Ferrari hat sich beim Comeback in der Topklasse der WEC auf Anhieb die Pole Position gesichert! Im Qualifying zum 1.000-Meilen-Rennen von Sebring sorgte Antonio Fuoco im #50 Ferrari 499P (Fuoco/Molina/Nielsen) für das durchaus geschichtsträchtige Ereignis. Der Italiener bescherte der Scuderia die erste Prototypen-Pole auf der Langstrecke seit Le Mans 1973 durch Arturo Merzario und Carlos Pace im Ferrari 312 PB.
"Es gibt wenige Fälle, in denen eine Errungenschaft als historisch bezeichnet werden kann, aber ich denke, wir können dieses Adjektiv hier verwenden", jubelte Ferraris Sportchef Antonello Coletta nach dem Qualifying-Coup auf dem Sebring International Speedway beim Saisonauftakt der Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Ferrari feiert auf dem US-Traditionskurs seine Rückkehr in die höchste Kategorie nach genau 50 Jahren. Der Rennstart zu den 1.000 Meilen von Sebring mit einer Dauer von rund acht Stunden erfolgt am heutigen Freitag um 12:00 Uhr Ortszeit (17:00 Uhr deutscher Zeit, live im TV bei Eurosport 1).
Ferrari: Erst Unfall, dann Pole Position
Fuocos Pole Position auf der 6,019 Kilometer langen Buckelpiste war eine faustdicke Überraschung, schließlich war die Konkurrenz von Toyota in allen vorangegangenen Trainings-Sessions überlegen gewesen. Doch bei der Zeitenjagd am Donnerstag mussten sich die fünfmaligen Le-Mans-Sieger aus Japan geschlagen und mit den Startplätzen zwei und drei zufriedengeben.
Fuoco brauchte im nur 15-minütigen Hypercar-Qualifying 1:45.067 Minuten für seine beste Runde und unterbot damit die bisherige Bestmarke eines Ferrari 499P um rund 1,7 Sekunden. Was für ein Drama! Noch im 3. Training gut sechs Stunden vor dem Qualifying war Fuocos Teamkollege Nicklas Nielsen leicht in die Mauern eingeschlagen, der Schaden hielt sich aus Ferrari-Sicht glücklicherweise in Grenzen.
Fuoco flog in der vierten seiner insgesamt sechs Runden zur Pole Position, sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Brendon Hartley im #8 Toyota GR010 (Buemi/Hartley/Hirakawa) betrug 0,214 Sekunden. Mit weiteren zwei Zehntelsekunden Rückstand folgte das Schwesterauto mit der Startnummer #7 (Conway/Kobayashi/Lopez) und Quali-Fahrer Kamui Kobayashi an dritter Stelle.
Ferrari-Fuoco feiert: "Wirklich unglaublich"
"Auf die Pole Position zu fahren, ist wirklich unglaublich", konnte es der 26-jährige Fuoco aus dem GT-Kader von Ferrari selbst kaum fassen. Im Vorfeld des WEC-Saisonstarts war Ferrari bemüht gewesen, den Ball eher flach zu halten. Für Sebring hofften die Italiener angesichts der starken Toyota, die ihren erstmals 2021 eingesetzten GR010 für diese Saison noch einmal aerodynamisch überarbeitet und beim Gewicht eingespart haben, auf einen Podestplatz.
In den vorangegangenen Trainings hatte sich Ferrari als zweite Kraft hinter Toyota entpuppt - jetzt kesseln sie die Japaner ein: Der zweite Ferrari 499P mit der Startnummer #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) sicherte sich den vierten Startplatz in der zweiten Reihe. GT-Experte Pier Guidi am Steuer des 680 PS starken Italo-Prototypen brauchte 1:45.874 Minuten für seine beste Runde und war damit rund acht Zehntelsekunden langsamer als das rote Schwesterauto.
Porsche hinten: "Es fehlt noch etwas Pace"
Hinter dem Fünftplatzierten und nach dem LMDh-Reglement aufgebauten Cadillac V-Series.R #2 (Bamber/Lynn/Westbrook) musste sich das Porsche-Werksteam mit den Startplätzen sechs und sieben begnügen. 911er-Ass Kevin Estre (1:47.193) im #6 Porsche 963 (Estre/Lotterer/Vanthoor) hatte die Nase ganz leicht vor dem #5 Schwesterauto (Cameron/Christensen/Makowiecki), das Michael Christensen mit 0,017 Sekunden Rückstand zum siebten Startplatz führte.
