Die WEC-Saison 2016 war ein Jahr voller packender Rennszenen und spannender Rennen. Wir lassen im Folgenden das ganze Jahr der FIA Langstrecken-WM noch einmal Revue passieren - samt aller Video-Highlights:

Silverstone: Porsche mit Horror-Crash und geschenktem Sieg

Der Weltmeister-Porsche um Bernhard/Webber/Hartley legte furios los: Von Startplatz drei aus kämpfte man sich im Laufe der ersten halben Stunde an die Spitze. Dort sollte man aber nicht lange bleiben: Nach gut zwei Stunden sorgt ein Unfall mit dem Gulf-Porsche #86 für den Ausfall der Weltmeister sowie eine Safety Car Phase. Nun lag das Schwesterauto um Dumas/Jani/Lieb vorn, doch der #2-Porsche wurde schon bald nach dem Restart vom Audi #7 überrumpelt.

Fässler/Lotterer/Tréluyer konnten die Führung anschließend bis ins Ziel verteidigen. Als Sieger wurden sie trotzdem nicht gewertet - die technische Nachuntersuchung brachte einen zu dünnen Skid Block ans Tageslicht. Damit siegte letztlich doch der #2-Porsche. Das Rennen in der GTE-Pro-Klasse ging an den Ferrari #71 von Rigon/Bird, die größte Aufmerksamkeit sollte aber auch hier Porsche gelten. Nach dem Unfall des Gulf-Porsche schieden auch alle anderen 911er aus - jeweils mit Aufhängungsbruch.

Spa: Audi gewinnt im absoluten Chaos

Ein absolutes Chaosrennen, bei dem jeder der drei LMP1-Hersteller sowohl Führungsluft schnuppern konnte als auch durch technische Defekte zurückfiel. Nach sechs verrückten Rennstunden setzte schließlich der einzige LMP1-Bolide durch, der problemfrei über die Runden kam: Der #8-Audi von Di Grassi/Duval/Jarvis. Zweiter wurde der #2-Porsche von Dumas/Jani/Lieb. An deren Auto fielen bereits nach wenigen Renn-Minuten die Hybridsysteme aus.

Daher quälte man sich nur mit der Leistung aus dem Verbrennungsmotor über die Distanz. Dritter wurde - wie schon in Silverstone - der #13-Rebellion von Tuscher/Kraihamer/Imperatori. Drama gab es im GT-Bereich: Bruni/Calado hatten bis gut zehn Minuten vor Schluss die Führung inne, doch dann gab ihr Ferrari #51 den Geist auf. Rigon/Bird erbten schließlich den Sieg.

Le Mans: Last-Minute-Drama um Toyota

Ausgerechnet beim Jahreshighlight an der Sarthe spielten die Audi R18 überhaupt keine Rolle um den Sieg - das Rennen machten Porsche und Toyota unter sich aus. Und hier hatte Toyota lange Zeit die Nase vorn. Der erste Gesamtsieg in 31 Jahren war für die Japaner zum Greifen nah. Doch auch dieses Mal zeigte sich Le Mans Toyota gegenüber von seiner unbarmherzigsten Seite. Fünf Minuten vor Schluss wurde der führende TS050 Hybrid langsamer und verlor immer mehr Leistung. Kazuki Nakajima rollte schließlich auf Start-Ziel aus und wurde so in der letzten Runde noch vom #2-Porsche abgefangen.

Dumas/Jani/Lieb ließen sich nicht zwei Mal bitten und staubten den Sieg ab. Großes Getöse gab es im GT-Feld: Schon im Vorfeld sorgten Tränen bei Porsche-Chef Dr. Frank-Steffen Walliser für Aufsehen. Er witterte, dass die Regelhüter Ford und Ferrari insgeheim über die BoP bevorzugten, was die große Lücke zwischen ihnen und dem restlichen GT-Feld erklärt. Nach den Trainings gab es noch kosmetische Änderungen an der Einstufung, dennoch dominierte Ford das Geschehen und holte den GT-Sieg vor Ferrari.

