Rückblick: Audi in der WEC 2016

Der Höhepunkt:
Nachdem Audi am 26. Oktober seinen Ausstieg aus der WEC bekanntgab, schwebte noch ein großes Ziel über der Schlussphase der Saison: Ein würdiger Abschied aus der Szene sollte unbedingt her. Das gelang den Ingolstädtern beim Finale in Bahrain eindrucksvoll. Lucas Di Grassi brannte im Qualifying einen neuen LMP1-Streckenrekord in den Asphalt, im Rennen ließ Audi einen triumphalen Doppelsieg folgen. "Das Schönste im Motorsport ist, auf dem Podium ganz oben zu stehen und mit Platz eins und zwei das Maximum erreicht zu haben. Dieser Sieg war lange fällig und ist die Belohnung für die harte Arbeit der Mannschaften vor Ort und zu Hause", so ein stolzer LMP-Leiter Stefan Dreyer. Überhaupt stand das Bahrain-Wochenende im Zeichen des Audi-Abschieds; mehr als einmal wurde es sehr emotional.

Der Tiefpunkt:
In der zweiten Saisonhälfte, sprich nach den 24 Stunden von Le Mans, vergeigte Audi mehrfach aufgrund von Pleiten, Pech und Pannen die Chance auf einen Rennsieg. Dennoch dürfte die Ingolstädter der Rennverlauf an der Sarthe am meisten schmerzen. Ausgerechnet bei jenem Rennen, auf das alle Hersteller, Teams und Fahrer hinarbeiten, fehlte dem R18 Jahrgang 2016 neben der nötigen Zuverlässigkeit auch die nötige Pace, um mit Porsche und Toyota mitzuhalten. "Die Liste der Sachen, die nicht funktioniert haben, ist recht lang. Der erste Punkt ist die Performance, und auch der Rhythmus hat gefehlt. Wir hätten nicht gedacht, dass das der Fall ist. Wir hatten technische Probleme, wir waren nicht auf dem Level der Konkurrenz", gab Loic Duval in der PK nach dem Rennen unumwunden zu.

Das Fazit von Motorsport-Chef Dr. Wolfgang Ullrich:
"Die FIA-WEC Saison 2016 war für Audi die Abschiedssaison von einem 18 Jahre dauernden Programm mit den LMP-Sportwagen. Wir sind in dieser Zeit zu einer großen Familie zusammengewachsen. Wir können stolz sein auf das, was wir konsequent verwirklicht haben: den Technologie-Transfer zwischen Motorsport und Serie, von der Motorentechnologie über Hybridsysteme bis zu Lichttechnologien. Die Erfolge haben wir mit großartigen Fahrern, exzellenten Teams und einer starken Mannschaft von Audi Sport erzielt. Ein Doppelsieg bei unserem allerletzten Einsatz in Bahrain war ein würdiger Abschluss. Das Kapitel LMP-Sportwagen ist nun beendet und wir schauen nach vorne. Wir geben auch bei unseren neuen Projekten alles, so wie man uns kennt."

Das Fazit von LMP-Leiter Stefan Dreyer:
"Wie packend Rennsport ist und welche Zusammengehörigkeit er entstehen lässt, habe ich noch einmal besonders in der Schlussphase der Saison 2016 verspürt. Alle haben viel Kraft in das gesamte Projekt gesteckt und zum Schluss auch wieder die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Es war eine extrem emotionale Zeit und Abschied zu nehmen tut sehr weh. Der Doppelsieg beim WEC Finale in Bahrain war zum Abschluss zwar kein Trost, aber ein schöner Lohn. Was mir besonders am Herzen liegt, ist die Mannschaftsleistung, denn wir waren ein super Team. Vielen Dank an alle für die Unterstützung und das Vertrauen. Die Ära von Audi im Langstrecken-Rennsport bleibt unvergesslich. Ich hoffe, wir haben damit etwas erschaffen, was das Publikum so positiv in Erinnerung behält wie die legendären Rallye-Zeiten in den 80er-Jahren."

