Porsche ist mit denkbar wenig im Gepäck von der 88. Auflage der 24 Stunden von Le Mans abgereist. Der mit 19 Gesamtsiegen erfolgreichste Hersteller beim Langstrecken-Klassiker ging mit seinen beiden 911ern der jüngsten Generation leer aus in der überschaubaren GTE-Pro-Kategorie. Im Feld der acht Autos - BMW, Ford und Corvette fehlten im Vergleich zu 2019 - kamen die beiden Werksautos nicht über die Plätze fünf und sechs hinaus.

Eindruck schinden an der Sarthe konnte der Sportwagenhersteller diesmal nur mit einem speziellen Exponat, das ins Museum von Le Mans wandert. Vor dem Rennstart übergab Porsche-Motorsportleiter Fritz Enzinger dem ACO ein Modell des 919 Hybrid-Rennwagens, mit dem Porsche von 2017 bis 2019 dreimal in Folge das 24h-Rennen gewinnen konnte.

Zu diesem Zeitpunkt machte sich die Porsche-Crew noch Hoffnungen auf den zweiten GTE-Sieg nach 2018, schließlich startete der #91 911 RSR mit Gianmaria Bruni, Richard Lietz und Fred Makowiecki von der Pole Position. Die Freude über den Erfolg im neu eingeführten Hyperpole-Format, bei dem die Top-6 der jeweiligen Klassen die ersten Startreihen ausfahren, währte allerdings nur kurz.

Gegen 06:00 Uhr am Sonntagmorgen musste der #91 Porsche für eine rund 20-minütige Reparatur der Elektrik die Box ansteuern und verlor den Anschluss an die Konkurrenz von Aston Martin und Ferrari.

Vanthoor: Waren nicht gut genug

Der zweite 911er mit Michael Christensen, Kevin Estre und Laurens Vanthoor büßte bereits nach fünf Rennstunden aufgrund eines Defekts an der Servolenkung mehr als zehn Runden ein. Weitere Reparaturarbeiten ließen den Rückstand auf insgesamt 15 Umläufe ansteigen. "Wir waren nicht gut genug", sagte Vanthoor. "Nach den Trainings und dem Qualifying hatten wir uns mehr ausgerechnet, aber das Tempo reichte im Vergleich zur Konkurrenz nicht aus."

Zahlreiche technische Probleme sowie Defizite auf die Konkurrenz in Sachen Beschleunigung und Topspeed sorgten für ein enttäuschendes Ergebnis aus Sicht von Porsche beim 24-Stunden-Rennen, das wegen der Corona-Pandemie zum ersten Mal vor leeren Tribünen ausgetragen werden musste.

24h Le Mans 2020: Die Highlights des Rennens (10:02 Min.)

Zurlinden: Wir wurden enttäuscht

"Unser erster Auftritt mit dem Porsche 911 RSR-19 in Le Mans war alles andere als einfach", räumte Pascal Zurlinden, Porsche-Gesamtprojektleiter Werksmotorsport, ein: "Nach dem Erreichen der Pole Position hatten wir uns für das Rennen mehr ausgerechnet - aber wir wurden enttäuscht."

Den Sieg in der GTE-Pro-Kategorie sicherte sich der #97 Aston Martin Vantage (Maxime Martin, Alex Lynn, Harry Tincknell) vor dem Vorjahressieger AF Corse, das mit dem Ferrari-Trio James Calado, Daniel Serra und Alessandro Pier Guidi den zweiten Platz belegte. Der Vantage und der Ferrari 488 GTE waren über weite Strecken des Rennens nur wenige Sekunden getrennt.

GTE-Am: Glück für Proton, Pech für Project 1

Die Stimmung im Porsche-Lager hellte unterdessen ein wenig der Podesterfolg in der GTE-Am-Klasse auf. Dempsey-Proton Racing mit Matt Campbell, Riccardo Pera und Proton-Teameigner Christian Ried überquerte die Ziellinie nach einem dramatischen Schlussspurt in Folge einer späten Safety-Car-Phase hinter dem Ferrari von TF Sport als Zweiter.

Des einen Freud', des anderen Leid: Das späte Safety Car kostete das deutsche Team Project 1 nach dem Klassensieg im Vorjahr einen sichergedachten Podestplatz. Egidio Perfetti, Matteo Cairoli und Larry ten Voorde fuhren im Porsche 911 über weite Strecken auf dem zweiten Rang, fielen nach dem Re-Start aber bis auf die vierte Position zurück. "Alles hat zusammengepasst! Doch leider war das dieses Mal einfach nicht genug", sagte Project-1-Gründer Hans-Bernd Kamps.