Porsche ist WEC-Weltmeister! Beim Sieg des #8 Toyota (Buemi, Hartley, Hirakawa) in Bahrain gewannen die Zuffenhausener den Fahrer-Titel. Den frischgebackenen Champions Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor reichte im 8-Stunden-Rennen der elfte Platz, um den Erfolg perfekt zu machen. Ein besonderer Moment vor allem für den dreifachen Le-Mans-Sieger Lotterer, der nächstes Jahr nicht mehr zum WEC-Aufgebot zählen wird und sich mit seinem zweiten WM-Titel nach 2012 verabschiedet.

UPDATE: Ferrari verliert Platz zwei wegen nachträglicher Strafe

Das von Penske betreute Porsche-Werksteam verlor allerdings im letzten Moment den Sieg in der Hersteller-WM. Durch den Rennsieg des #8 Toyota mit Schlussfahrer Sebastien Buemi luchsten die Japaner ihrem deutschen Konkurrenten die Gesamtführung nach einem dramatischen Finish ab und setzten sich mit 6 Punkten Vorsprung (190:184) durch. Damit gewann Toyota zum sechsten Mal in Folge den Hersteller-Titel, der umkämpft war wie nie zuvor in der Langstrecken-WM. Ein kleiner Beigeschmack für Porsche in einer ansonsten fast perfekten Saison mit dem 963-Prototypen, der auch in der US-Sportwagenmeisterschaft (IMSA) sämtliche Titel abräumte.

WEC-Finale in Bahrain 2024: Highlights und Zusammenfassung (13:00 Min.)

Toyota sorgt für Drama beim WEC-Finale in Bahrain

Beim achten und letzten Saisonrennen auf dem Bahrain International Circuit ging es bis zum Schluss hochspannend zu, weil Toyota sich gleich zweimal anschickte, zum Sieg zu fahren und Porsche sogar beide Titel vor der Nase wegzuschnappen. Die Japaner hatten im Qualifying eine Doppel-Pole erzielt und setzten ihre Bahrain-Serie im Rennen - unbesiegt seit 2017 - fort.

Der Sieg des #8 Toyota kam fast aus dem Nichts, nachdem Startfahrer Sebastien Buemi in eine frühe Kollision mit einer GT3-Corvette geraten und auf den vierten Platz zurückgefallen war. Später plagte sich Teamkollege Ryo Hirakawa mit Bremsproblemen herum und wurde durchgereicht. Erst nach einer späten Safety-Car-Phase legte der GR010 Hybrid los wie die Feuerwehr und übernahm 40 Minuten vor dem Ende die Führung vom #5 Porsche (Campbell, Christensen, Makowiecki), der in der letzten Runde (235) sogar noch vom #51 Ferrari (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) überholt wurde!

Bis zur Halbzeit des Rennens schickte sich tatsächlich der zweite Toyota mit der Startnummer #7 (Conway, Kobayashi, De Vries) an, das Rennen zu gewinnen und Porsche damit beide WM-Titel streitig zu machen. Nach einem starken Stint von Kamui Kobayashi lag die #7 auf dem zweiten Platz, bis Teamkollege Nyck de Vries wenig später Probleme mit der Benzinpumpe ereilten. Zwei Stunden vor dem Zieleinlauf musste Toyota den Sieganwärter aus dem Rennen nehmen. "Wir haben versucht, das Problem in den Griff zu bekommen, aber es wurde immer schlimmer", sagte de Vries, der zusammen mit Kobayashi noch Titelchancen in der Fahrer-Wertung hatte.

Ferrari holt Platz zwei in letzter Runde

Der #51 Ferrari 499 P (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) sicherte sich mit Schlussfahrer Antonio Giovinazzi in der letzten Runde den zweiten Platz, sah aber lange wie der sichere Sieger aus. Erst nach der letzten Safety-Car-Phase musste Giovinazzi abreißen lassen. Der frühere Formel-1-Fahrer profitierte beim Start zunächst von Buemis Corvette-Crash und erbte in der 10. Runde die Führung. In der heißen Schlussphase konnte Ferrari die Pace des Toyota allerdings nicht mitgehen. Giovinazzi war sogar auf den vierten Platz zurückgefallen, kassierte am Ende aber zuerst den #93 Peugeot 9X8 (Vergne, Jensen, Müller) bei Nico Müllers letztem Einsatz für die Franzosen, sowie in letzter Minute den #5 Porsche.