Nürburgring: Porsche bezwingt Audi mit Glück

Nach der Klatsche von Le Mans meldete sich Audi daheim auf dem Nürburgring wieder zurück im Kampf um die Spitze. Das Duell um den Sieg lautete dieses Mal Audi vs. Porsche, während Toyota seinen Konkurrenten etwas hinterher hinkte. In der ersten Rennhälfte hatte Audi die Vorteile auf seiner Seite - doch durch eine unglücklich getimte Full Course Yellow büßte man viele wertvolle Sekunden ein und plötzlich war Porsche im Aufwind.

Bernhard/Webber/Hartley ließen sich im Anschluss nicht mehr von der Spitze verdrängen, während das Schwester-Auto in mehrere herzhafte Zweikämpfe gegen die Audi verwickelt war. Zweiter wurde am Ende der #8-Audi vor dem Schwesterauto, Dumas/Jani/Lieb holten Rang vier. Das Rennen der GTE-Klassen wurde überschattet vom Boxen-Feuer beim #67-Ford, das jedoch glimpflich ausging. Ferrari holte sich am Ende den Doppelsieg, nachdem lange Zeit Aston Martin führte.

Mexiko: Audi mit viel Pech, Porsche staubt ab

An diesem Wochenende hatte Audi erstmals klar die beste Pace der drei LMP1-Hersteller. Doch immer wieder spielten die Umstände der Audi-Konkurrenz in die Karten. Die #8 musste einer LMP2-Kollision ausweichen und verlor so die Führung, später flog man mit defektem Radlager ab. Das Schwesterauto fiel durch eine frühe Full Course Yellow empfindlich zurück. Als man mit Siebenmeilenstiefeln auf den führenden Porsche aufholte, kamen zu Beginn der letzten Rennstunde Bremsprobleme hinzu.

So fuhren Bernhard/Webber/Hartley zum Sieg, doch auch sie mussten in den Schlussminuten noch eine Schrecksekunde überstehen. Zweiter wurde der #7-Audi vorm #6-Toyota. Aston Martin diktierte das Geschehen im GT-Feld und holte sich letztlich den ersten Saisonsieg. Doch es wurde sehr knapp, dem zweitplatzierten Ferrari fehlten gerade einmal neun Sekunden im Ziel. Der zweite Aston Martin wurde Dritter, nachdem man durch einen Abflug samt fälligem Reparaturstopp viel Zeit verlor.

Austin: Drama um Audi, Porsche erbt wieder Sieg

Beim Lone Star Le Mans auf dem Circuit of the Americas zu Austin fiel die Dominanz Audis noch etwas erdrückender aus - zumindest vom reinen Speed her. Denn diesen konnten die Ingolstädter wieder aus diversen Gründen nicht in einen Sieg ummünzen. Bei Tageslicht und texanischer Hitze war man in einer eigenen Liga unterwegs. Doch im mittleren Renndrittel fiel die Elektrik des führenden #8-Audi aus, was gut 50 Sekunden kostete. Der #7-Audi wurde wieder mal Opfer einer Full Course Yellow und später noch in einen Unfall mit dem #66-Ford verwickelt.

Und so war am Ende erneut das Trio vom #1-Porsche der strahlende Sieger. Bernhard/Webber/Hartley siegten vorm #8-Audi, der den angesammelten Rückstand nicht mehr aufholen konnte, sowie dem #6-Toyota. Gerade einmal 26 Sekunden trennte die Top-3 im Ziel. Ebenfalls wieder eine Klasse für sich war Aston Martin im GT-Feld. Thiim/Sörensen holten einen nie gefährdeten Sieg für die Briten, gefolgt von beiden Ferrari.

Fuji: Grandiose Schlacht auf höchstem Niveau

Langstrecken-Sport at its best - das waren die 6 Stunden von Fuji 2016. Drei Hersteller mit jeweils unterschiedlichen Konzepten und Strategien auf absoluter Augenhöhe, eine bessere Werbung für diesen Sport gibt es nicht. Schon im Laufe der ersten Rennstunde hatten sowohl Audi als auch Porsche und Toyota die Nase vorn. Den siegbringenden Strategie-Kniff packte beim letzten Stopp Toyota aus, als sie die Reifen am Fahrzeug #6 nicht wechselten.

