der Ferrari direkt nach der Wiederaufnahme die Box zum Nachtanken ansteuern mussten.
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