Das Rennen ging lange Zeit sauber über die Bühne, bis es in den letzten zwei Stunden immer hitziger wurde. Für zusätzliche Spannung sorgten drei Full-Course-Yellows und zwei späte Safety-Car-Phasen, die von einem flammenden GT3-Mustang und einem ausgefallenen Peugeot 9X8 ausgelöst wurden. Nach dem zweiten Safety Car entwickelte sich der 8-Stunden-Marathon zu einem dramatischen 90-minütigen Sprintrennen mit zahlreichen Überholmanövern. Beim Zieleinlauf beendeten 12 der 18 Hypercars das Rennen in der Führungsrunde.

Porsche-Weltmeister machen es spannend

Die neuen Weltmeister im #6 Porsche machten es auf ihre Weise spannend: Beim Rennstart fiel Laurens Vanthoor nach Kontakten mit dem #35 Alpine und dem #50 Ferrari zunächst vom sechsten auf den 15. Platz zurück. Lange Zeit tat sich das Porsche-Trio schwer, Positionen gutzumachen, während die Toyota angasten. Erst nach dem Japan-Drama um die #7 und mit kühleren Temperaturen fanden die Porsche zu alter Stärke zurück und stürmten nach vorne. Zwei späte Strafen warfen Vanthoor, der zwischenzeitlich auf P2 fuhr, auf den elften Platz zurück. Die Crew nahm es gelassen, nachdem mit dem #7 Toyota der schärfste WM-Rivale bereits ausgefallen war. "Das war ein schreckliches Rennen, gleichzeitig der schönste Tag in meinem Leben", musste Vanthoor grinsen.

Pech hatte der #12 Kunden-Porsche von Jota (Stevens, Ilott, Nato), der wegen eines Reifenschadens beim letzten Re-Start den dritten Platz verlor. Für Jota war es das letzte Rennen mit dem 963; die Briten wechseln 2025 zu Cadillac.

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Andre Lotterer verabschiedet sich mit dem WM-Titel aus Porsches WEC-Kader, Foto: WEC/DPPI

Schumacher-Alpine nach später Strafe in Top-10

Der #36 Alpine A424 (Habsburg, Gounon, Chatin) belegte den fünften Platz, während das Schwesterauto um Mick Schumacher als Zehnter den letzten WM-Punkt holte. Der #36 Bolide der Franzosen lag zwischenzeitlich an sechster Stelle, bis Charles Milesi eine späte Strafe (Kollision mit #50 Ferrari) kassierte und zurückfiel. Der Franzose sprang auf der #36 für den zurückgetretenen Nicolas Lapierre ein. Schumacher saß bei 63 Runden im Auto, während Milesi den Start und den letzten Stint fuhr und die schnellste Rundenzeit des Trios erzielte.

Auf den Plätzen sechs bis zehn landeten der #15 BMW M Hybrid V8 (Dries Vanthoor, Marciello, Wittmann), der zwischenzeitlich auf Podestkurs lag, während das Schwesterauto ausfiel, der #2 Cadillac (Bamber, Lynn, Bourdais), der #38 Jota-Porsche (Rasmussen, Hanson, Button), der #83 AF Corse-Ferrari (Kubica, Shwartzman, Ye) und der Schumacher-Alpine.

Die WEC-Saison 2025 beginnt am 28. Februar mit einem 10-Stunden-Rennen in Katar. Mit Aston Martin bereichert eine weitere Marke das Hypercar-Starterfeld.

LMGT3-Klasse: Ferrari siegt vor Corvette-Duo

Der Sieg in der LMGT3-Kategorie war ähnlich hart umkämpft wie bei den Hypercars. Am Ende setzte sich der #55 AF Corse-Ferrari 296 GT3 (Heriau, Mann, Rovera) vor den beiden TF Sport Corvette Nummer #81 (Van Rompuy, Andrade, Eastwood) und #82 (Koizumi, Baud, Juncadella). Beim Zieleinlauf trennte das Trio nur 6 Sekunden.

Der bestplatzierte der beiden Manthey-Porsche, der #91 911 GT3 R (Shahin, Schuring, Lietz), belegte den fünften Platz. Alex Malykhin, Joel Sturm und Klaus Bachler fuhren im Schwester-Porsche auf den neunten Platz, standen aber schon vor dem Finale als nicht mehr einholbare GT3-Meister fest. Die beiden BMW M4 GT3 von WRT landeten auf den Plätzen 13 (Leung, Gelael, Farfus) und 14 (Al Harthy, Rossi, Martin).