Ferraris Ankündigung, 2023 mit einem Hypercar das große Comeback bei den 24 Stunden von Le Mans zu wagen, war die Sensation der letzten Februarwoche. 50 Jahre ist schließlich der letzte Werks-Auftritt der Marke her, und für den letzten Gesamtsieg der einstigen Sieges-Rekordhalter muss man bis 1965 zurückgehen.

Ferraris Le-Mans-Comeback geht aber zugleich auch mit vielen Fragen zur Rennabteilung in Maranello einher, im Hinblick auf das Formel-1-Team. Zum einen hat das Team soeben eines der schlechtesten Jahre der Firmengeschichte hinter sich gebracht, zum anderen steht aber für 2022 ein signifikanter Reglements-Umbruch an, und durch das neue Finanzielle Reglement mit Kosten-Obergrenze werden zwangsweise Ressourcen für andere Projekte frei.

Ferrari plant Le Mans extra: Hat mit Formel 1 nichts zu tun

Aber die Formel-1-Abteilung hat im Entscheidungsprozess für das Projekt Le Mans keine große Rolle gespielt. Das versichert zumindest Teamchef und Direktor Mattia Binotto. Er hatte schon vor einem Jahr Le-Mans- und IndyCar-Konzepte in den Raum geworfen - damals allerdings mit dem Kontext, dass Ingenieure, die Ferrari nun wegen der Kosten-Obergrenze nicht mehr in der Formel 1 nutzen könne, neue Jobs bräuchten.

Das gilt natürlich weiterhin, aber Binotto hält auch fest: "Nein, es ist auf keinen Fall eine Konsequenz des Finanziellen Reglements. Ich denke, das Programm wurde unter dem Gesichtspunkt des Interesses für das Unternehmen evaluiert. Wir als Ferrari haben uns entschieden, einzusteigen."

So wird auch Binotto mit dem Projekt nicht allzu viel zu tun haben: "Ich denke, wir dürfen nicht vergessen, dass Ferrari ein gemeinsames Unternehmen ist. Wer verantwortlich ist, spielt keine Rolle. Aber ich werde nicht direkt dafür verantwortlich sein. Wir als Scuderia Ferrari sind vollauf dem F1-Programm verpflichtet."

"Aber es besteht kein Zweifel, dass wir als F1-Team mit unserer Expertise unterstützen", unterstreicht Binotto. "Das werden wir, weil - noch einmal, wir sind ein gemeinsames Unternehmen."

Leclerc wäre für Ferraris Le-Mans-Abenteuer zu haben

Dass die Formel-1-Einsatzfahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz nicht auf der Liste der möglichen Fahrer für das Le-Mans-Hypercar stehen, überrascht jedoch nicht. Ihr Fokus soll allein auf ihrer Haupttätigkeit liegen, für Le Mans werden eigene Fahrer angeheuert werden.

Charles Leclerc wäre an Le Mans interessiert, Foto: LAT Images
Charles Leclerc wäre an Le Mans interessiert, Foto: LAT Images

Das hält zumindest Leclerc aber nicht davon ab, zumindest von einem Ausflug an die Sarthe zu träumen: "Ich liebe Le Mans, war schon immer ein Fan. Also ja, wenn es die Chance gäbe, wäre ich happy, mitzumachen. Nur momentan ist mein Hauptfokus die Formel 1. Aber wenn es die Chance gibt - warum nicht?"

Sein Kollege Sainz hält sich etwas bedeckter: "Es ist in meinen Augen ein interessantes Projekt. Dass eine Marke wie Ferrari sich wieder an Le Mans versuchen will, finde ich toll, und ich werde ihr größter Fan sein. Aber was das Fahren angeht, haben wir hier viel Arbeit zu erledigen. Mein ganzer Fokus liegt auf der Scuderia Ferrari in der Formel 1, andere Projekte habe ich momentan nicht im Kopf. Ich werde es verfolgen, aber das ist noch lange hin."