"Wie die Zeitentabelle zeigt, fehlte uns heute offensichtlich noch etwas Pace. Wir setzen uns jetzt zusammen und machen unsere Hausaufgaben, um zu sehen, in welchen Bereichen wir uns verbessern können", sagte Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport.
Eine Enttäuschung erlebte das ambitionierte Peugeot-Werksteam, das mit dem Heckflügel-losen 9X8 seine erste volle Saison in der WEC bestreitet. Die beiden Hypercars kamen in den Händen von Ex-DTM-Pilot Loic Duval und dem Dänen Mikkel Jensen nicht über die Startplätze acht und neun hinaus. Der Rückstand auf Pole-Setter Ferrari betrug mehr als 2,3 Sekunden.
Duval, 2013 Le-Mans-Sieger mit Audi, haderte mit dem Speed des Peugeot 9X8: "Ich bin zwei saubere Runden gefahren. Das waren die schnellsten Runden, die wir bisher gefahren sind, und das ist positiv. Das einzig Negative ist, dass wir nicht dort sind, wo wir sein wollen. Wir sind nah am Porsche dran, wollen aber weiter vorne sein."
Am Ende der Zeitenliste setzte sich Glickenhaus (Dumas/Briscoe/Pla) gegen den von ByKolles eingesetzten Vanwall Vandervell (Dillmann/Guerrieri/Villeneuve) durch, der das 3. Training wegen eines technischen Problems verpasste.
LMP2-Klasse: United Autosports auf Pole
In der mit zwölf Autos besetzten LMP2-Klasse setzte sich United Autosports mit der Startnummer #23 (Pierson/Blomqvist/Jarvis) durch. Ex-DTM-Fahrer Jarvis führte den LMP2 aus dem Team um Mitbesitzer Zak Brown mit einer 1:49.974 zur Klassen-Pole. Startplatz zwei ging an den #28 JOTA (Heinemeier-Hansson/Fittipaldi/Rasmussen) um den neuen Teamchef und Ex-Audi-Motorsportchef Dieter Gass, der sein erstes Rennwochenende mit dem Team bestreitet.
Der Niederländer Robin Frijns, der nach einem Handbruch erstmals seit Wochen wieder im Rennauto sitzt, bescherte dem #31 WRT (Gelael/Habsburg/Frijns) den dritten Startplatz in der LMP2-Kategorie.
In der GTE-Am-Klasse setzte sich unterdessen das reine Damen-Team der Iron Dames (Bovy/Gatting/Frey) durch, das einen Porsche 911 RSR ins Feld führt. Die #33 Corvette (Keating/Varrone/Catsburg) und der #25 Aston Martin von ORT by TF (Al Harthy/Dinan/Eastwood) folgten auf den Positionen zwei und drei.
WEC Sebring, Qualifying: Ergebnis (Hypercar)
Pos. | Auto | Fahrer | Rückstand |
---|---|---|---|
1 | Ferrari-LMH #50 | Fuoco/Molina/Nielsen | 1:45.067 |
2 | Toyota-LMH #8 | Buemi/Hartley/Hirakawa | +0.214 |
3 | Toyota-LMH #7 | Conway/Kobayashi/Lopez | +0.481 |
4 | Ferrari-LMH #51 | Pier Guidi/Calado/Giovinazzi | +0.807 |
5 | Cadillac-LMDh #2 | Bamber/Lynn/Westbrook | +1.015 |
6 | Porsche-LMDh #6 | Estre/Lotterer/Vanthoor | +2.126 |
7 | Porsche-LMDh #5 | Cameron/Christensen/Makowiecki | +2.143 |
8 | Peugeot-LMH #94 | Duval/Menezes/Müller | +2.388 |
9 | Peugeot-LMH #93 | Di Resta/Jensen/Vergne | +3.138 |
10 | Glickenhaus-LMH #708 | Dumas/Briscoe/Pla | +4.097 |
11 | Vanwall-LMH #4 | Dillmann/Guerrieri/Villeneuve | +4.262 |
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