Unfassbares Drama in Le Mans! Toyota ist 31 Jahre nach dem Debüt bei den 24 Stunden auf dem sicheren Weg zum Sieg, als das in Führung liegende Auto plötzlich ein Defekt ereilt. Drei Minuten vor dem Ende überholt Porsche den langsam dahinrollenden Toyota und verteidigt somit erfolgreich seinen Titel aus dem Vorjahr. Bei Toyota fließen daraufhin bittere Tränen der Enttäuschung.

LMP1: Hammer-Duell zwischen Toyota und Porsche

Start hinter dem Safety Car: Zum ersten Mal in der Geschichte wurde das Rennen hinter dem Safety Car gestartet, weil kurz vor dem Start einsetzender Regen auf der Strecke für teils tiefe Pfützen gesorgt hatte. Obwohl der Himmel rasch aufklarte, blieb das Safety Car über 50 Minuten draußen. Nach einer Stunde waren daher erst zehn Runden beendet. Die Fans goutierten diesen überlangen Safety-Car-Einsatz gegen Ende mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Der echte Start: Zunächst übernahm Neel Jani im #2-Porsche die Führung, doch rasch setzte sich Mike Conway im #6-Toyota an die Spitze. Früh kristallisierte sich heraus, dass es auf einen Zweikampf zwischen Porsche und Toyota hinauslaufen würde. Die vier Boliden der zwei Hersteller leisteten allesamt Führungsrunden im Rennen.

Audi früh ohne Siegchance: Die Ingolstädter mussten ihre Hoffnungen auf die Rückeroberung des Gesamtsieges früh zu Grabe tragen. Die #7 mit Andre Lotterer musste schon wenige Runden nach Freigabe des Rennens an die Box zu einer Reparatur. Audi musste den Turbo tauschen, was das Auto fünf Runden kostete. Es dauerte sechs Stunden, bis die #7 sich wieder an allen LMP2-Fahrzeugen vorbei gekämpft hatte. Bitter: Bei beiden Autos verlor man am frühen Abend Zeit, weil die Beleuchtung der seitlichen Startnummer nach einem Defekt wieder in Stand gesetzt werden musste. Die #8 hielt bis in die Vormittagsstunden immerhin einen Rückstand von zwei Runden, ehe man rund viereinhalb Stunden vor dem Ende zu einem langen Reparaturstopp einkehren musste.

Kein Tag für Underdogs: Vor dem Rennen hatte sich LMP1-Privatier Rebellion ernsthafte Chancen auf ein Podium ausgerechnet. Doch beide Autos des Schweizer Teams wurden von Defekten heimgesucht. Die #12 mit Heidfeld/Piquet/Prost verlor schon in der zweiten Rennstunde vier Runden und musste in der Nacht zu einer zweiten langen Reparatur. Die #13 mit Kraihamer/Tuscher/Imperatori lag bis vier Uhr morgens auf Rang 5, ehe das Auto mit Defekt ausrollte. Das ByKolles-Team fackelte nach 206 Runden - wie schon am Mittwoch - das Auto ab.

Porsche verliert ein Auto: Um 23:06 Uhr stoppte Brendon Hartley mit dem #1-Auto auf Platz drei liegend. Auf der Folgerunde schoss die Motortemperatur plötzlich in die Höhe, weshalb er erneut die Box ansteuern musste. Für satte 75 Minuten wurde an einem Schaden an der Wasserpumpe der #1 gearbeitet, ehe es für Hartley - mittlerweile aussichtslos zurück - wieder auf die Strecke ging. Doch schon nach wenigen Metern büßte er an Leistung ein und gurkte mit weit unter 100 km/h um die Strecke. Die neuerliche Reparatur dauerte 90 Minuten, sodass Hartley erst um 1:57 Uhr mit 38 Runden Rückstand wieder ins Rennen gehen konnte.

Das Duell um den Sieg: Ab den frühen Morgenstunden nahm das Duell um den Sieg so richtig Fahrt auf. Beide Toyota und Porsches #2 lagen teilweise nur durch acht Sekunden getrennt. Der Vorteil des japanischen Herstellers: Toyota konnte mit einer Tankfüllung 14 Runden pro Stint absolvieren und damit um eine mehr die deutsche Konkurrenz. Vier Stunden vor Schluss begannen plötzlich die Probleme bei #6: Zunächst drehte sich Kamui Kobayashi, dann ereilte Stephane Sarrazin ein Kühlungsdefekt, dessen Reparatur drei Runden dauerte. Danach trug der Franzose seinen Toyota nur noch im Sicherheitsmodus um die Strecke.