Rückblick: Porsche in der WEC 2016

Der Höhepunkt:
Im Grunde genommen gibt es aus Porsche Sicht mehrere Highlights zu bejubeln. Der dominante Sieg samt eingefahrener Marken-WM in Shanghai gehört dazu, auch der Gewinn des Fahrer-Titels in Bahrain zählt zu den Porsche-Highlights in der WEC-Saison 2016. Emotional betrachtet steht aber ein Rennen über allem: Die 24 Stunden von Le Mans. Zur Erinnerung sei erwähnt, dass Porsche die #1 bereits in der Nacht verlor und somit Dumas/Jani/Lieb als Einzelkämpfer gegen die Toyota bestehen mussten. Den Sieg hätten sie aus eigener Kraft nicht einfahren können, doch das Drama in den Schlussminuten brachte die #2 schließlich auf die Siegerstraße.

Der Tiefpunkt:
Mittlerweile ist die Porsche-Truppe erfolgsverwöhnt, nur selten lief 2016 etwas schief oder gegen die Zuffenhausener. Einen Tiefpunkt auszumachen, fällt schwer. Am ehesten ist hier noch das 6-Stunden-Rennen in Spa zu nennen. Bei der Generalprobe zu Le Mans fielen Bernhard/Webber/Hartley nach zwei Reifenschaden ganz aus, das Schwesterauto von Dumas/Jani/Lieb schleppte sich ohne den Zusatzboost der Hybridsysteme über fast die komplette Renndistanz. Dass der #2-Porsche am Ende doch Zweiter wurde, ist vor allem der fehlenden Zuverlässigkeit der LMP1-Konkurrenz und dem chaotischen Rennverlauf zu verdanken gewesen.

Rückblick: Toyota in der WEC 2016

Der Höhepunkt:
Schon früh in der Saison gingen Toyota zwei mögliche Siege durch die Lappen. Beim siebten Saisonrennen ist es endlich soweit. In einer beispiellosen Strategie-Schlacht zwischen den drei LMP1-Herstellern behält Toyota ausgerechnet zuhause am Fuji Speedway die Oberhand. Noch dazu mit dem knappsten Finish in der Geschichte der WEC! 1,4 Sekunden trennen am Ende den Toyota #6 von Sarrazin/Conway/Kobayashi und den Audi #8 von Di Grassi/Duval/Jarvis, auch der drittplatzierte Porsche #1 von Bernhard/Webber/Hartley liegt am Ende nur 17 Sekunden zurück. Die Haupttribüne in Fuji gleicht bei der Zieldurchfahrt einem Tollhaus, auch in der Box wird der Sieg frenetisch bejubelt.

Der Tiefpunkt:
Hier kann es nur ein Rennen für Toyota geben: die Rede ist natürlich vom 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Der extra auf die Bedürfnisse der Strecke zugeschnittene TS050 Hybrid brillierte, das Trio Davidson/Buemi/Nakajima hatte gegen Porsche #2 von Dumas/Jani/Lieb den Sieg so gut wie in der Tasche. Bis drei Minuten vor Schluss ein Pfennigdefekt auftrat. Der Toyota verlor Leistung und blieb auf Start-Ziel schließlich stehen. Das Drama nahm seinen Lauf. In der Box kullerten die Tränen der Enttäuschung, und jeder Fan und jeder Beteiligte empfand tiefes Mitgefühl mit den Japanern. Wieder war ihnen ein Gesamtsieg an der Sarthe nicht vergönnt.

Das Fazit von Team-Direktor Rob Leupen:
"Aus Toyotas Sicht war die Saison 2016 eine interessante und emotionale. Wir können stolz darauf sein, wie wir auf das schwierige Jahr 2015 geantwortet haben. In Spa und in Le Mans waren wir in einer siegfähigen Position, aber die Zuverlässigkeit machte uns einen Strich durch die Rechnung. Das hat auch unsere Chancen in der WM empfindlich getroffen. Nach Le Mans hatten wir zunächst eine schwierige Zeit mit unserem Ultra-High-Downforce-Paket. Wir haben das analysiert, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden. Das Team hat unglaublich hart gearbeitet, um Performance zurückzugewinnen. Unser Sieg in Fuji hat den Fortschritt, den wir gemacht haben, verdeutlicht. Sich in einem so harten Wettbewerb durchzusetzen, und das im ersten Jahr mit dem neuen Antriebskonzept, darauf können wir stolz sein."