Trotz des Motorsport-Rückzuges von G-Drive Racing ist es Partner-Team Algarve Pro Racing gelungen, in der FIA WEC an den Start gehen. Der Rennstall mit Sitz in Portugal tritt beim Saisonauftakt in Sebring (16.-18. März 2022) unter der Einschreibung 'Algarve Pro Racing' an. Die provisorische Starterliste für die 1.000 Meilen von Sebring mit 36 Nennungen wurde an diesem Donnerstag veröffentlicht.
Nicht nur für den Sponsor G-Drive (Tochterunternehmen von Gazprom), sondern auch für Daniil Kvyat hat das Team einen Ersatz gefunden. Nachdem der frühere Formel-1-Fahrer aus Russland in Folge des Ukraine-Krieges und verpflichtenden FIA-Vorgaben für russische/belarussische Piloten offenbar dieses Jahr keine internationalen Rennen bestreiten wird, springt nun der US-Amerikaner Steven Thomas ein.
Der 54-jährige Bronze-Fahrer komplettiert damit das Algarve-Trio um den Österreicher Rene Binder und James Allen aus Australien. Aufgrund der Fahrereinstufungs-Konstellation startet Algarve Pro Racing nun in der Pro-Am-Kategorie der LMP2-Klasse. Mit Platinum-Fahrer Kvyat hätte das Team um den Gesamtsieg in der LMP2 kämpfen können. Laut WEC-Angaben soll das Engagement von Algarve Pro Racing zunächst von Rennen zu Rennen ('Race by Race') gelten.
Steven Thomas, erst seit 2019 im Motorsport aktiv, hat sich bereits einen Namen in der US-amerikanischen Langstrecken-Szene gemacht. Abseits der Rennstrecke in einer eigenen Anwaltskanzlei tätig, startete er Ende Januar zum zweiten Mal in Folge bei den 24 Stunden von Daytona. Das PR1/Mathiasen-Quartett um Thomas/Jonathan Bomarito/Harry Tincknell/Josh Pierson fiel in der LMP2-Klasse vorzeitig aus.
2021 erreichte Thomas mit Teamkollege Tristan Nunez samt selbstgegründetem Team WIN Autosport den zweiten Meisterschaftsplatz in der LMP2-Klasse der IMSA-Serie. Das Team trat im vergangenen Jahr zudem in der Rahmenrennserie IMSA Prototype Challenge in Daytona und Sebring an. Die Buckelpiste in Florida, wo die WEC ihren Saisonauftakt zusammen mit der IMSA gibt, ist für den Amateur-Fahrer demnach keine Unbekannte.
Wie es bei Algarve Pro Racing nach dem Aus von G-Drive unterdessen in der European Le Mans Series weitergeht, ist noch nicht bekannt. Das vom früheren Formel-1-Ingenieur Stewart Cox geführte Team sollte unter G-Drive/Algarve-Nennung zwei LMP2-Autos sowie einen LMP3-Boliden einsetzen, darunter mit der deutschen Nachwuchspilotin Sophia Flörsch und Roman Rusinov als Teamkollegen.
Der G-Drive-Teamchef und Fahrer in Personalunion hatte am vergangenen Wochenende allerdings seinen vorläufigen Rückzug aus dem internationalen Motorsportgeschäft bekanntgegeben. "Heute habe ich, der Fahrer des russischen Teams G-Drive Racing, mich geweigert, die diskriminierenden Bedingungen der FIA zu akzeptieren", schrieb der 40-jährige Rusinov unter anderem auf Instagram.
Vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der Ukraine hat der Automobil-Weltverband unter anderem beschlossen, dass Fahrer, Teams und Offizielle aus Russland und Belarus nur unter neutraler Flagge und unter der Voraussetzung, dass sie keine Unterstützung zu den beiden kriegsführenden Nationen kundtun, an FIA-Wettbewerben teilnehmen dürfen.
Außerdem mussten alle betroffenen Personen schriftlich bestätigen, dass sie "keine Erklärungen oder Kommentare abgeben und keine Handlungen vornehmen, die den Interessen der FIA, eines Wettbewerbs und des Motorsports im Allgemeinen widersprechen".
In der Folge zogen sich G-Drive Racing und Rusinov zurück. Auch Ex-F1-Fahrer Kvyat soll laut Medienberichten den FIA-Beschluss nicht akzeptiert haben. Mit welchem Auto-Design Algarve Pro Racing beim 'Super Sebring' an den Start geht, war zunächst nicht bekannt. In der Vergangenheit trat das Team meist mit einem schwarz-roten Boliden samt G-Drive-Branding an. In der ELMS war die Truppe allerdings mehrfach in anderen Farben unterwegs.
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