Das Drama in den Schlussminuten: Solide 50 Sekunden lag Kazuki Nakajima rund fünf Minuten vor dem Ende in Führung, als er plötzlich auf dem Funk über einen Leistungsverlust klagte. Sein Toyota wurde immer langsamer und rollte nur noch im Schritttempo über die Strecke. Drei Minuten vor dem Ende übernahm somit Jani im Porsche die Führung und erbte den Sieg. Bei Toyota flossen bittere Tränen an der Box. Die ausgerollte #5 fiel letztlich sogar komplett aus dem Klassement, weil das Auto die letzte Runde des Rennens nicht innerhalb der Maximalzeit von sechs Minuten beenden konnte.

Die Top-5 der LMP1-Klasse in Le Mans

Pos.FahrerAutoDistanz
1.Lieb/Jani/DumasPorsche 919 Hybrid384 Runden
2.Sarrazin/Conway/KobayashiToyota TS050 Hybrid381 Runden
3.Di Grassi/Duval/JarvisAudi R18 e-tron quattro372 Runden
4.Fässler/Lotterer/TréluyerAudi R18 e-tron quattro367 Runden
5.Bernhard/Webber/HartleyPorsche 919 Hybrid346 Runden

GTE Pro: Ford siegt beim Comeback

Die Veranstalter bekamen das erhoffte Duell zwischen Ford und Ferrari serviert. Zu Beginn mischte Porsche noch vorne mit, aber in den Stunden nach Mitternacht verlor der Hersteller zwei von drei Autos mit Defekt. Von Fords Quartett entwickelte sich die #67 zum Problemkind, das mehrfach repariert werden musste. In den Vormittagsstunden duellierten sich Fords #68, der in der Nacht sogar eine Durchfahrtsstrafe hinnehmen musste, und Ferraris #82. Toni Vilander drehte sich zweieinhalb Stunden vor dem Ende und machte somit die Bahn frei für Joey Hand, Sebastien Bourdais und Dirk Müller, der Fords Comeback-Sieg nach Hause brachte. Hinter dem #82 Ferrari landeten zwei weitere Ford GT.

Die Top-3 der GTE-Pro-Klasse in Le Mans

Pos.FahrerAutoDistanz
1.Hand/Müller/BourdaisFord GT340 Runden
2.Fisichella/Vilander/MalucelliFerrari 488 GTE340 Runden
3.Briscoe/Westbrook/DixonFord GT340 Runden

LMP2: Rene Rast verpasst Sieg

In der LMP2-Klasse ging es zu Beginn sehr spannend zu - inklusive mehrerer Führungswechsel. In den Abendstunden waren es die Autos #26 (mit Rene Rast), #46 (Thiriet by TDS Racing) und #36 (Signatech-Alpine), die sich an der Spitze munter abwechselten. Eine Durchfahrtsstrafe kurz vor 21 Uhr und ein Reifenschaden in den Nachtstunden warfen Rast und sein Team zurück. In der 17. Rennstunde verabschiedete sich die #46 nach einem Unfall von Teambesitzer Thiriet aus dem Rennen. Somit fuhr Signatech-Alpine mit Menezes/Lapierre/Richelmi einen knappen Sieg vor dem Rast-Team G-Drive Racing, das sich um eine Runde geschlagen geben musste, heim.

Die Top-3 der LMP2-Klasse in Le Mans

Pos.FahrerAutoDistanz
1.Menezes/Lapierre/RichelmiAlpine A460 Nissan357 Runden
2.Rusinov/Stevens/RastOreca 05 Nissan357 Runden
3.Petrov/Shaytar/LadyginBR01 Nissan353 Runden

GTE Am: Ferrari siegt in kleiner GT-Kategorie

Den in der GTE Pro verpassten Sieg holte Ferrari in der Amateur-Kategorie nach. Die #62 mit den US-Amerikanern Bill Sweedler, Townsend Bell und Jeff Segal setzte sich um eine Runde vor dem #83 Ferrari von Francois Perrodo, Emmanuel Collard und Rui Aguas durch. Das Podium komplettierte der #88 Porsche von Khaled Al Qubaisi, Patrick Long und David Heinemeier Hansson.

Die Top-3 der GTE-Am-Klasse in Le Mans

Pos.FahrerAutoDistanz
1.Sweedler/Bell/SegalFerrari 458 Italia331 Runden
2.Perrodo/Collard/AguasFerrari 458 Italia331 Runden
3.Al-Qubaisi/Heinemeier Hansson/LongPorsche 911 RSR330 Runden