Nach zwei Ausfällen in der ersten Saisonhälfte hatte es zur Saisonmitte 2008 noch relativ eng ausgesehen, am Ende des Jahres war Loeb mit 11 von 15 möglichen Siegen aber wieder einmal relativ ungefährdet Weltmeister geworden. Überhaupt konnte es nach fünf Weltmeistertiteln in Folge auch für das Jahr 2009 erneut nur das Ziel einer weiteren Titelverteidigung geben.

5 Siege zum Saisonstart: Gerade der knappe Sieg in Norwegen verschaffte Loeb auch einen psychologischen Vorteil., Foto: Sutton
5 Siege zum Saisonstart: Gerade der knappe Sieg in Norwegen verschaffte Loeb auch einen psychologischen Vorteil., Foto: Sutton

Loeb begann seine Saison dominant. Fünf Siege bei den ersten fünf Rallyes ließen ihn der Konkurrenz schnell enteilen. Egal ob auf Asphalt in Irland, unter winterlichen Bedingungen in Norwegen, bei der Asphalt-Schotterrallye auf Zypern oder der Rückkehr der Rallye Portugal: Loeb war seinen Konkurrenten stets ein Stück voraus. Nach Mikko Hirvonens Ausfall in Argentinien hatte er 20 Punkte Vorsprung, der erneute Gewinn des Titels schien bereits vor der Saisonmitte nur noch reine Formsache. Viel eher machten Spekulationen die Runde, ob der Franzose alle Rallyes in diesem Jahr gewinnen könne.

Doch dann kam die Rallye Sardinien und ein Reifenschaden, sowie eine Strafzeit für das zu schnelle Lösen der Sicherheitsgurte beendeten eine von Loebs eindrucksvollsten Serien. Erstmals seit der Rallye Mexico im Jahr 2005 fuhr der Rekordweltmeister wieder bei einer Rallye in die Punkte ohne gleichzeitig auch auf dem Podium zu stehen. Noch schlechter lief es allerdings in Griechenland als Loeb spektakulär ausschied, nachdem er einen Stein übersehen und sich mehrfach überschlagen hatte. In Polen kollidierte der 35-Jährige dann mit einem Baumstumpf und durfte froh sein, nach einem Neustart nach Super Rallye Regelement schlussendlich noch zwei Punkte zu retten. Dennoch hatte er damit in nur drei Rallyes seinen gesamten Vorsprung wieder verspielt und lag nun einen Punkt hinter Hirvonen in der WM.

Bei der Rallye Polen verlor Loeb seine WM-Führung., Foto: Sutton
Bei der Rallye Polen verlor Loeb seine WM-Führung., Foto: Sutton

In Finnland wollte Loeb zurückschlagen, doch es gelang ihm nicht seinen Vorjahressieg zu wiederholen. 25,1 Sekunden hinter Hirvonen musste er sich mit Rang zwei zufrieden geben. Es folgte die Rallye Australien und ein weiterer Tiefschlag. Nachdem er ein enges Duell gegen Hirvonen eigentlich für sich entschieden hatte, warf ihn eine Strafzeit erneut auf Rang zwei zurück, seine Stabilisatoren entsprachen nicht den Homologationsabbildungen. Sein Rückstand wuchs auf fünf Punkte.

Doch bei der Rallye Spanien kehrte der Erfolg zurück. Loeb beendete seine längste sieglose Phase seit Ende 2004 und konnte seinen Rückstand auf Hirvonen wieder auf einen Punkt verkürzen. Allerdings profitierte er dabei davon, dass sein Teamkollege Daniel Sordo sich in Hinblick auf die Situation in der WM früh mit Rang zwei zufrieden gab. Damit war klar, dass das direkte Duell gegen Hirvonen in Großbritannien den Titel entscheiden würde und Loeb zeigte einmal mehr eine seiner Ausnahmeleistungen. An einem Wochenende mit schwierigsten Bedingungen kontrollierte er das Geschehen bereits am Freitag und nutze eine kleine Schwächephase Hirvonens am Samstag um sich auf nur zwei Etappen um über 20 Sekunden abzusetzen. Am Sonntag musste er seinen Vorsprung dann nur noch sicher ins Ziel verteidigen.

In Großbritannien konnte Loeb den Spieß unter schwierigen Bedingungen noch einmal herumdrehen., Foto: Sutton
In Großbritannien konnte Loeb den Spieß unter schwierigen Bedingungen noch einmal herumdrehen., Foto: Sutton

Sébastien Loeb ist wieder Weltmeister. Auch wenn er in der Saisonmitte eine Schwächephase zu überstehen hatte, ist sein Titel sicher nicht unverdient. So konnte er sieben der zwölf Rallyes für sich entscheiden und war über das Jahr gesehen auch jener Pilot, der bei dein Meisten der Rallyes die Geschwindigkeit bestimmte. Gerade in den direkten Duellsituationen wie in Norwegen, Finnland, Australien und Großbritannien wirkte er zudem insgesamt noch etwas stärker als Hirvonen. Dennoch war es über das Jahr gesehen sicher auch ein wenig Glück, dass er den Spieß am Ende um genau einen Punkt noch einmal umdrehen konnte.

Es ist vielleicht ein wenig mutig, dem Weltmeister nicht auch die Bestnote zu geben, aber es zeigt eigentlich nur, auf welchem hohen Niveau sich Loeb in den vergangenen Jahren in der WRC bewegte. Denn gerade gemessen an einigen unglaublichen Vorjahren, erlebte Loeb eben eher eine weitere "gute", als eine weitere "unglaubliche" Saison. Note: 2