Das spülte Sarrazin/Conway/Kobayashi am bis dahin führenden #8-Audi vorbei, im Schlussstint konnte man sich schließlich vorne halten. 1,4 Sekunden betrug der Abstand zwischen Platz eins und zwei - so wenig wie noch nie! Auch dem drittplatzierten Porsche #1 fehlten am Ende gerade einmal 17 Sekunden. Historisches gab es auch im GT-Feld zu feiern, nämlich den ersten Ford-Sieg des WEC-Teams, nachdem in Le Mans noch die IMSA-Fraktion den Triumph holte.

Shanghai: Porsche macht ersten Titel klar

Nach den vielen knapp verpassten Siegen war Audi in China wieder weiter von der Spitze weg. Bernhard/Webber/Hartley führten fast das gesamte Rennen über und ließen sich schließlich auch den Sieg nicht nehmen. Doch Toyota lieferte heftige Gegenwehr. Zwei Reifenplatzer am Toyota #6 von Sarrazin/Conway/Kobayashi sorgten jedoch für den entscheidenden Zeitverlust der Japaner. So war nur noch maximal Platz zwei möglich, den man sich durch eine gewagte Strategie und eine starke Pace auch sicherte.

Dritter wurde der zweite Toyota von Davidson/Buemi/Nakajima vorm zweiten Porsche von Dumas/Jani/Lieb. Damit lieferte man dem Schwester-Toyota im WM-Kampf etwas Schützenhilfe. Das Rennen in den GT-Klassen wurde zu einer klaren Angelegenheit. Wie schon in Fuji drückte auch in Shanghai Ford dem Rennen seinen Stempel auf. Priaulx/Tincknell fuhren am Ende den Sieg vorm zweiten Ford von Mücke/Pla ein, Dritter wurde der #51-Ferrari.

Bahrain: Emotionaler Abschied von Audi

In Bahrain wurde es emotional, das letzte Langstrecken-Rennen für Audi nach fast 18 Jahren stand an. Dr. Wolfgang Ullrich bekam am Renntag mehr als einmal feuchte Augen und auch von den Gegnern und der WEC selbst gab es große Gesten. Nach all den Problemen im Laufe der Saison verabschiedete sich Audi zumindest standesgemäß mit einem Doppelsieg aus der Langstrecken-Szene und sorgte so für ein von fast allen Seiten herbeigesehnte Resultat.

Die LMP1-Konkurrenz hatte nie wirklich eine Chance. Mark Webber verabschiedete sich jedoch ebenfalls mit einem Podestplatz in den Ruhestand, denn der #1-Porsche wurde Dritter. Dumas/Jani/Lieb auf dem Schwesterauto sicherten mit Platz sechs den Fahrer-Titel ab. In den GT-Klassen sorgte Aston Martin für Drama beim Finale. Während man bei den Amateuren den Titel endgültig an Ferrari verlor, sicherten Thiim/Sörensen den Briten mit einem Klassensieg den Pro-Titel.

Kleiner Ausblick: Was erwartet uns 2017?

Audi hat am 26. Oktober 2016 überraschend den Ausstieg aus der Langstrecken-WM nach der Saison 2016 bekannt gegeben. Zwar verdichteten sich die Anzeichen auf einen Abschied, doch trotzdem löste die Nachricht ein mittleres Erdbeben aus. In der LMP1-Klasse werden daher nur noch Porsche und Toyota vertreten sein, bei den privaten LMP1 fährt nur noch der CLM der ByKolles-Truppe. 2017 ist also vor allem ein Übergangsjahr im Prototypen-Bereich.

Spannung herrscht auch im GT-Bereich. Porsche bringt einen völlig überarbeiteten 911er samt Manthey Racing als Werksteam an den Start und greift damit die Etablierten Ferrari, Ford und Aston Martin wieder an. Es bleibt auch abzuwarten, was sich an der BoP-Front tut. Die Balance of Performance war 2016 mehr als einmal Auslöser großer Querelen hinter den Kulissen. Für 2017 will man den BoP-Prozess überarbeiten und so mehr Fairness schaffen.

Doch das alles ist Zukunftsmusik. Abschließend haben wir hier noch einmal alle unsere Rennberichte aus der WEC-Saison 2016 kompakt zusammengefasst: